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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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die Belüftung auf ihrer Seite ein und schaute sie prüfend an. “Ist wirklich alles in Ordnung?”
    Sie erlaubte sich, die Augen wieder zu schließen und nickte, während sie hoffte, dass ihr Puls sich beruhigte. Noch immer sehnte sie sich nach einem tiefen, erlösenden Schlaf. Aber sie wusste, dass sie sich jetzt nicht mehr entspannen konnte. Die Träume hatten ihre Angst geschürt. Womöglich war Manuel schon irgendwo in der Nähe. Sie stellte sich vor, wie er sie mit rasender Geschwindigkeit verfolgte und immer näher kam.
    Ein paar Minuten später wandte Preston sich wieder mit gesenkter Stimme an Max. Offenbar glaubte er, dass Emma wieder eingeschlafen war, aber sie hörte jedes einzelne Wort.
    “Passieren dort diese Unfälle, Max?”, fragte er. “Im Schlafzimmer?”
    “Welche Unfälle?”
    “Warst du dabei, als deine Mutter sich an der Hand verbrannt hat?”
    “Sie hat sich verbrannt?”
    Emma hatte die Verletzung Max gegenüber nie erwähnt. Es hätte keinen Sinn gemacht, sich extra eine Geschichte für etwas auszudenken, das er gar nicht bemerkt hatte.
    “Hast du das gar nicht bemerkt?”, fragte Preston.
    “Vielleicht war ich ja mit Juanita in der Bibliothek.”
    Du warst nicht in der Bibliothek, Max, du warst im Park. Emma erinnerte sich noch sehr gut an diesen Tag. Und an ihre Erleichterung darüber, dass ihr Sohn nicht im Haus war, als es zu diesem schrecklichen Streit mit Manuel kam.
    “Und wer ist Juanita?”, fragte Preston weiter.
    “Mein Kindermädchen.”
    “Du hast ein Kindermädchen?”
    “Ja. Sie kommt aus Mexiko”, erklärte Max stolz.
    “Spricht sie Englisch?”
    “Nein, Spanisch. So wie ich und mein Dad.” Max sprach jetzt in dem gleichen hochmütigen Tonfall, den Manuel anschlug, wenn er von seiner Herkunft erzählte. Falls Preston das bemerkt haben sollte, reagierte er jedenfalls nicht darauf.
    “Ich verstehe. Und deine Mommy? Spricht sie auch Spanisch?”
    Max zögerte. Bis zu dem Morgen, an dem sie aus San Diego gefahren waren, hatte Emma ihrem Sohn nichts von ihren Plänen mitgeteilt. Sie wusste nicht, ob er mitbekommen hatte, dass sie inzwischen auch Spanisch sprach.
    Offenbar schon, denn er sagte: “Manchmal.”
    Wenn ich muss, kann ich es ganz gut, dachte Emma zufrieden. Wie sorgfältig hatte Manuel versucht, einen engeren Kontakt zwischen ihr und den Bediensteten zu verhindern. Aber genau diese Bediensteten hatten ihr zur Flucht verholfen. Seine Angestellten – und dieser Mann, der jetzt neben ihr am Steuer saß und der bisher nur ein einziges Mal gelächelt hatte. Aber dieses eine Lächeln würde sie nie vergessen.
    “Wir haben ein Problem”, sagt Preston.
    Emmas Nerven spannten sich an, als sie zu ihm hinüberschaute. Bis zur nächsten Stadt war es nur noch eine Viertelstunde. Sie hatte sich schon auf das gemeinsame Abendessen gefreut. Und nun gerieten sie doch noch in Schwierigkeiten. Von denen hatte es doch schon gleich zu Beginn ihrer Flucht genügend gegeben. Zuerst war Manuel nicht wie geplant nach Mexiko geflogen. Dann hielt sie eine Verkehrsstreife an. Kurz darauf entdeckte die Polizei ihren gestohlenen Wagen, und sie musste einen fremden Mann um Hilfe bitten.
    Sie richtete sich auf und sah durch das Rückfenster. Es hätte sie nicht gewundert, Manuel in einem Wagen dicht hinter ihnen zu entdecken. Er hatte ihr versichert, dass sie ihm nie entkommen würde. Hatte gedroht, sie überall wiederzufinden, egal, wie weit sie flüchtete, egal, wie lange es dauerte. Und sie glaubte ihm. Aber abgesehen von einem langsam fahrenden Wohnmobil hinter ihnen, das Preston vor einigen Minuten überholt hatte, bemerkte sie kein Auto.
    “Was denn für ein Problem?”, fragte sie, während sie gleichzeitig versuchte, ihre Panik zu unterdrücken.
    “Der Motor ist zu heiß geworden.”
    Der Motor war auch schon heiß geworden, als sie gefahren war, aber sie hatte es nicht weiter ernst genommen. Wenn man eine Wüste durchquerte, musste man die Klimaanlage hochschalten, und das wirkte sich natürlich aus. Da Preston nichts weiter gesagt hatte, als sie ihn darauf hinwies, dachte sie sich, dass alles in Ordnung wäre.
    Jetzt sah die Situation anders aus. “Ist es schlimm?”, fragte sie.
    Er zuckte mit den Schultern und bremste ab. “Die Nadel ist im roten Bereich. Wir müssen erstmal anhalten.”
    Die Reifen knirschten, als sie auf dem mit Kies bedeckten Randstreifen stoppten.
    “Steigen wir jetzt aus?”, fragte Max eifrig.
    “Nur für ein paar Minuten”, sagte Emma und

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