Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flieh Wenn Du Kannst

Flieh Wenn Du Kannst

Titel: Flieh Wenn Du Kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
Vom Netzwerk:
Alibi?« wiederholte Bonnie ungläubig.
    »Weshalb sollten wir lügen?« fragte Adeline.
    »Und heute?« fragte Bonnie, ohne auf Adelines Frage einzugehen. »Hat er heute auch frei?«
    »Ich glaube, ja. Soviel ich weiß wechselt das von Woche zu Woche. Aber ich weiß nicht, was Nick heute getan hat. Er war schon weg, als wir aufgestanden sind.«
    »Das macht nichts«, erklärte Bonnie und stemmte beide Hände in das Sofa, um endlich aufzustehen. »Ich weiß, wo er heute war.« Sie ging zur Haustür und vermied es bewußt, die Treppe hinaufzublicken, die Geister zur Kenntnis zu nehmen, die gleich hinter der Schlafzimmertür warteten. »Sagt ihm nur, er soll sich von meiner Tochter fernhalten«, sagte sie kurz, riß die Haustür auf und rannte den Weg hinunter zu ihrem Auto, ehe jemand etwas erwidern konnte.
     
    Was, zum Teufel, ist mit mir los? Bonnie starrte wütend ihr Bild im Rückspiegel ihres Wagens an. In ihren Augen glänzten immer noch Tränen, ihre Lider wirkten geschwollen. Fang jetzt ja nicht an zu heulen, befahl sie sich zornig. Fang ja nicht an zu heulen. Wie war sie nur auf die blödsinnige Idee gekommen, in dieses Haus zurückzukehren? Was hatte sie sich von einer Konfrontation mit ihrem Vater und seiner Frau erhofft? Hatte sie etwa erwartet, ihr Vater würde sich ihr zu Füßen werfen und um Vergebung betteln? Verzeih mir, daß ich ein so schlechter Vater war; verzeih mir, daß deine Mutter meinetwegen so viel leiden mußte; ich kann nicht länger mit der Schuld an ihrem Tod leben. War es das, was sie zu hören gehofft hatte?
    Wie kam ihr Vater überhaupt dazu, in diesem Haus zu leben? Hatte denn nicht gerade er es mehr als eilig gehabt, es zu verlassen? War nicht er derjenige gewesen, der gegangen war, der ihre Mutter mit zwei Kindern im Stich gelassen hatte? Welches Recht hatte er, in diesem Haus zu leben? Hier glücklich zu sein? Wie würde ihre Mutter sich fühlen, wenn sie das wüßte?
    Ich hätte nie da hinfahren sollen. Ich bin wirklich zu blöd. Einfach blöd. Bonnie schlug sich mit der Faust an den Kopf. Ich hab’ nicht mehr alle Tassen im Schrank. Wie konnte ich nur in dieses Haus zurückgehen?
    Was hatte ihr Vater gesagt? Er habe angenommen, sie wäre gekommen, um über ihre Mutter zu sprechen? Wieso hatte er das angenommen? Was glaubte er denn, was sie ausgerechnet ihm zu sagen haben würde? Was glaubte er, was sie ausgerechnet von ihm hören wollte?
    »Hauptsache, du richtest Nick aus, was ich gesagt habe«, sagte sie laut und atmete auf, als sie das Ortsschild von Weston vor sich auftauchen sah.
    Es war natürlich möglich, daß Nick mit dem, was Amanda heute nachmittag zugestoßen war, überhaupt nichts zu tun hatte. Denn was sollte er für einen Beweggrund haben, ihrem Kind etwas anzutun? Was konnte er dadurch zu erreichen hoffen?
    Der einzige Mensch, der davon profitieren würde, wenn ihr oder Amanda etwas zustieß, war Rod. Die Erkenntnis traf Bonnie wie ein Schlag, und sie trat unwillkürlich so hart auf die Bremse, daß der Wagen mit einem Ruck stehenblieb. Der Motor erstarb.
    »Jetzt drehst du aber wirklich durch«, sagte sie sich, während sie wieder startete, froh, daß niemand hinter ihr war. »Ich brauche gar nicht darauf zu warten, daß mich jemand erschießt«, brummte sie. »Ich bring’ mich gleich selber um.«
    Wie konnte sie so etwas überhaupt denken? Rod war der gütigste, liebste Mensch auf der Welt, trotz allem, was ein paar Freunde und Nachbarn von Joan über ihn denken mochten. Was hatte Caroline Gossett bei Joans Beerdigung eigentlich mit ihrer Bemerkung gemeint? »Wahrscheinlich habe ich Gerechtigkeit erwartet«, hatte sie gesagt. Was sollte das heißen?
    Was war denn so aufregend daran, daß Rod ihr Leben und das seiner Kinder versichert hatte? Es gab Millionen Familienväter, die das Leben ihrer Angehörigen versichern ließen.
    Auch ihre Kinder? flüsterte es. Mit einer Verdoppelungsklausel?
    Rod hat für die Zeit von Joans Tod kein Alibi, flüsterte es weiter. Er hat sich mit deinem Bruder getroffen, ohne dir etwas davon zu sagen.
    Er hatte sich in seinem Büro aufs Ohr gelegt, weil er die ganze Nacht nicht geschlafen hatte, konterte Bonnie. Nick ist unangemeldet zu ihm gekommen, weil er ihm irgendeine verrückte Idee für eine Serie aufschwatzen wollte. Rod hat es mir nicht gesagt, weil er mich nicht aufregen wollte.
    Aber vielleicht hatte es auch einen anderen Grund für Nicks Besuch im Studio gegeben. Vielleicht hatten die beiden Männer andere Dinge zu

Weitere Kostenlose Bücher