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Flieh Wenn Du Kannst

Flieh Wenn Du Kannst

Titel: Flieh Wenn Du Kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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nie so etwas erwähnt. Vielleicht war er ganz spontan auf die Idee gekommen, als er im Wäscheladen stand. Vielleicht hatte es sogar die Verkäuferin vorgeschlagen, und es war ihm peinlich gewesen abzulehnen.
    Aber vielleicht hatte auch Rod die Schals vorgeschlagen. Vielleicht hatte ihn ein Film dazu inspiriert, oder, was wahrscheinlicher war, das Bekenntnis eines Gastes in seiner Fernsehshow. »Haben Sie geheime sexuelle Phantasien, die Sie gern mit unseren Millionen Zuschauern teilen würden? Rufen Sie 1-800...«
    Jeder hat Phantasien, sagte sich Bonnie. Genauso wie jeder Geheimnisse hat, irgend etwas, das man für sich behält und vor allen anderen verbirgt. Was war schon dabei, wenn Rod diese Phantasien bislang nicht mit ihr geteilt hatte? Er teilte sie jetzt mit ihr. Sie war gewissermaßen die Begünstigte.
    Augenblicklich dachte Bonnie an die Versicherungen, die Rod auf ihr Leben und das seiner Kinder abgeschlossen hatte und von denen sie bis vor kurzem nichts gewußt hatte. Wie gut kenne ich eigentlich diesen Mann? fragte sie sich; diesen Mann, mit dem ich seit fünf Jahren verheiratet bin. »Sie kennen meinen Mann nicht sehr gut«, hatte sie zu Caroline Gossett gesagt.
    »Vielleicht sind Sie diejenige, die ihn nicht kennt«, hatte Caroline entgegnet.
    »Du bist wunderschön«, sagte Rod. »So schön. Ich liebe dich so sehr.«
    »Ich liebe dich auch«, sagte Bonnie. Die Tränen liefen ihr über die Wangen. Was war nur los mit ihr? Woher kamen diese aberwitzigen Gedanken? Natürlich kannte sie ihren Mann. Er war ein guter Mann, ein gütiger und zuverlässiger Mann. Sie führten eine gute Ehe. Sie hatte überhaupt keinen Grund, ihm gegenüber mißtrauisch zu sein. Wenn sie nicht achtgab, würde sie mit diesen kleinlichen und eifersüchtigen Verdächtigungen alles kaputtmachen. Wenn sie nicht achtgab, würde es ihr am Ende gehen wie ihrer Mutter.
    Wirklich toll, dachte sie und zog unwillkürlich an ihren Fesseln, so daß die Knoten an ihren Handgelenken sich noch enger zusammenzogen. Als wäre es nicht genug, daß sie schon Caroline Gossett und diese verrückte Alte aus der Melrose Klinik ins Zimmer gelassen hatte, war jetzt auch noch ihre Mutter bei ihnen im Bett.
    Bonnie konzentrierte ihren Blick auf das Gesicht ihres Mannes, das ihr entgegenfiel wie das Bild in einem 3-D-Film, als er mit rhythmischen Stößen in sie eindrang, seine Lippen auf die ihren gepreßt, seine Arme nach den Bettpfosten ausstreckte, seine Finger in die ihren schob.
    »Ich liebe dich«, sagte er wieder. »Ich liebe dich. Ich liebe dich.«
    Bonnie hatte ein Gefühl, als befände sie sich auf einem Karussell, das in immer größer werdenden Kreisen herumraste, während ihr schwindelte vor Lust und Entzücken, jeder Nerv ihres Körpers erregt war und die Musik des Karussells sich zu einem unglaublichen Crescendo zu steigern begann. Festhalten, dachte sie. Gleich ist die Fahrt vorbei.
    »Daddy?« kam eine dünne Stimme irgendwo aus weiter Ferne. »Daddy?« Die Stimme sprang auf das Karussell auf und streckte sich nach Bonnie.
    Bonnie machte die Augen auf, als Rod sich abrupt von ihr löste und hastig die Bettdecke über ihre beiden nackten Körper warf, womit er aber nicht verbergen konnte, daß Bonnies Hände gefesselt waren.
    »Mir ist so übel, Daddy«, rief Lauren weinerlich. »Mir ist wahnsinnig schlecht.«
    »Okay, Schatz«, sagte Rod. »Geh in dein Badezimmer. Ich komme sofort.«
    Lauren floh wie gehetzt aus dem Zimmer. Rod sprang aus dem Bett und griff nach seinem Bademantel.
    »Rod, mach mich doch erst mal los«, drängte Bonnie.
    Er war sofort bei ihr und nestelte an den Chiffonschals. Die Knoten an ihren Handgelenken waren allerdings so fest, daß er sie nicht gleich öffnen konnte und sich zunächst damit begnügte, sie von den Bettpfosten loszumachen.
    »Mein Gott, was muß sie von uns denken«, sagte Bonnie, während sie selbst versuchte, die Schals von ihren Handgelenken zu ziehen, aber es nicht schaffte. »Wenn sie mich so ans Bett gefesselt gesehen hat!«
    »Sie konnte gar nichts sehen. Es ist stockfinster hier. Sie hatte gar keine Zeit, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen.«
    »Aber wir wissen doch nicht, wie lange sie schon da stand.«
    »Daddy!« rief Lauren aus dem Flur. »Bitte, hilf mir.«
    Rod rannte aus dem Zimmer, und Bonnie, deren Körper sich aus Protest gegen die rüde Unterbrechung zusammenkrampfte, rappelte sich mühsam hoch. Nur ein paar Sekunden noch, und es wäre alles vorbei gewesen, dachte sie, als sie zu

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