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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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lieber einkaufen oder geben sich Schminktipps, meinst du nicht?”
    Tatsächlich spielte Christy sehr gern Golf, und Preston hätte sie auch eingeladen mitzukommen, wenn sie nicht in Dallas’ Schule den Elterndienst übernommen hätte. “Christy interessiert sich auch noch für eine Menge anderer Sachen”, erklärte er.
    Vincent ließ den Schläger ein paar Mal zur Probe durch die Luft sausen. “Was hältst du davon, wenn wir nächsten Monat mal nach Carmel fahren?”
    Vincent und Joanie hatten keine Kinder, und es war klar, dass sie erwarteten, dass Preston und Christy ihren Sohn woanders unterbrachten, wenn sie mitkämen. Aber obwohl Christys Eltern gern auf den Jungen aufpassten, wollten sie und Preston den Jungen nicht öfter als zweimal im Jahr fortgeben. “Kannst du dich denn so oft frei machen bei deinem Beruf?”, fragte Preston.
    Vincent zuckte mit den Schultern. “Es ist ja eine ganze Gruppe. Wir können uns frei nehmen, wenn einer der anderen Ärzte Notdienst hat, oder wir können eine Schicht tauschen.”
Zack.
Er schlug den Ball fort, und die beiden Männer schauten ihm nach, wie er durch die Luft sauste.
    “Nicht schlecht”, stellte Preston fest, nachdem der Ball ungefähr drei Meter von seinem eigenen entfernt ins Gras gefallen war.
    Vincent stützte sich auf den Golfschläger und lächelte zufrieden. “Siehst du? Ein bisschen von deinem Glück hat schon auf mich abgefärbt.”
    Vom Pazifik her wehte eine kühle Brise und zerzauste Prestons Haare, als er den Schläger über die Schulter legte und sich auf den Weg zum nächsten Loch machte. Natürlich hätten sie auch einen Golfwagen nehmen können, aber Preston ging lieber zu Fuß.
    “Wie sieht es eigentlich mit nächstem Wochenende aus? Wir wollten doch zusammen mit euch grillen”, fragte Vincent.
    Davon wusste Preston noch gar nichts. “Sind wir denn eingeladen?”
    “Soweit ich weiß, hat Joanie das mit Christy vereinbart.”
    “Das hat sie mir noch gar nicht erzählt. Können wir Dallas mitbringen?”
    “Natürlich.”
    “Dann kommen wir gern.”
    Vincent lächelte. “Wir sind so froh, dass wir hierhergezogen sind. Es ist, als hätten wir ein ganz neues Leben angefangen.”
    “Wo habt ihr denn vorher gewohnt?”, fragte Preston.
    “In Pennsylvania”, sagte Vincent.
    “Ihr habt uns noch nie davon erzählt.”
    “Ach, die kleine Stadt, in der wir gewohnt haben, ist nicht der Rede wert”, sagte Vincent abschätzig. “Lockwood, die meisten Leute haben noch nie davon gehört.”
    “Was war denn so schlecht an Lockwood?”
    “Zuerst hat es uns dort ganz gut gefallen, es war schon toll. Aber dann …” Auf einmal huschte ein Schatten über das Gesicht von Vincent.
    “Aber dann was?”
    “Einer meiner Patienten ist gestorben. So etwas passiert halt, weißt du. Wenn man Arzt ist, muss man mit so etwas rechnen. Aber danach …” Er schüttelte den Kopf. “Ich weiß auch nicht. Der Ort kam mir anschließend irgendwie verflucht vor.”
    Normalerweise schwärmte Vincent unentwegt darüber, wie sehr er seinen Beruf liebte. Gerade gab er zum ersten Mal zu, dass die Arbeit als Arzt auch ihre Schattenseiten hatte.
    “Wie alt war denn der Patient?”
    Vincent seufzte. “Das ist ja das Schlimme an der ganzen Geschichte. Es war ein Kind, ein Junge, gerade mal sieben Jahre alt.”
    Voller Mitgefühl drehte Preston sich zu Vincent um. “Das ist sicherlich besonders hart. Woran ist er denn gestorben?”
    Mit einem Mal wirkte Vincent ablehnend. “Es war nicht meine Schuld”, stieß er hervor.
    “Das habe ich auch nicht gemeint. Ich weiß doch gar nichts davon.”
    “Tut mir leid, vergiss es”, sagte Vincent. “Du weißt ja, wie das ist, ein Arzt möchte am liebsten die ganze Welt retten. Und manchmal geht das eben nicht.”
    Von heute aus betrachtet, war alles so offensichtlich! Wenn Preston jetzt darüber nachdachte, lief es ihm kalt den Rücken herunter. Er hätte sich nicht so einfach von Vincent abspeisen lassen sollen. Aber damals wollte er ihm natürlich nicht zu nahe treten. Also sagte er diese schrecklichen Sätze: “So ist das Leben. Du solltest dich deswegen nicht zu sehr plagen. Sieh nach vorn.”
    “Ja”, antwortete Vincent, “das sagt Joanie auch immer.”
    “Du solltest auf sie hören.”
    Armer Vincent … von wegen! Preston wälzte sich im Bett herum und knirschte mit den Zähnen. Wirklich erstaunlich, dass Vincent sich nach all dem, was mit Billy Duran geschehen war, zum Märtyrer stilisiert hatte.
    Einfach

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