Flieh solange du kannst
du?”
“Der Swimmingpool ist nur für die Kunden.”
“Was sind denn Kunden?”
“Die Leute, die dafür bezahlen, dass sie in diesem speziellen Hotel übernachten dürfen.”
“Aber Mr. Holman bezahlt doch für sein Zimmer. Können wir ihn nicht fragen, ob er uns erlaubt, den Pool zu benutzen?”
Nein, bestimmt nicht! So wie sie auseinandergegangen waren, wäre es wirklich das Allerletzte für Emma, diesen Mann um einen Gefallen zu bitten. Aber vielleicht konnte man einfach kurz hinübergehen und hineinspringen. Falls man sie dabei ertappte, warf man sie wahrscheinlich hinaus, aber viel Schlimmeres konnte kaum passieren. Ein bisschen körperliche Betätigung täte Max gut. Und vielleicht entspannte sie sich ein wenig.
“Also gut”, sagte sie. “Wenn ich Juanitas Schwester angerufen habe, gehen wir rüber und sehen, ob wir irgendwie reinkommen.”
“Kommt Juanita dann auch mit?”
“Sie ist viel zu weit weg, Liebling.”
“Aber warum rufst du dann ihre Schwester an?”
“Nur um zu fragen, wie es Juanita so geht.” Und um ihr eine Nachricht zu übermitteln. Emma wollte herausfinden, wo Manuel sich gerade aufhielt, um abschätzen zu können, ob sie sich in Sicherheit befanden. Außerdem wollte sie fragen, was es mit dem kopierten Zettel auf sich hatte, den Juanita ins Handschuhfach gelegt hatte.
Sie griff nach dem Apparat, holte das Blatt mit den Telefonnummern aus der Handtasche und wählte Rosas Nummer. Sie hatte das Zimmer bar bezahlt, aber der Mann an der Rezeption hatte trotzdem darauf bestanden, dass sie ihre Kreditkartennummer angab, falls weitere Kosten anfielen, zum Beispiel durch Telefongebühren. Das war auch die einzige Möglichkeit, hier noch Geld auszugeben, denn es gab weder eine Mini-Bar im Zimmer noch einen Fitnessraum im Hotel. Glücklicherweise konnte sie für den Anruf eine der Prepaid-Karten benutzen, die Carlos ihr besorgt hatte. Ein Anruf nach Kalifornien kostete nicht sehr viel – und Manuel konnte ihr wegen des Telefonats nicht auf die Spur kommen, weil die Kreditkarte auf ihren neuen Namen ausgestellt war.
“
Hola?”
, meldete sich eine Stimme gleich nach dem ersten Klingelzeichen.
“Rosa?”
“
Sí.
Wer spricht denn da?”
“Ich – es tut mir leid, dass ich Sie stören muss. Juanita hat mir diese Nummer gegeben und gesagt, ich könne mich dort melden. Ich bin Emma.”
“Vanessa?”
Offenbar hatte Juanita ihre Schwester eingeweiht, sonst hätte sie den neuen Namen nicht mit dem alten in Verbindung bringen können. “Ja.”
Die Frau am anderen Ende der Leitung holte tief Luft, und Emma bemerkte, dass sie weinte. “Sie ist gestern Abend ganz normal zu Bett gegangen, aber als ich sie heute Morgen angerufen habe, war sie fort. Sie ist nicht zur Arbeit gegangen. Niemand kann mir sagen, wo sie ist. Wir haben schon die Polizei angerufen. Die meint, sie sei vielleicht nach Mexiko gefahren. Aber das würde sie niemals tun, ohne mir vorher Bescheid zu geben. Ich bin in ihrer Wohnung gewesen. Sie hat kein Gepäck mitgenommen.”
Über Emmas Rücken liefen kalte Schauer. “Was ist mit Carlos?”
“Ist das der Gärtner, von dem Juanita mir erzählt hat?”
“Ja.”
“Ich weiß es nicht. Ihn habe ich auch nirgendwo finden können.” Rosa schluchzte. “Es ist etwas Schlimmes passiert. Ich weiß es.”
Emma rang nach Luft. “Haben Sie etwas von Manuel gehört?”
“Diesen Mistkerl habe ich als allererstes angerufen”, brach es aus Rosa hervor. “Er ist nicht zu Hause, sondern losgefahren, um nach Ihnen zu suchen.”
Damit hatte Emma gerechnet. Aber sie hätte niemals gedacht, dass Juanita etwas zustoßen könnte. Juanita hatte ihr geholfen. War sie deshalb verschwunden? Und was war mit Carlos passiert?
Was bedeutete das alles? Emma wollte den Gedanken beiseitedrängen, aber natürlich wusste sie ganz genau, dass Juanita niemals freiwillig fortgegangen wäre. War Manuel wirklich derart besessen, rachsüchtig und gefährlich? Falls das stimmte, befand sie sich in viel größerer Gefahr, als sie sich je ausgemalt hatte.
“Hast du es bei Manuels Handy versucht?”
Das Zittern in ihrer Stimme beunruhigte Max. “Was ist denn los, Mommy?”
Aber Emma war viel zu aufgeregt, um zu antworten.
“Er meldet sich nicht”, sagte Rosa.
“Und im Büro?”
“Dort habe ich einen seiner Brüder erreicht, José. Er sagte, Carlos sei von der Grenzpolizei abgeführt worden.”
Emmas Magen zog sich zusammen. Vor ihrem geistigen Auge erschien der lächelnde Carlos
Weitere Kostenlose Bücher