Flieh Wenn Du Kannst
Modezeitschriften?
»Könnte ich so eine haben, bitte?« fragte sie ihr Spiegelbild.
Vielleicht, hörte sie eine Stimme. Wer fragt?
»Oh, verdammt noch mal, fang jetzt nicht an, an diese verrückte Alte zu denken«, sagte Bonnie laut. Sie fummelte ungeschickt mit Strumpfgürtel und Strümpfen und überlegte, wofür die Schals gedacht waren. »Also, für das Haar sind sie bestimmt nicht«, sagte sie, als sie einen letzten Blick in den Spiegel warf. Mal ganz objektiv gesprochen, so übel sah sie gar nicht aus. Was war schon dabei, wenn der Büstenhalter ein bißchen groß war? Den würde sie sowieso nicht lange anhaben. Es war eine Weile her, seit sie sich das letztemal so für ihren Mann zurechtgemacht hatte. Ob er enttäuscht sein würde? Sie holte einmal tief Atem, öffnete die Badezimmertür und trat ins Schlafzimmer.
Rod hatte die Deckenbeleuchtung ausgedreht, und das Zimmer lag im Dunkeln. Durch die Ritze zwischen den Vorhängen fiel ein schmaler Mondstrahl.
»Bleib ganz ruhig stehen«, sagte Rod, eine körperlose Stimme in der Dunkelheit. »Ich möchte dich ansehen.«
Bonnie blieb stehen. Ihr Atem ging kurz und stoßweise. »Und wenn jemand reinkommt?« fragte sie.
»Hier kommt niemand rein.«
»Sam ist noch wach. Ich hör’ die Musik...«
»Hier kommt niemand rein«, wiederholte Rod. Er setzte sich auf. Sein Gesicht war jetzt klar sichtbar, sein Blick durchschnitt die Dunkelheit.
»Rod...«
»Weißt du eigentlich, wie schön du bist?«
»Sag’s mir.«
»Komm zu mir«, sagte er. »Dann zeig’ ich es dir.«
Im nächsten Moment lag sie neben ihm auf dem Bett, und er überschüttete sie mit Küssen und Liebkosungen, streichelte sie am ganzen Körper und begann, sie langsam und zärtlich zu entkleiden, bis sie nackt an seiner Seite lag.
»Was ich mit den Dingern machen sollte, wußte ich nicht«, bekannte sie und öffnete ihre Fäuste, um ihm die Chiffonschals zu zeigen. Sie blähten sich im Kontakt mit der Luft wie ein Schwamm im Wasser.
»Ich kann dir zeigen, wozu die Schals da sind«, flüsterte er. »Wie abenteuerlustig bist du?«
»Abenteuerlustig?«
»Du hattest doch immer ein Faible für das Abenteuerliche«, neckte er.
»Was...«, begann sie und hatte Angst, den Satz zu beenden.
»Ich zeig’ es dir. Gib mir deine Hände.«
»Meine Hände?«
»Schsch. Nicht sprechen.«
»Was...?«
»Sprich jetzt nicht«, sagte er wieder und küßte sie sachte auf die Lippen. »Es gefällt dir sicher. Ich verspreche es dir.«
Und schon hatte er um jedes ihrer Handgelenke einen Schal gelegt und sie an die Bettpfosten hinter ihrem Kopf gefesselt.
»Rod! Was machst du da?«
»Sei ganz locker«, sagte er. »Mach die Augen zu. Genieß es.«
»Ich glaube nicht, daß ich locker sein kann.«
»Du brauchst keine Angst zu haben. Es gibt keinen Grund dazu«, versicherte er ihr. »Ich werde nichts tun, was du nicht willst.«
»Aber ich weiß ja noch nicht einmal, ob ich das hier eigentlich will.«
Statt einer Antwort küßte er sie. Wieder fühlte sie seine Zunge in ihrem Mund. Wieder dachte sie an die Schlange und bemühte sich, das Bild zu bannen. Warum konnte sie nicht einfach locker sein und genießen, wie Rod gesagt hatte?
Weil es schwer ist, locker zu bleiben, wenn einem die Hände über dem Kopf gefesselt sind, flüsterte es.
Aber doch nicht, wenn du weißt, daß nichts Schlimmes passieren wird, entgegnete sie. Doch nicht, wenn du dich nur zurückzulehnen und loszulassen brauchst. Doch nicht, wenn dein Mann nichts weiter im Sinn hat, als der Sache ein bißchen Pep zu geben.
Seit wann hatten sie es nötig, »der Sache ein bißchen Pep zu geben«, wenn sie miteinander schliefen? War nicht gerade dieser Teil ihrer Beziehung immer der natürlichste gewesen? Hatten sie nicht immer zusammengepaßt wie Haken und Öse, zwei zusammengehörige Stücke eines Puzzles?
Pferd und Wagen? flüsterte sie neckend. Zwei Erbsen in einer Schote? Hand im Handschuh?
Was war los mit ihr? Wollte sie unbedingt alles kaputtmachen?
Vielleicht, krächzte es dünn. Wer fragt?
Bonnie schloß die Augen und zwang sich, an nichts zu denken. Sie wollte sich nur auf das konzentrieren, was im Augenblick geschah. Und im Augenblick zog ihr Mann mit seiner Zunge lange feine Linien über ihren ganzen Körper. Sie wölbte sich ihm entgegen, riß an ihren Fesseln, um ihn mit ihren Händen zu berühren und zu streicheln, aber es ging nicht.
Seit wann gehören Frauen in Fesseln zu seinen sexuellen Phantasien? Mir gegenüber hat er
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