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Flieh Wenn Du Kannst

Flieh Wenn Du Kannst

Titel: Flieh Wenn Du Kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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eigenbrötlerisch. Und Lauren war immer mehr die Tochter ihres Vaters. Joan hat sich bemüht, aber... was kann man da schon tun?«
    Bonnie folgte Caroline aus der Küche in das geräumige Wohnzimmer, in dem neben dem großen Bronzeakt noch weitere Skulpturen standen – ein Frauentorso, der Kopf eines Kindes, eine kleine Tänzerin. An den Wänden hingen so viele Zeichnungen und Gemälde – manche Öl, manche Pastell -, daß man fast den Eindruck bekommen konnte, sich in einer Galerie zu befinden.
    »Sind die alle von Ihnen?«
    »Die meisten davon.«
    »Sie sind sehr schön«, sagte Bonnie. »Ganz besonders gefällt mir das hier.« Sie wies auf das Ölgemälde einer Frau, die vor einem Spiegel stand, aus der ihr ihr eigenes Bild im Alter, ganz in Blau-und Violettönen, entgegenblickte.
    »Ja, das wußte ich schon vorher. Das war auch Joans Lieblingsbild.«
    Bonnie wich augenblicklich vor dem Gemälde zurück und stieß dabei an das Klavier, das hinter ihr stand.
    »Spielen Sie?«
    »Nicht sehr gut.« Caroline ließ sich mitten auf das weiße Sofa fallen. »Setzen Sie sich doch und sagen Sie mir, was ich für Sie tun kann.«
    Bonnie ließ sich vorsichtig auf der Kante eines weißen Sessels nieder. »Ein paar Bemerkungen, die Sie bei der Beerdigung gemacht haben, haben mich neugierig gemacht.«
    »Da müssen Sie erst einmal mein Gedächtnis auffrischen.«
    »Sie haben mit Rod gesprochen und sagten, er sähe gut aus. Darauf erwiderte er, daß Sie darüber enttäuscht zu sein schienen.«
    »Oh, ja. Ich weiß noch, daß mir der Gedanke durch den Kopf schoß, ganz tief in irgend jemandes Schrank müsse ein sehr, sehr häßliches Gemälde von Ihrem Mann versteckt sein«, sagte Caroline, sich mit dem Zeigefinger ihrer rechten Hand leicht auf die Unterlippe klopfend.
    »Mein Mann ist wohl kaum Dorian Gray«, entgegnete Bonnie. Wollte die Frau etwa andeuten, ihr Mann habe eine Art Teufelspakt geschlossen? »Etwas später sagten Sie: >Wahrscheinlich habe ich Gerechtigkeit erwartet.< Was meinten Sie damit?«
    Caroline hob ihr Glas zu den Lippen und trank halb aus. »Was verstehen Sie daran nicht?«
    »Ich verstehe nicht, warum Sie meinen Mann nicht mögen«, antwortete Bonnie wahrheitsgemäß.
    Caroline schüttelte den Kopf. Ihr Haar löste sich aus dem Band und fiel ihr ins Gesicht. »Ist es denn wichtig, was ich von Rod halte?«
    »Nein«, antwortete Bonnie hastig und senkte die Lider, um die Lüge zu verbergen. Doch gleich hob sie ihren Blick wieder. »Ich weiß nicht, warum es für mich wichtig ist«, korrigierte sie sich. »Aber seit der Beerdigung gehen mir Ihre Bemerkungen dauernd im Kopf herum. Ich frage mich natürlich, was zwischen Ihnen beiden vorgefallen ist, daß Sie eine so starke Abneigung gegen ihn haben.«
    »Sie haben ihn nicht danach gefragt«, stellte Caroline fest.
    Bonnie sagte nichts.
    »Lassen Sie mich raten.« Caroline schob sich ein paar Haarsträhnen hinter die Ohren und richtete ihren Blick zur Zimmerdecke. »Er hat Ihnen erzählt, ich wäre eine alberne Wichtigtuerin und gehörte einer unglücklichen Vergangenheit an, von der er nichts mehr wissen will.« Sie sah Bonnie direkt ins Gesicht. »Warm?«
    »Ziemlich warm, ja.«
    Caroline lachte. »Sie gefallen mir. Aber das ist nicht weiter verwunderlich. Rod hatte bei Frauen immer einen sehr guten Geschmack.«
    »Was war zwischen Ihnen und Rod?« wiederholte Bonnie.
    »Zwischen uns beiden? Nichts.«
    »Warum dann diese Ablehnung?«
    Caroline trank den Rest ihrer Limonade aus und stellte das Glas auf den Beistelltisch neben dem Sofa. »Sind Sie sicher, daß Sie das hören wollen?«
    »Nein«, bekannte Bonnie. »Aber erzählen Sie es mir trotzdem.«
    Caroline atmete einmal tief durch. »Ich überlege, wie ich das möglichst freundlich formulieren kann«, sagte sie und schwieg, offensichtlich auf der Suche nach den richtigen Worten. »Ihr Mann ist ein unsensibles Arschloch und ein Schürzenjäger. Wie ist das?«
    Bonnie zuckte zusammen, dachte kurz daran zu gehen, rührte sich nicht von der Stelle.
    »Können Sie sich etwas genauer erklären?« Sie hätte beinahe gelacht. Die Frau, die ihr gegenübersaß, hatte ihren Mann soeben als unsensibles Arschloch und Schürzenjäger bezeichnet, und sie, Bonnie, reagierte darauf, indem sie um eine nähere Erklärung bat. Umwerfend, wie Diana gesagt hätte.
    »Sie möchten Beispiele«, sagte Caroline.
    »Ich wäre Ihnen dankbar, ja.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher.«
    »Sprechen Sie trotzdem.«
    »Nein, jetzt

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