Flinx
Material trug er auch Geräte bei sich, die den Gastwirt schockiert hätten, mit dem er am Vormittag geplaudert hatte. Er brauchte nicht lange, um das zu finden, was er suchte. Ein paar Drahtstücke mit einem Kontaktschalter. Er vergewisserte sich, dass der Schalter offen war, und schlang ein Ende des Drahtes sorgfältig um den winzigen Transmitterpunkt links von der Verriegelung des Tors. Sorgfältig bog er den Draht um den langen Riegel herum und schlang ihn auf der gegenüberliegenden Seite um den Transmitter. Ein winziges LED am Schalter des Drahtes leuchtete in zufriedenstellendem Grün.
Jetzt holte Flinx ein kleines, unregelmäßig geformtes Stück stumpfen Metalls aus dem Rucksack, schob es ins Schloss und drehte es ein paarmal. Seine Körperwärme reichte aus, um das Metall aufzuweichen und zum Fließen zu bringen. Der Riegel klickte. Jetzt hielt Flinx das Metall mit nur zwei Fingern, dass es nur noch wenig Wärme abbekam, und wartete, bis es sich verfestigt hatte, und drehte es dann. Diesmal hörte er ein zweites, weicheres Klicken aus dem Schlossmechanismus. Er zog das Metallstück heraus, legte die Hand aufs Tor und schob. Es bewegte sich zwei Meter nach innen, wobei es leicht in den Angeln schwankte. Er zögerte. Kein Alarm war zu hören. Hoffentlich brauchte eine solch einfache Landgemeinde keine lautlosen Alarmanlagen. Trotzdem sammelte er seine Werkzeuge und den Rucksack ein und zog sich hastig zum Wald zurück.
Er wartete eine halbe Stunde, ohne dass jemand aufgetaucht wäre, um Tor oder Hof zu überprüfen, und kroch schließlich zum Zaun zurück. Das Tor stand immer noch offen. Die Glasfaser, die von einem Endpunkt zum anderen reichte, ließ den Alarmstrahl ununterbrochen fließen, aber wenn er das Tor weiter öffnen musste, als die Länge des Drahtstückes es erlaubte, würde es Schwierigkeiten geben.
Er schlüpfte in den Hof. Pip flog über den Zaun und schwebte über dem Kopf seines Herrn.
Flinx suchte den Hof ab. Bis jetzt deutete immer noch nichts darauf hin, dass man sein Eindringen bemerkt hatte. Der Maschinenschuppen lag unmittelbar vor ihm, es war ein offener Unterstand. Im Schutz der riesigen Reparaturfahrzeuge schlich er sich in den Schuppen. Zwischen den Geräten und Vorräten entdeckte er zwei Sumpfer für zwei Passagiere. Sein Herz schlug schneller. Die kompakten Fahrzeuge weiteten sich unten aus und hatten eine geschlossene Kabine, um Pilot und Passagier nebeneinander behaglichen Schutz zu bieten.
Flinx probierte sie beide aus. Die einfachen Elektromotoren kurzzuschließen, stellte kein Problem dar. Als dann die Treibstoffanzeige der ersten Maschine nicht reagierte, wurde er unruhig, dafür war der zweite Sumpfer zu fünfundneunzig Prozent geladen. Das war besser, als er zu hoffen gewagt hatte; wahrscheinlich würde er auf seiner ganzen Strecke nirgends Zugang zu irgendeiner Aufladestation haben.
Da im Depot immer noch friedliche Stille herrschte, setzte Flinx seinen ganzen Erfolg aufs Spiel, um ein weiteres Problem zu lösen: die Regierungskennzeichen des Sumpfers. In einem Schrank fand er ein paar Dutzend Kanister katalytischer Farbe. Er wählte zwei Kanister Braun. Nach kurzer Überlegung kehrte er noch einmal zu dem Schrank zurück und holte noch einen zusätzlichen Kanister mit Rot heraus. Bis zur Stunde hatte er noch nie irgendein Fahrzeug besessen - und wenn er jetzt schon seinen künstlerischen Neigungen nachgehen konnte, würde es auch nichts schaden, dem Ganzen ein wenig Pep zu geben.
Außerdem würde das auch besser zu einem sechzehnjährigen Jungen passen. Die Bäume würden ihm dennoch genügend Sichtschutz bieten.
Als er mit dem Besprühen des Sumpfers fertig war, kletterte er auf den Pilotensitz. Pip machte es sich auf dem leeren Sitz daneben bequem. Die Kontrollen waren einfach und klar, so wie er das erwartet hatte. Seine rechte Hand griff nach dem kleinen Steuerrad, die linke zu der Überbrückung, die er unter dem Armaturenbrett vorgenommen hatte. Der Motor erwachte zum Leben. Sein gleichmäßiges Summen war nur wenig lauter als das von Pip. Er brauchte den Beschleunigungshebel nur leicht anzutippen, und der Sumpfer setzte sich in Bewegung. Der kräftige Suchscheinwerfer, der vorne am Bug montiert war, blieb dunkel. Das würde er auch bleiben, bis er ganz sicher war, dass man ihn nicht verfolgte.
Er fuhr in den Hof hinaus. Von den umliegenden Gebäuden war immer noch kein Zeichen von Unruhe zu bemerken. Am Tor ließ er das Fahrzeug im Schwebegang und sprang
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