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Flieh Wenn Du Kannst

Flieh Wenn Du Kannst

Titel: Flieh Wenn Du Kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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es eingefädelt worden. Nur eben nicht von ihr. Vielleicht hatte Josh Freeman ihren Wagen außer Betrieb gesetzt. War es wirklich nur ein Zufall, daß er genau in dem Moment zur Stelle war, in dem ihr Wagen streikte?
    Aber warum sollte er das tun? überlegte Bonnie ungeduldig, während sie sich bemühte, mit ihm Schritt zu halten. Weshalb hätte er sich an ihrem Wagen zu schaffen machen sollen? Doch höchstens, wenn er etwas mit Joans Tod zu tun hatte; oder aber wenn von ihm die Gefahr ausging, vor der Joan sie hatte warnen wollen. Aber was für eine Gefahr sollte das sein, die ihr von Josh Freeman drohte? Weshalb sollte sie Anlaß haben, ihn zu fürchten?
    Wenn ihr jetzt etwas zustieß, erkannte sie, als sie sich dem Ende des Korridors näherten, würde kein Mensch wissen, wo sie war. Kein Mensch würde wissen, wohin sie verschwunden war. Kein Mensch hatte sie mit Josh Freeman zusammen gesehen. Kein Mensch hatte sie mit ihm zusammen die Schule verlassen sehen. Kein Mensch würde wissen, wer der Schuldige war, wenn ihr etwas zustoßen sollte. Sie sollte schleunigst weglaufen und nach der Polizei rufen. Mindestens ins Lehrerzimmer sollte sie laufen und ein Taxi anrufen. Der gesunde Menschenverstand gebot ihr, sich auf keinen Fall in das Auto dieses Mannes zu setzen.
    »Kommen Sie?« Er hatte schon die Haustür geöffnet und wartete auf sie.
    Bonnie atmete einmal tief durch, dann folgte sie ihm hinaus.

20
    »Wieso sind Sie Lehrerin geworden?« fragte er unerwartet, als er seinen Wagen auf die Wellesley Street hinausfuhr.
    Bonnie wurde gegen die Tür des kleinen ausländischen Wagens gedrückt. Mit der rechten Hand faßte sie den Türgriff, für den Fall, daß sie unerwartet aussteigen mußte. »Ich wollte immer schon Lehrerin werden«, antwortete sie. Nur zu gern hätte sie sich von seinem ungeschickten Versuch, Konversation zu machen, beruhigen lassen. »Schon als ich noch ein kleines Mädchen war, wußte ich, daß ich später mal Lehrerin werden würde. Ich habe damals schon immer Schule gespielt, meine sämtlichen Puppen in Zweierreihen vor mich hingesetzt und ihnen Lesen und Schreiben beigebracht.« Was babbelte sie da? Hatte sie etwa Angst, daß er sich auf sie stürzen würde, wenn sie zu reden aufhörte? »Damals war ich natürlich eine bessere Lehrerin«, fügte sie hinzu.
    »Ich habe den Eindruck, daß Sie auch jetzt eine sehr gute Lehrerin sind.«
    Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Ja, das wäre schön. Aber es gibt natürlich immer Schüler, an die man einfach nicht herankommt.«
    »Das hört sich an, als dächten Sie an jemand bestimmten.«
    Bonnie dachte an Haze und an ihr fruchtloses Gespräch mit seinen Großeltern. Kein Wunder, daß er diese Wut mit sich herumschleppt, dachte sie.
    »Wie ist es denn heute abend gelaufen?« fragte Josh, als könnte er ihre Gedanken lesen. »Hatten Sie viel zu tun?«
    »Ziemlich«, antwortete sie. »Und wie war’s bei Ihnen?«
    »Es ging.«
    »War Joan eine Freundin von Ihnen?« Die Frage sollte beiläufig klingen, aber bei Joans Namen geriet sie ins Stocken, betonte ihn damit und riß ihn aus dem Satz heraus.
    »Ja«, antwortete er, den Blick beharrlich auf die Straße gerichtet.
    »Hatten Sie eine Affäre miteinander?« fragte Bonnie, alle Vorsicht in den sprichwörtlichen Wind werfend. Zum Teufel, sagte sie sich. Wenn er Joan getötet hatte, wenn er vorhatte, auch sie zu töten, wollte sie wenigstens vor ihrem Tod noch die Wahrheit wissen.
    »Nein«, sagte er nach einer Pause. »Wir hatten keine Affäre miteinander.«
    »Würden Sie’s mir denn sagen, wenn Sie eine gehabt hätten?«
    »Wahrscheinlich nicht«, entgegnete er mit einem unsicheren flüchtigen Lächeln.
    »Welcher Art war dann Ihre Beziehung?« Bonnie wußte, daß sie die Frage schon einmal gestellt hatte, und war gespannt, ob er ihr auch jetzt wieder sagen würde, das ginge sie nichts an.
    »Wir waren Freunde«, sagte er statt dessen. »Verwandte Seelen, könnte man sagen.«
    »In welcher Hinsicht?«
    Er schien einen Moment zu überlegen. »Wir litten beide an einer inneren Leere, wenn Sie so wollen«, erklärte er schließlich ein wenig verlegen. »Wir hatten beide sehr Schlimmes durchgemacht. Das hat uns einander nahe gebracht.«
    Bei ihren nächsten Worten versuchte Bonnie, sehr behutsam zu sein. »Ich habe gehört, daß Ihre Frau bei einem Unfall umgekommen ist...«
    »Bei einem Verkehrsunfall, ja«, sagte Josh rasch. »Sie und mein Sohn.«
    »Ihr Sohn?«
    »Er war zwei Jahre alt.«
    »Ach Gott,

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