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Flieh Wenn Du Kannst

Flieh Wenn Du Kannst

Titel: Flieh Wenn Du Kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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schien noch aus zu sein. Joans roter Mercedes war nicht da.
    »Ich glaube, ich mach’ mir jetzt eine Tasse Tee und geh’ sofort ins Bett.«
    »Ja, das ist eine gute Idee.«
    Bonnie machte die Wagentür auf. »Danke, daß Sie für mich da waren«, sagte sie aufrichtig, und gerade als sie aus dem Wagen stieg, öffnete sich die Haustür, und Rod trat heraus.
    »Gern geschehen.«
    Bonnie drückte die Wagentür zu, und Josh fuhr rückwärts aus der Einfahrt hinaus. Rod kam ihr entgegengelaufen. »Wer war das?« fragte er, als er sie in die Arme nahm und auf die Wange küßte. »Wo ist dein Wagen?«
    »Auf dem Schulparkplatz«, antwortete sie. »Er ist nicht angesprungen. Josh hat mich hergefahren.«
    »Josh?«
    »Josh Freeman, Sams Kunstlehrer.«
    »Das war nett von ihm.«
    »Er ist ein netter Mann«, sagte sie.
    »War er nicht auch bei Joans Beerdigung?«
    »Sie waren befreundet«, gab Bonnie zurück und wollte noch etwas hinzufügen, als Rod sie unterbrach.
    »Bonnie, du mischt dich doch hoffentlich nicht in Dinge ein, die dich nichts angehen?«
    »Was soll das heißen?«
    »Du weißt genau, was das heißen soll. Überlaß es der Polizei, den Mord an Joan aufzuklären, Bonnie. Du verstehst davon nichts. Du verbrennst dir höchstens die Finger daran.« Er ging mit ihr ins Haus.
    »Josh würde mir nie etwas antun«, sagte Bonnie mehr zu sich selbst als zu ihrem Mann, erstaunt über diesen Sinneswandel. Vor einer halben Stunde noch hatte sie Angst gehabt, der Mann würde sie umbringen. Jetzt war sie überzeugt, daß er ihr niemals auch nur ein Härchen krümmen würde. »Wo warst du eigentlich heute abend?« fragte sie, als sie in die Küche traten. »Ich hab’ angerufen, weil ich dich bitten wollte, mich abzuholen, und da sagte Lauren, du wärst noch einmal weggegangen.«
    »Ich hatte etwas im Studio vergessen, was ich für morgen vorbereiten muß. Ich mußte noch mal hinfahren und das Zeug holen. War ich wütend! Das hatte mir gerade noch gefehlt.«
    »Du hast wohl einen harten Tag gehabt?«
    »Manchmal frag’ ich mich, ob es überhaupt noch andere Tage gibt.« Er strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn. »Und du? Wie fühlst du dich?«
    »Nicht besonders.«
    »Möchtest du eine Tasse Tee?«
    »Du kannst wohl Gedanken lesen?«
    »Na, dazu bin ich doch da.« Er nahm den Kessel, füllte ihn mit Wasser und stellte ihn auf den Herd. »Geh ruhig rauf und leg dich hin. Ich bring’ dir den Tee, wenn er fertig ist.«
    Mit einem Lächeln des Danks wandte sich Bonnie zur Tür und ging mit schweren Beinen die Treppe hinauf. Als sie oben war, schlug sie automatisch die Richtung zu Amandas Zimmer ein.
    »Mein süßer kleiner Engel«, flüsterte sie, über das Bett ihrer Tochter gebeugt und war, als sie in das schlafende Gesichtchen blickte, wieder einmal erstaunt, wie sehr Amanda ihrer Halbschwester ähnelte. Hatte Lauren als kleines Mädchen auch vorm Einschlafen ihre Plüschtiere im Bett um sich versammelt? Hatte sie sich als kleines Mädchen auch geweigert, ihre Lieblingsbettdecke waschen zu lassen, weil sie Angst hatte, daß dann »der gute Geruch weg ist«? War sie als kleines Mädchen auch einmal vom Dreirad gefallen und hatte sich die Stirn aufgeschlagen? Bonnie neigte sich tiefer und küßte behutsam, um Amanda nicht zu wekken, die kleine Narbe auf der Kinderstirn. »Ich hab’ dich lieb«, flüsterte sie.
    Ich hab’ dich mehr lieb, hörte sie Amandas Stimme, als sie durch den Flur ging. Die Tür zu Laurens Zimmer war geschlossen, doch es brannte noch Licht. Bonnie klopfte leise.
    »Wer ist da?« rief Lauren von der anderen Seite.
    »Ich bin’s, Bonnie«, antwortete Bonnie, ohne die Tür zu öffnen. »Darf ich reinkommen?«
    »Okay«, sagte Lauren, und Bonnie machte die Tür auf.
    Lauren saß von Schulbüchern umgeben in ihrem Bett.
    »Wie fühlst du dich?« fragte Bonnie.
    »Ganz gut, glaube ich. Hoffe ich. Ich hab’s satt, krank zu sein.«
    »Du sprichst mir aus der Seele. Wie war eigentlich die Party am Samstag abend? Wir hatten noch gar keine Gelegenheit, darüber zu sprechen.«
    »Ganz toll«, erklärte Lauren mit Enthusiasmus. »Du hättest Marla sehen sollen. Sie hatte ein schwarzes Kleid an, bei dem der Ausschnitt bis zum Nabel reichte. Wahnsinn. Sie hat mich extra gebeten, dir zu sagen, wie leid es ihr tut, daß du nicht kommen konntest.«
    »Ja, das glaub’ ich.«
    »Ich glaub’, sie ist hinter Dad her«, sagte Lauren.
    »Tatsächlich?«
    »Ja, sie hat sich den ganzen Abend wie eine Klette an ihn

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