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Flieh Wenn Du Kannst

Flieh Wenn Du Kannst

Titel: Flieh Wenn Du Kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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herauszubekommen. Nur hatte das ja sein Großvater bereits getan.
    War es ein Wunder, daß der Junge so war? War es ein Wunder, daß er eine Droge brauchte, um den Tag zu überstehen? Und tat er ihr nach allem, was er eben angedeutet hatte, tatsächlich auch noch leid? Mein Gott, der Junge war vor noch nicht einmal einer Woche bei ihr im Haus gewesen; er hatte mit ihrer Familie zusammen am Eßtisch gesessen. Wollte er ihr jetzt sagen, daß er ihren Wagen außer Betrieb gesetzt hatte, einen Eimer voll Blut über ihrer kleinen Tochter ausgegossen hatte, daß er ein kaltblütiger Mörder war?
    Bonnie sah zur Schule hinüber, wo ein stetiger Strom von Schülern sich durch die offenen Türen schob. Sie sah Haze vor sich, der die Beine lässig ausgestreckt in der letzten Bank ihres Klassenzimmers auf sie warten würde, und sprang, ohne zu überlegen, in ihren Wagen, ließ den Motor an, fuhr vom Parkplatz und raste in Richtung Newton davon.
     
    »Was hat er über meine Tochter gesagt?« fragte Bonnie erregt, Captain Mahoney kaum Zeit lassend, von seinem Stuhl aufzustehen.
    »Augenblick, Mrs. Wheeler«, sagte Mahoney. Er stopfte sein weißes Hemd in seine braune Hose und zog seine Krawatte gerade, ehe er hinter seinem Schreibtisch hervorkam. »Sie sind offensichtlich sehr erregt...«
    »Sie sollen mir sagen, was Harold Gleason zu Ihnen über meine Tochter gesagt hat«, wiederholte Bonnie, ohne ihn ausreden zu lassen.
    »Er sagte, er wüßte nicht, wovon wir sprechen«, antwortete Mahoney.
    »Hatte er für die Zeit ein Alibi?«
    »Er behauptete, auf dem Heimweg von der Schule gewesen zu sein.«
    »Kann er das beweisen?«
    »Wir können ihm jedenfalls nicht das Gegenteil beweisen«, erwiderte Mahoney.
    »Ach, und damit ist die Sache erledigt? Er braucht nur zu behaupten, er hätte nichts damit zu tun, dann ist das für Sie in Ordnung?«
    »Wir haben keinen Beweis dafür, daß er etwas Unrechtes getan hat, Mrs. Wheeler. Ihre Tochter konnte uns keine Beschreibung geben...«
    »Meine Tochter ist drei Jahre alt!«
    »... und wir können nicht einfach jemanden festnehmen, nur weil er sich provozierend verhält. Das sollten Sie doch wissen.«
    Bonnie ignorierte die Zurechtweisung. Betrachtete er sie tatsächlich noch immer als die Hauptverdächtige? »Und was ist mit Joan?« fragte sie. »Hat er für die Zeit von Joan Wheelers Tod ein Alibi? War er an dem Tag auch auf dem Heimweg von der Schule?«
    »An dem Tag war wegen der Lehrerfortbildung schulfrei«, erinnerte Mahoney sie spitz. »Er hat uns gesagt, er sei mit Ihrem Stiefsohn zusammen gewesen. Und Ihr Stiefsohn bestätigt das. Sie sagen beide, sie hätten nur herumgelungert und nichts Besonderes unternommen, sie wüßten nicht, ob jemand sie zusammen gesehen hat. Halten Sie es für möglich, daß die beiden lügen?«
    »Ich halte es für möglich, daß Haze lügt, ja.«
    »Und Ihr Stiefsohn?«
    »Ich bin überzeugt, mein Stiefsohn hat mit der Ermordung seiner Mutter absolut nichts zu tun«, erklärte Bonnie und stützte sich haltsuchend auf die Lehne eines Stuhls, der in der Nähe stand.
    »Wirklich?«
    Schweigen.
    »Hätten Sie vielleicht ein Glas Wasser für mich?« fragte Bonnie.
    Mahoney ging hinaus und kehrte Sekunden später mit einem Pappbecher mit kaltem Wasser zurück. »Ist Ihnen nicht gut?« fragte er, während Bonnie langsam trank. »Sie sehen ein bißchen mitgenommen aus.«
    »Das ist nur mein Haar«, erklärte Bonnie ungeduldig, nicht sicher, ob ihre Ungeduld sich mehr gegen Captain Mahoney oder sie selbst richtete. »Wenn Sie endlich aufhören würden, sich auf meine Familie zu konzentrieren, und mal woanders Ihre Nachforschungen anstellen würden, hätten Sie bei Ihrer Suche nach Joans Mörder vielleicht mehr Glück«, sagte sie. »Ich muß jetzt gehen. Tut mir leid, wenn ich Sie gestört habe.«
    »Es ist immer interessant, mit Ihnen zu sprechen«, rief er ihr nach. »Wir melden uns.«
     
    »Was kann ich für Sie tun?« fragte die junge Frau mit der Schere in der Hand.
    Bonnie saß in einem Friseursessel vor dem Spiegel, der die ganze Wand des Schönheitssalons einnahm. Hinter ihr stand eine hochgewachsene junge Frau in einem großen, grünen Filzhut, der nichts von ihrem Haar zeigte. Kein gutes Zeichen bei einer Friseuse, dachte Bonnie, aber dann fiel ihr ein, daß Diana behauptet hatte, Rosie sei die beste ihrer Zunft in ganz Boston. Und Dianas Haar saß ja auch immer beneidenswert. Außerdem hatte sie so, wie sie im Augenblick aussah, ohnehin nicht viel zu

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