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Flieh Wenn Du Kannst

Flieh Wenn Du Kannst

Titel: Flieh Wenn Du Kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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gehängt. Und jedesmal wenn er was gesagt hat, hat sie gelacht, auch wenn’s überhaupt nicht komisch war. Es war ziemlich ekelhaft.«
    Bonnie lachte leise, obwohl das Bild einer kichernden Marla in einem bis zum Nabel ausgeschnittenem Kleid, die wie eine Klette an ihrem Mann hing, so komisch gar nicht war. »Aber du hast dich gut amüsiert?«
    »Einmalig.«
    »Das freut mich.« Sie wandte sich zum Gehen.
    »Bonnie...«
    »Ja?«
    »Hast du einen Moment Zeit?«
    Bonnie blieb stehen. »Ja, natürlich.«
    »Ich wollte dich was fragen.«
    »Dann frag mich.«
    »Es ist was Persönliches.«
    »Okay«, sagte Bonnie. Wollte sie das wirklich?
    »Es geht um dich und Dad.«
    »Ja?«
    Es folgte eine lange Pause. »Ich hab’ euch letzte Woche gesehen.«
    »Du hast uns gesehen?«
    »Im Bett.«
    Ach du lieber Gott, stöhnte Bonnie innerlich.
    »Ich wollte es nicht. Es war, als...«
    »Ich weiß, wann es war«, sagte Bonnie hastig. Sie schob mehrere von Laurens Büchern weg und setzte sich auf die Bettkante. »Und was möchtest du mich nun fragen?«
    »Deine Hände waren angebunden«, sagte Lauren nach einer langen Pause. Dann schwieg sie und schüttelte den Kopf, offensichtlich sehr durcheinander.
    »Und das hat dich verwirrt«, stellte Bonnie fest.
    Lauren nickte.
    Mich auch, dachte Bonnie. »Wir haben es einfach einmal ausprobiert«, sagte sie statt dessen. »Wir dachten, es könnte Spaß machen, mal was Neues zu probieren.« Was hätte sie sonst sagen sollen?
    »Und hat es Spaß gemacht?« fragte Lauren.
    »Es war interessant«, antwortete Bonnie aufrichtig und versuchte sich vorzustellen, sie führte dieses Gespräch mit ihrer Mutter. Es war unmöglich. Ihre Mutter hätte niemals über so etwas mit ihr gesprochen. Alles, was sie über die sexuelle Beziehung zwischen Mann und Frau wußte, hatte sie von ihrem jüngeren Bruder erfahren.
    »Danke«, sagte Lauren leise.
    »Wofür?«
    »Dafür, daß du’s mir ehrlich gesagt hast. Ich konnte mit meiner Mutter nie über solche Dinge sprechen«, erklärte sie, als wären ihr Bonnies geheimste Gedanken vertraut.
    »Nein?«
    »Du darfst mich nicht mißverstehen«, sagte Lauren hastig, sofort in der Defensive. »Sie war toll. Meine Mutter war wirklich toll. Aber über gewisse Sachen konnte sie einfach nicht reden.«
    »Ich hoffe, du weißt, daß du mit mir über alles sprechen kannst«, sagte Bonnie. »Ich weiß vielleicht nicht immer eine Antwort, aber ich bin immer bereit, dir zuzuhören.«
    Lauren senkte den Blick, schien auf ihre Bücher zu starren. »Ich habe am Freitag eine Geographiearbeit«, sagte sie.
    »Da kann ich dir nun leider überhaupt nicht helfen«, erklärte Bonnie lachend. »In Geographie war ich eine absolute Niete. Ich hab’ jede Arbeit verhauen.«
    Lauren lachte ebenfalls. »Dann besteht ja noch Hoffnung für mich.«
    »Oh, ganz bestimmt besteht Hoffnung für dich«, versicherte Bonnie und tätschelte ihr die Hand. Und für uns, fügte sie in Gedanken hinzu, als sie Rods Schritte auf der Treppe hörte. Es würde alles gut werden.
     
    »Kommst du nicht ins Bett?« fragte Bonnie, als Rod ihr die nunmehr leere Teetasse aus der Hand nahm.
    »Ich muß noch etwas arbeiten«, antwortete er. »Ich komme rauf, sobald ich kann.« Er gab ihr einen Kuß auf die Stirn und ging.
    Bonnie saß aufrecht in ihrem Bett und starrte geistesabwesend auf die Dali-Lithographie an der Wand, die gesichtlose kahlköpfige Frau in Blau. Im Vergleich zu mir sieht die blendend aus, dachte sie, stieg aus dem Bett und ging ins Bad, um sich das Gesicht zu waschen und die Zähne zu putzen. Sie spülte den Mund gründlich aus und spie das Wasser dann aus.
    Das Becken war voller Blut.
    Bonnie fuhr zurück. »O Gott!« Sie nahm noch einmal einen Schluck Wasser, spülte den Mund und spie wieder aus. Wieder Blut. Sobald es ihr besser ging, würde sie sich eine neue Zahnbürste besorgen, die Borsten an dieser waren viel zu hart.
    Und dann würde sie auch gleich zum Friseur gehen. Das war dringend nötig. Ihr Haar hatte nie zuvor so brüchig und stumpf ausgesehen. Ich sehe wirklich schauderhaft aus, dachte sie, während sie ihr Spiegelbild betrachtete.
    Die Frau im Spiegel erwiderte schweigend ihren Blick. Ein dünner Blutfaden zog sich von einem Mundwinkel zu ihrem Kinn.

21
    Am nächsten Morgen rief Bonnie eine Werkstatt an und ließ einen Mechaniker kommen, der sich ihren Wagen ansehen sollte. Der junge Mann, mit einem langen braunen Pferdeschwanz und dem weißen Namensschildchen »Gerry« auf seinem

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