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Fliehganzleis

Fliehganzleis

Titel: Fliehganzleis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederike Schmöe
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… Wie war das eben mit Woncka?«
    »Woncka? Ach, schon okay. Gestern Abend ist Kea Laverde angefahren worden.« Nero hatte heute Morgen auf der Fahrt nach München mit sich gerungen, ob er Freiflug einweihen sollte. Nun tat er es automatisch.
    Freiflug schien die Zusammenhänge allmählich zu begreifen. Schließlich fragte er: »Also, was genau ist vorgefallen?«
    »Ein Wagen, anscheinend ohne Kennzeichen, hat Kea in Berg am Laim angefahren. In der Neumarkter Straße. Das ist nachts eine einsame Gegend, wo niemand etwas sieht oder hört. Kaum Wohnungen, nur am unteren Ende, Ecke Baumkirchner. Sonst Autohäuser und Firmengebäude. Es gibt eine Verbindung zwischen diesem Alex Finkenstedt, der Attacke auf Kea gestern, den unsere Kollegen von der PI Perlach bearbeiten, und dem versuchten Mord in Unterfranken.« Nero berichtete Markus Freiflug in groben Zügen. In den vergangenen Wochen war ihm der jüngere Kollege immer vertrauter geworden. Es hatte sich noch nicht die Freundschaft gebildet, die Nero mit seinem ehemaligen Fürstenfeldbrucker Kollegen Peter Jassmund verband. Peter und ihn trug einfach mehr als eine ähnliche Arbeitseinstellung. Aber Freiflug war im LKA ein Vertrauter für Nero. Einer der wenigen, auf die er sich verließ.
    »Sonderbare Geschichte«, sagte Freiflug leise. »Nur hat das mit uns gar nichts zu tun.«
    »Behördlich nicht.«
    Freiflug musterte Nero und schenkte dann ein kleines Grinsen her. »Verstehe.«
    »Ich hoffe es.« Nero betätigte ein paar Tasten an seinem PC .
    »Herzlichen Glückwunsch!«, grinste Freiflug. »Ich habe Frau Laverde ja nur einmal kurz gesehen. Aber – nur für den Fall, dass du sie nicht mehr willst – kann ich sie dann haben?«
    Nero lachte unwillkürlich. »Keine Chance!« Er wurde ernst. »Ich möchte in ihrer Nähe sein. Wer weiß, was als Nächstes passiert.«
    »Du meinst, da bläht sich irgendeine alte Geschichte auf?«, fragte Freiflug.
    »Wir finden nichts über einen Mordfall an einer Katja, weil der Fall weder als Mord noch als versuchter Mord zu den Akten ging«, mutmaßte Nero.
    »Das wäre eine logische Erklärung. Ich habe sämtliche Register abgefragt. Nichts, was brauchbar wäre.«
    »Gut. Dann bedeutet das nur, dass – in den Augen der Gräfin – Katja ermordet worden ist, was aber damals in der DDR unter Verschluss gehalten wurde. Nur Larissa Rothenstayn weiß etwas darüber. Dieses Wissen möchte ein nächtlicher Angreifer ausschalten.«
    Freiflug hockte sich aufs Fensterbrett. »Sicher, das klingt ansprechend. Aber es klingt auch ziemlich nach Märchenstunde. Zumal wir nicht einmal eine Jahresangabe haben. Wann soll das passiert sein? Die DDR ist 40 Jahre alt geworden. Und wieso soll Katja ausgerechnet in der DDR umgebracht worden sein?«
    »Die Würzburger Kollegen sagen ungefähr dasselbe.« Nero machte eine wegwerfende Handbewegung. Es ärgerte ihn, darauf hingewiesen zu werden, dass er keine materielle Grundlage für Nachforschungen besaß. »Sie haben keine Anhaltspunkte, nur eine DNA -Probe. Nehmen wir an, sie wollten überprüfen, ob sie mit einem von den Finkenstedts zusammenpasst.«
    Freiflug schüttelte den Kopf: »Vergiss es. Darauf geht kein Richter ein.«
    »Man braucht nicht viel für eine DNA -Probe. Eine Zahnbürste würde genügen.«
    »Wo Alex lebt, wissen wir nicht. Seine Zahnbürste kannst du abschreiben.«
    »Lass uns annehmen, er lebt mit falschen Papieren. Wenn er clever ist, im Ausland, und zwar nicht in der EU .«
    »Dann«, dachte Markus Freiflug laut, »sollten wir uns mal fragen, weshalb er das tut.«
    »Was ist mit dem Vater?«
    »Nero, ich weiß nicht. Da ist mir ein wenig zu viel Fantasie im Spiel.«
    »Das gebe ich zu.« Nero sank auf seinen Schreibtischstuhl. Er sehnte sich nach Kea. Woncka würde durchdrehen, wenn er um Urlaub bat.
    Freiflug las ihm die Gedanken vom Gesicht ab.
    »Nimm dir Urlaub. Seit du hier angefangen hast, hattest du noch keinen Tag frei. Woncka und sein Genörgel können dir egal sein. Wenn du richtig aufkrachst, nimmt er dich endlich mal ernst. Dann kümmerst du dich um deine Freundin. Und suchst die Zahnbürsten, die dich interessieren.«

42
    Als ich am Mittwochmorgen gegen neun aufwachte, fühlte mein Körper sich an, als hätte ich während der Nacht mindestens drei Prügeleien durchgemacht. Mein Unwohlsein schob ich auf den teerschwarzen Bluterguss. Jede Bewegung tat mehr weh, als ich zugeben wollte. Meine rechte Schulter, auf der ich nach meinem Flug durch die Luft gelandet war,

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