Fliehe weit und schnell
springen auf dich genau wie auf die anderen. Du wechselst deine Kleidung nicht sonderlich häufig, und du wäschst dich nicht oft.«
»Ich habe mir letzte Woche die Haare gewaschen«, wandte Damas ein.
Wieder schwankte Adamsberg angesichts der Arglosigkeit, die in den Augen des jungen Mannes lag. Es war dieselbe Arglosigkeit wie in den Augen der etwas naiven Marie-Belle.
»Diese Pestflöhe sitzen auch auf dir. Aber du bist beschützt, du hast den Diamanten. Sie können dir also nichts anhaben. Aber wenn du den Edelstein nicht hättest, Damas?«
Damas schloß die Finger über seinem Ring.
»Wenn du nichts damit zu tun hast«, fuhr Adamsberg fort, »brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Weil du in dem Falle keine Flöhe hättest. Verstehst du?«
Adamsberg schwieg einen Moment und beobachtete die leichten Veränderungen auf dem Gesicht des Mannes.
»Gib mir deinen Ring, Damas.«
Damas rührte sich nicht.
»Nur zehn Minuten«, drängte Adamsberg. »Ich geb ihn dir zurück, ich schwör's dir.«
Adamsberg streckte die Hand aus und wartete.
»Dein Ring, Damas, nimm deinen Ring ab.«
Damas blieb unbeweglich sitzen, wie alle anderen Männer im Raum. Danglard sah, wie seine Züge sich verhärteten. Etwas kam in Bewegung.
»Gib ihn her«, sagte Adamsberg, die Hand noch immer ausgestreckt. »Wovor hast du Angst?«
»Ich kann ihn nicht abziehen. Es ist ein Gelübde. Wegen dem Mädchen, das gesprungen ist. Es war ihr Ring.«
»Ich geb ihn dir wieder. Gib ihn mir, zieh ihn ab.«
»Nein«, sagte Damas und steckte die linke Hand unter den Oberschenkel.
Adamsberg erhob sich und ging umher.
»Du hast Angst, Damas. Sobald der Ring nicht mehr an deinem Finger steckt, weißt du, daß die Flöhe dich beißen und dich diesmal infizieren werden. Und daß du sterben wirst wie die anderen.«
»Nein. Es ist ein Gelübde.«
Fehlschlag, dachte Danglard und ließ die Schultern hängen. Schöner Versuch, aber gescheitert. Zu schwach, diese Geschichte mit dem Diamanten, schade.
»Dann zieh dich aus«, sagte Adamsberg.
»Was?«
»Zieh deine Klamotten aus, und zwar alle. Danglard, bringen Sie einen Sack.«
Ein Mann, den Adamsberg nicht kannte, steckte den Kopf durch die Tür.
»Martin«, stellte sich der Mann vor. »Entomologischer Dienst. Sie haben mich rufen lassen.«
»Sie bekommen die Sachen in einer Minute. Damas, zieh dich aus.«
»Vor all den Typen?«
»Macht dir das was aus? Gehen Sie raus«, sagte er zu Noèl, Voisenet und Favre. »Er geniert sich vor Ihnen.«
»Warum sollte ich mich ausziehen?« fragte Damas feindselig.
»Ich will deine Kleidung, und ich will deinen Körper sehen. Also zieh dich jetzt aus, verdammt.«
Mit gerunzelter Stirn fing Damas langsam an, sich auszuziehen.
»Steck das in den Sack«, sagte Adamsberg.
Als Damas sich ausgezogen hatte und nur noch den Ring am Finger trug, band Adamsberg den Sack zu und rief Martin.
»Dringend. Suchen Sie nach diesen...«
»Nosopsyllus fasciatus.«
»Genau.«
»Noch heute abend?«
»Noch heute abend, so schnell wie möglich.«
Adamsberg ging in den Raum zurück, in dem Damas mit gesenktem Kopf stand.
Er stellte sich vor ihn hm und hob erst den einen, dann den anderen Arm seines Gefangenen.
»Stell die Füße dreißig Zentimeter auseinander.«
Adamsberg tastete die Haut an Damas' Hüfte ab, erst auf der einen Seite, dann auf der anderen Seite.
»Setz dich, es ist vorbei. Ich hole dir ein Handtuch.«
Adamsberg kam mit einem grünen Badetuch aus dem Umkleideraum zurück, das sich Damas mit einer raschen Bewegung schnappte.
»Ist dir nicht kalt?«
Damas schüttelte den Kopf.
»Du bist gebissen worden, Damas, und zwar von Flöhen. Du hast zwei Bißstellen unter dem rechten Arm, eine an der linken Leiste und drei an der rechten. Du hast nichts zu befürchten, du hast ja den Ring.«
Eingehüllt in sein großes Handtuch, hielt Damas weiter den Kopf gesenkt.
»Was hast du mir dazu zu sagen?«
»Es gibt Flöhe im Geschäft.«
»Menschenflöhe, willst du sagen?«
»Ja. Der Hinterraum ist nicht sehr sauber.«
»Rattenflöhe, das weißt du besser als ich. Wir werden noch ein Stündchen warten, dann werden wir es wissen. Martin wird uns anrufen. Weißt du, Martin ist ein großer Spezialist. Er braucht einen Rattenfloh nur anzusehen und kennt schon seinen Vornamen. Du kannst jetzt schlafen, wenn du magst. Ich werde dir Decken bringen.«
Er nahm Damas am Arm und führte ihn in seine Zelle. Der Mann war noch immer ruhig, aber er hatte seine erstaunte
Weitere Kostenlose Bücher