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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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nicht los. Wären sie doch nur nach Salt Lake City gezogen, wie sie es kurz nach ihrer Heirat überlegt hatten. Damals hatte Preston gezögert, denn er stammte aus Montana und hatte einfach keine Lust auf die eiskalten und schneereichen Winter des Mittelwestens. Christy wiederum hatte Verwandte in Kalifornien, und so blieben sie an der Westküste. Preston machte schnell Karriere als Börsenmakler, und Dallas kam auf die Welt. Drei Jahre später verdiente Preston seine erste Million, und sie zogen in ein hübsches Haus in der Half Moon Bay. Eine glückliche Familie, die ihr Leben im Wohlstand genoss.
    Sechs Monate, nachdem sie ihr neues Heim bezogen hatten, kauften die Wendells ein Haus in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft.
    Die ganze Katastrophe wäre nicht passiert, wenn sie sich damals für Salt Lake City entschieden hätten.
    Preston nahm eine Ausfahrt und lenkte den Wagen Richtung Stadtzentrum. Langsam wurde es höchste Zeit, ein Hotel zu finden.
    Glücklicherweise kannte er sich noch ganz gut in der Stadt aus und erinnerte sich sogar an einige Hotelnamen. Er entschied sich für das Hilton und parkte vor dem Eingang. Da Emma und Max fest schliefen, stieg er aus und betrat die Lobby. An der Rezeption buchte er ein Doppelzimmer. Für Emma ein Extrazimmer zu nehmen, machte keinen Sinn. Die Preise im Hilton konnte sie sich sowieso nicht leisten, und außerdem hatten sie ja schon einmal eine Nacht zusammen verbracht. Ein oder zwei Tage hielten sie es zusammen schon noch aus.
    Nachdem er die Formalitäten erledigt hatte, ging er zurück zum Auto und stellte fest, dass die beiden immer noch fest schliefen.
    Preston schaute Emma an. Sie atmete regelmäßig und wirkte endlich entspannt. Wie hatte das alles nur passieren können? Vor ein paar Tagen war er noch völlig unabhängig gewesen und hatte sich um niemanden außer sich selbst kümmern müssen. Und jetzt fuhr er mit einer Frau und einem Kind durch die Gegend.
    Er erinnerte sich daran, wie Emma ihren Sohn gehalten hatte, als er ihr in Maudes Motel zum ersten Mal begegnet war. In ihrem jetzigen Zustand könnte sie den Jungen bestimmt nicht tragen, dazu war sie viel zu erschöpft und geschwächt. Aber Max aufzuwecken, kam auch nicht in Frage. Also musste Preston sich überwinden.
    Er hängte sich seine Reisetasche über die Schulter und beugte sich in den Wagen. Dann löste er Max’ Sicherheitsgurt und hob den Jungen heraus.
    Als Max sich an seine Brust schmiegte, hätte er vor Schmerz und Sehnsucht beinahe aufgestöhnt. Tränen schossen ihm in die Augen. Der weiche zarte Körper des Jungen, der Duft der Haare, der Geruch nach Erde an den schmutzigen Kleidern überwältigten Preston. Er umschlang Max mit beiden Armen. Es fühlte sich wunderbar an, wie lange hatte er das vermisst. Und Max war tatsächlich ungefähr so alt und auch etwa so schwer wie Dallas zuletzt.
    Preston vergrub sein Gesicht in Max’ Haarschopf.
Ich vermisse dich, Dallas. Ich vermisse das Durcheinander, das du immer verursacht hast, die Kleckerei, die du beim Essen veranstaltet hast, dass du den Fernseher immer zu laut eingestellt hast, wenn du deine Zeichentrickfilme sehen wolltest, wie du mich genervt hast, wenn ich in Ruhe telefonieren wollte, und all die Spielsachen und Bälle, die du im ganzen Haus verteilt hast …
    Die Beifahrertür quietschte. Preston riss den Kopf nach oben. Auf keinen Fall wollte er in einem derartigen Moment der Schwäche ertappt werden. Emma sah ihn verschlafen an. Anscheinend hatte sie nicht mitbekommen, dass er ihren Jungen an sich gedrückt hatte. Und jetzt war sie viel zu sehr beschäftigt, ihre Sachen zusammenzusuchen.
    “Ich habe gar nicht gemerkt, dass wir angehalten haben. Sind wir schon in Salt Lake City?”
    “Ja.” Er hielt Max jetzt nicht mehr so fest an sich gepresst und hoffte, keinen weiteren Gefühlsausbruch zu erleiden.
    Emma stolperte aus dem Auto und warf einen Blick auf das Hotelgebäude, das neben ihnen in den Nachthimmel ragte. “Ist das …”
    “Ein Hotel, ja.”
    “Aber das ist doch das Hilton.”
    “Stimmt.”
    Er erwartete, dass sie etwas über die hohen Zimmerpreise sagen würde, aber sie biss sich auf die Lippen und schwieg.
    Angesichts ihrer offensichtlichen Irritation musste Preston lächeln. Es ist doch wirklich unglaublich, dachte er. In was für eine verrückte Geschichte bin ich denn da geraten? Was für ein Durcheinander: Erst laufe ich davon, dann komme ich zurück und nehme sogar ihren Sohn auf den Arm, damit sie ihn nicht

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