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Fliehganzleis

Fliehganzleis

Titel: Fliehganzleis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederike Schmöe
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höhnisch.
    »Besprechung ist angesagt, was?«
    »Hör mir auf damit. Markus, tust du mir einen Gefallen?«
    »Mit Vergnügen.« Es klang resigniert.
    »Forsche mal nach zwei ehemaligen DDR -Bürgern: Alexander und Reinhard Finkenstedt. Sohn und Vater. Der Vater Parteimitglied. Der Sohn 15 Jahre im Zuchthaus und von der Bundesrepublik freigekauft. Und dann wäre da noch ein gewisser Chris Torn.«
    »Mach ich.« Freiflug hob die Hand zum Gruß, als Nero das Büro verließ.

40
    Nero war nicht ganz klar, wie es ihm gelang, Woncka mit seinem Bericht zufriedenzustellen. Er wollte weiterhin diese Seminare halten, und er musste Woncka möglichst unterschwellig signalisieren, wie wichtig Fortbildungen in Sachen Cyberkriminalität waren. In kühnen Tagträumen malte sich Nero manchmal aus, wie es wäre, nur noch Curricula zu entwerfen und zu unterrichten. Die Ermittlungsarbeit loszuwerden. Doch bevor er den Polizeioberrat mit seinen Plänen konfrontierte, musste er den Boden bereiten. Woncka unterjubeln, dass Bedarf da wäre, dass er, Nero, bereit war, diesen Bedarf zu decken, obgleich er wusste, dass er an anderer Stelle im LKA gebraucht würde. Dies würde an Woncka nagen, er würde sich umhören, Meinungen einholen, auch hier musste Nero taktieren, um Kollegen dazu zu bringen, in seinem Sinne zu reagieren. Was für ein Stress, dachte Nero. Politik wäre nichts für mich. Doch als er den Besprechungsraum verließ, wirkte sein Chef zufrieden.

41
    Freiflug empfing Nero aufgeregt.
    »Hör zu. Wegen deiner Interessen für Leute aus der ehemaligen DDR .«
    »Hast du was gefunden?«
    Freiflug reichte seinem Kollegen zwei Fotoausdrucke.
    »Alexander Finkenstedt, geboren am 1.1.1953. Vater Reinhard Finkenstedt, Mutter Rosa Finkenstedt, beide Jahrgang 1930. Er lebt noch, sie ist 1995 gestorben.« Freiflug sah auf seinen Zettel. »Reinhard ist Professor an der SED -Kader-Hochschule für Recht und Verwaltung gewesen. Hat einen rasanten Aufstieg vom einfachen Handwerker zum Juristen und schließlich zum Prof hinter sich. Alexanders Mutter, Rosa Finkenstedt, geborene Haller, arbeitete als Lehrerin für Kunst und Deutsch. Sie machte sich als Künstlerin einen bescheidenen Namen. 1973 wurde Alexander Finkenstedt verhaftet. Man legte ihm Verbindung zu staatsfeindlichen Organisationen, Menschenhandel und Beihilfe zur Republikflucht zur Last.«
    »Menschenhandel?«, fragte Nero verblüfft. Er studierte Alex’ Foto. Ein weibliches, schmales Gesicht, dazu ein kantiger Herrenhaarschnitt, auffällig kleine Ohren.
    »Die SED -Führung bezeichnete westliche Fluchthelfer als Kriminelle, die willenlose DDR -Bürger um des Profits willen verschleppten und als Arbeitskräfte an die Bundesrepublik verkauften.«
    »Kurios.«
    »Aus heutiger Sicht, ja!«
    Nero ließ einen Kuli um seinen Mittelfinger wirbeln, während Freiflug weiterredete.
    »Er bekam 15 Jahre. 1988 hätten sie ihn spätestens rauslassen müssen, aber er griff einen Aufseher im Knast an und bekam noch einmal drei Jahre.«
    »Das könnte getürkt sein.« Nero vermochte sich nicht vorzustellen, wie dieser schmächtige Mann auf einen Aufseher einprügelte.
    »Eben«, nickte Freiflug und wedelte mit seinen Papieren.
    »Und dann kam die Wende.«
    »Die Bundesrepublik hat ihn freigekauft«, fuhr Freiflug fort. »Acht Monate vor dem Zusammenbruch der DDR . Alexander Finkenstedt war nie verheiratet und hat keine Kinder. Zuletzt war er ein gutes Jahr lang Patient in einer Klinik in der Nähe von Frankfurt. Dort zog er am 31. Juli aus. Die Klinik ist auf Angsterkrankungen spezialisiert. Vor einem guten Monat hat er sich dort abgemeldet, sich aber nirgendwo anders angemeldet.«
    Nero starrte aus dem Fenster, in den unwirklich blanken und blauen Spätsommerhimmel.
    »Chris Torn ist Geschäftsführer einer Firma für transnationale Dienstleistungen. Er betreut gut betuchte Ausländer, die sich in einer von Münchens besseren Kliniken behandeln lassen. Sorgt für die Absprachen zwischen Klinik und Patient, betreut Verwandte während des Klinikaufenthaltes und organisiert Ausflüge und Besichtigungen für sie. Das Gros seiner Kunden stammt aus Saudi-Arabien.«
    »Ist da irgendwas faul?«
    »Nicht auf den ersten oder zweiten Blick.«
    »Torn machte früher in Fluchthilfe. Schleuste Leute aus der DDR aus. Für richtig gutes Geld.«
    »Woher weißt du das?«, erkundigte sich Freiflug.
    »Nicht wichtig. Und Katja?«
    »Ich habe unsere offiziellen Wiesen abgegrast, aber Katja ist ein häufiger Name und

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