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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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schaute auf ihre Armbanduhr. Es war schon nach sechs. Da sie ihm bei ihrem letzten Halt eine große Menge Insulin gegeben hatte, musste er sehr bald etwas zu essen bekommen. Die meisten Snacks hatten sie allerdings schon aufgebraucht. “Sie sind nicht zufällig ein guter Mechaniker?”, fragte sie.
    “Ich kenne mich eher mit Wertpapierkursen aus”, sagte Preston. “Mit Autos weniger.”
    Wertpapierkurse. Das kam ihr viel zu normal für diesen Mann vor. Aber es gab jetzt wichtigere Fragen zu beantworten. “Woran könnte es denn liegen?”
    Er beugte sich nach vorn, um den Hebel zu ziehen, der die Motorhaube öffnete. “Ich fürchte, es ist die Wasserpumpe.”
    “Das wäre aber ganz schlecht. Wenn die Pumpe kaputt ist, läuft der Motor sofort wieder heiß, sobald wir weiterfahren.”
    “So ist es. Ich bin schon froh, wenn wir es bis in den nächsten Ort schaffen.”
    “Und was dann?”
    Preston holte hinter dem Sitz einen Kanister hervor und öffnete die Fahrertür. “Dann lasse ich ihn reparieren.”
    Emma runzelte die Stirn. “Wenn es wieder nur so eine kleine Stadt ist wie die letzte, könnte es sein, dass es dort gar keine Werkstatt gibt.”
    “Die nächste Stadt ist Ely. Sie hat ungefähr fünftausend Einwohner und bestimmt auch eine Werkstatt.” Seine Stimme klang angespannt und ungeduldig.
    “Aber es ist schon nach sechs”, warf sie ein. “Da haben die Autowerkstätten wahrscheinlich schon geschlossen.”
    “Dann müssen wir eben in einem Motel übernachten.”
    So ein Mist. Wenn sie in einem Motel abstiegen, würden sie in dieser Nacht nicht mehr weiterkommen. Und Emma fand nicht, dass sie schon weit genug von dem Ort entfernt war, wo man sie wegen Autodiebstahls verhaften wollte. Von Kalifornien und Manuel gar nicht zu reden.
    “Aber Sie nehmen uns doch mit, wenn Sie weiterfahren, oder?” Sie hasste es, schon wieder betteln zu müssen. Aber sie wusste, dass Preston über diese Unterbrechung auch nicht glücklicher war als sie. Aus welchem Grund auch immer wollte er so schnell wie möglich nach Iowa kommen.
    Er wich ihr aus, vermied eine Antwort.
    “Preston?”
    Das war das erste Mal, dass sie seinen Vornamen aussprach. Er bemerkte es auch, denn er antwortete: “Was haben Sie eben gesagt
, Emma?”
    “Sie haben es doch gehört”, sagte sie, zu müde, weiter auf seine schlechte Laune einzugehen.
    Mit verschlossenem Gesicht beobachtete er Max, der gerade auf der anderen Wagenseite ausstieg. “Ich weiß es noch nicht. Vielleicht setzte ich Sie auch in einen Bus, wenn wir irgendwo eine Station finden.”
    Emma seufzte und sah ihm zu, wie er die Motorhaube hochhob. Wenn er sich bemühte, nett zu sein, konnte man einfach nicht anders, man musste ihn mögen. Aber allzu oft kam das nicht vor.
    Das Leben hat ihm übel mitgespielt …
    Was auch immer diesem Mann zugestoßen war, es hatte deutliche Narben in seiner Seele hinterlassen.
    Als sie schließlich eine Stunde später ganz langsam in den Ort rollten, war Preston mit seinen Nerven am Ende. Alle paar Minuten hatten sie anhalten müssen, um den Motor zu kühlen, und die Fahrt kam ihnen endlos vor. Alle drei waren total durchgeschwitzt, erschöpft und hungrig. Weil Preston andauernd die Motorhaube öffnen musste und vermeiden wollte, dass Emma oder Max die Pistole entdeckten, trug er sie jetzt im Hosenbund, was nicht gerade bequem war. Max jammerte ununterbrochen, er wolle endlich aussteigen und etwas essen oder wieder nach Hause. Und Preston wollte seine Mitfahrer nur noch loswerden. Auch wenn es nicht fair war, machte er sie für die Probleme verantwortlich, in denen er jetzt steckte. Zumindest hatten die beiden ihn in emotionale Schwierigkeiten gebracht. Er hätte sie niemals mitnehmen dürfen. Es war doch absehbar gewesen, dass es Scherereien geben würde.
    “Da ist eine Werkstatt”, rief Emma, als sie an einer der wenigen Ampeln im Ort hielten.
    Neben einer blau gestrichenen Wellblechhütte stand auf einem Schild mit roter Schrift: “Mel’s Autowerkstatt”. Die Garagentore waren allerdings schon zu und das Büro sah leer aus.
    “Die ist geschlossen”, stellte Preston fest. Was um diese Uhrzeit kein Wunder war.
    “Sieht so aus.”
    Stöhnend wendete Preston und lenkte den Wagen zurück zu dem Motel, an dem sie gerade vorbeigekommen waren. Dort würde er sich ein Zimmer nehmen, etwas zu essen bestellen und ins Bett gehen. Morgen früh konnte er dann den Wagen zur Werkstatt bringen und zusehen, dass er so schnell wie möglich wieder

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