Flinx
deutlicher ausgedrückt.«
»Möglicherweise setzen sie ihre Reise gar nicht weiter in nördlicher Richtung fort.«
»Ja, das ist durchaus möglich. Haben Sie ein Peilgerät, um andere Fahrzeuge zu verfolgen?« fragte Sal.
Der Mann schüttelte den Kopf. »Wir haben nicht damit gerechnet, dass wir eines brauchen würden. Nach den letzten Informationen reiste der junge Mann, mit dem wir gerne sprechen würden, auf dem Rücken eines Stupava.«
»Ich glaube, hier ist er mit einem Sumpfer angekommen.«
Die Frau blickte überrascht und meinte dann resignierend, zu ihrem Begleiter gewandt: »Kein Wunder, dass wir da nicht mithalten konnten. Wendiger Bursche, nicht wahr?«
»Für meinen Geschmack zu wendig«, murmelte der Mann, »und für seinen eigenen vielleicht auch, wenn er diese Typen zu sehr in die Enge treibt.«
Die Frau seufzte und stand dann wieder auf. »Nun, hier haben wir jetzt genug Zeit vergeudet. Wir müssen einfach nach Pranbeth zurück und uns dort einen Skimmer mit Peilanlage besorgen. Falls Sie nicht der Meinung sind, wir sollten versuchen, sie mit dem Sumpfer einzuholen.«
Der Mann stieß ein kurzes, humorloses Lachen aus und wandte sich dann wieder Sal zu. »Danke, junger Freund. Sie haben uns sehr geholfen.«
»Ich wünschte, ich könnte mehr für Sie tun«, sagte Sal besorgt. »Wenn Lauren etwas zustoßen würde - Sie werden doch dafür sorgen, dass ihr nichts zustößt, ja?«
»Ich verspreche Ihnen, dass wir unser Bestes tun werden«, versicherte ihm die Frau. »Wir wollen nicht, dass Unschuldige verletzt werden. Wir wollen nicht einmal, dass NichtUnschuldige verletzt werden.« Sie schenkte ihm ein mütterliches Lächeln, das aber dem nervösen Stellvertreter Lauren Walders keineswegs ein Gefühl der Zuversicht vermittelte.
11. Kapitel
Das Peilgerät summte leise vor sich hin, und der einsame leuchtende Punkt auf dem Bildschirm zeigte klar den hastigen Flug des Skimmers nach Norden an. Dicht über den Gipfeln der höchsten Bäume zog er dahin, mehr als achtzig Meter über den Sümpfen und Morasten, die hier als Boden galten. Sie hatten den Patrasee überquert, dann ein Stück trockenen Landes, dann den wesentlich größeren See, der unter dem Namen Tigranocerta bekannt war, und jetzt flogen sie wieder über Wald. Ein kalter Regen fiel und spritzte von der Acrylkuppel des Skimmers und bildete eine sich dauernd verändernde feuchte Topografie, die einen großen Teil der Sicht nach draußen versperrte. Die Instrumente des Skimmers sorgten für einen festgelegten Abstand zwischen ihm und denen, die sie verfolgten.
Schrecklich still, dachte Lauren Walder. Er ist schrecklich still und vielleicht sonst noch etwas. »Nein, ich bin nicht zu jung«, sagte er in das Schweigen hinein, das die Kabine erfüllte, und seine Stimme klang so, als wolle er sich verteidigen.
Lauren hob die Augenbrauen. »Können Sie Gedanken lesen?«
Darauf reagierte er mit einem scheuen Lächeln. »Nein, das nicht.« Seine Finger liebkosten den Kopf des Minidrach, der auf seiner Schulter schlief. »Ich fühle nur manchmal Dinge. Nicht Gedanken, nichts Detailliertes. Nur die Art und Weise, wie die Leute fühlen.« Er blickte zu ihr auf. »So, wie ich dachte, dass Sie in diesem Augenblick empfinden, dachte ich, Sie würden etwas Derartiges sagen.«
»Nun, da hatten Sie recht«, gestand sie und fragte sich, was sie aus dem Rest seiner Erklärung eigentlich machen solle.
»Und das bin ich nicht, wissen Sie.«
»Wie alt sind Sie?« fragte sie.
»Sechzehn. So gut ich das weiß. Sicher bin ich nicht.«
Sechzehn und bald sechzig, dachte sie traurig. Während ihrer seltenen Besuche in Drallar hatte sie manchmal seinesgleichen gesehen. Ein Kind der Umstände, auf den Straßen aufgewachsen und durch falsche Beispiele und Zufälle angeleitet, wenn es auch schien, als wäre aus ihm Besseres als aus seinen Kameraden geworden. Sein Gesicht enthielt das Wissen, das seinen glücklicheren Zeitgenossen vorenthalten war, aber das schien ihn weder böse noch verbittert gemacht zu haben.
Trotzdem hatte sie das bestimmte Gefühl, dass da noch etwas anderes am Werk war.
»Wie alt, glauben Sie, dass ich bin?« fragte sie beiläufig.
Flinx kniff die Lippen zusammen und starrte sie prüfend an. »Dreiundzwanzig«, sagte er dann, ohne zu zögern.
Sie lachte leise und schlug vergnügt die Hände zusammen. »Jetzt weiß ich es, womit ich es hier zu tun habe, einem sechzehnjährigen Diplomaten auf einem Rachefeldzug!« Ihr Lachen verblasste,
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