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Flieh Wenn Du Kannst

Flieh Wenn Du Kannst

Titel: Flieh Wenn Du Kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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die getrunken hat, die keine Zeit für dich hatte und die dir niemals ihre Zuneigung zeigte.«
    »Ach wo, das war nicht schwer.« Seine Worte trieften vor trotziger Abwehr.
    »Du bist sicher ziemlich sauer auf sie.«
    Er lachte höhnisch und warf die Hände in die Luft. »Sie ist tot. Wie kann ich da sauer auf sie sein?«
    »Wenn ein Mensch stirbt, heißt das noch lange nicht, daß auch unser Zorn auf ihn stirbt.«
    »Ach ja? Also mich läßt das alles ziemlich kalt.«
    »Und was ist mit deiner Großmutter?« fragte Bonnie, das Thema wechselnd.
    »Mit meiner Großmutter? Was soll mit ihr sein?«
    »Ich war heute bei ihr.«
    »Tatsächlich? Und – hat sie dich erkannt?«
    »Nein.«
    Sam lachte. »Hab’ ich mir gedacht.«
    »Was hast du gesagt?« rief es von der Tür her. Bonnie drehte sich um und sah Lauren dort stehen, aschfahl im Gesicht. »Hast du gesagt, daß du bei unserer Großmutter warst?«
    Unten wurde die Haustür geöffnet und geschlossen. »Bonnie?« rief Rod laut. »Bonnie, bist du da?«
    »Ich bin oben«, rief Bonnie überrascht zurück. »Ich dachte, du kämst heute wieder später.«
    »Ich hab’ Marla gesagt, daß es irgendwann auch mal genug sein muß«, erklärte Rod, schon die Treppe hinauflaufend. »Ich habe ein Zuhause, ich habe eine Familie, ich habe eine schöne Frau, für die ich viel zu wenig Zeit habe.« Er näherte sich Sams Zimmer und blieb stehen, als er Bonnie mit seinen beiden Kindern sah. »Was ist denn hier für eine Versammlung?« fragte er.

15
    Sie saßen auf dem Fußende des Betts. »Ich habe eine Überraschung für dich«, sagte er.
    Bonnie sah ihren Mann lächelnd an. »Du bist heute abend voller Überraschungen«, erwiderte sie und zählte sie sich im stillen noch einmal auf: seine frühe Heimkehr, seine unerschütterlich gute Laune, seine Gelassenheit, als er von ihrem Besuch bei Elsa Langer hörte, seine eifrige Bereitschaft, ihr beim Tischdecken, Abspülen und Aufräumen zu helfen. Er hatte sich dazugesetzt, als Lauren Amanda eine Gute-Nacht-Geschichte vorlas und die Kleine dann zu Bett brachte, hatte sich danach sogar eine halbe Stunde Zeit für seine ältere Tochter genommen.
    »Ich glaube, Lauren hat sich wirklich gefreut, daß du heute abend mal Zeit für sie hattest«, sagte Bonnie zu ihrem Mann.
    »Es hat mir Spaß gemacht«, erwiderte Rod. »Sie ist wirklich eine Süße.«
    »Ich wollte, ich könnte ein bißchen mehr für sie tun.«
    »Sei einfach du selbst. Dann wird es schon werden.«
    »Worüber habt ihr beide euch denn unterhalten?«
    »Hauptsächlich über Marla.«
    »Über Marla?«
    »Du weißt doch, wie junge Leute sind.« Er zuckte ein wenig wegwerfend mit den Achseln. »Sie wollte wissen, was Marla für ein Mensch ist, ob sie einen Freund hat und dergleichen Dinge mehr.«
    »Hat sie denn einen?« Bonnie erinnerte sich vage, daß Marla gerade wieder einmal geschieden war.
    »Ich habe keine Ahnung«, versetzte Rod. »Ich bin ihr Regisseur, nicht ihr Vertrauter. Wir werden das übrigens bald erfahren.«
    »Was heißt das?«
    »Na, spätestens beim Abendessen am Samstag.«
    »Bei welchem Abendessen am Samstag?« fragte Bonnie verwundert.
    »Wir sind diesen Samstag bei Marla zum Essen eingeladen«, erklärte er. »Hast du das vergessen?«
    »Vergessen? Das ist das erste, was ich höre.«
    »Ich hab’ dir schon vor einem Monat von dieser Einladung erzählt«, sagte Rod. »Es wundert mich allerdings nicht, daß es dir bei dem Wirbel in der letzten Zeit entfallen ist.«
    »Rod, ich glaube, einen ganzen Abend mit Marla Brenzelle halte ich im Augenblick nicht aus. Außerdem haben wir keinen Babysitter.«
    »Wir haben zwei halbwüchsige Kinder.«
    »Nein, das geht nicht«, protestierte Bonnie. »Du weißt doch, wie Joan darüber dachte. Sie wollte nicht, daß wir ihre Kinder als Babysitter ausnutzen.«
    »Sie sind auch meine Kinder«, erklärte Rod. »Und ich glaube, sie machen es gern. Sie mögen Amanda, und Amanda ist ganz vernarrt in die beiden. Außerdem bin ich der Meinung, daß sie sich dadurch mehr zur Familie gehörig fühlen werden. Und das ist es doch, was du gern möchtest – daß wir eine richtige Familie werden, nicht wahr? Die beiden sind okay«, fügte er hinzu, und in seiner Stimme schwang ein Ton der Überraschung, als hätte er diese beiden Fremden, die seine eigenen Kinder waren, eben erst kennengelernt.
    Und vielleicht war es ja auch so, dachte Bonnie, die, obwohl sie es nicht gern tat, zugeben mußte, daß Caroline Gossett mit ihrer Beurteilung

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