Flirt mit der Unsterblichkeit
ansonsten aber nicht gerührt hatte. Er sah süß aus - schläfrig und träge, sein Haar war zerzaust. Sie kehrte zu ihm zurück, um ihn langsam und zärtlich zu küssen. Sofort schlang Shane seine Arme um sie. Es fühlte sich so selbstverständlich an, so perfekt, und wieder spürte sie dieses Gefühl von Wärme und Gewissheit, dieses Gefühl, dass das hier absolut richtig war.
»Hey«, sagte er. »Du bist süß, wenn du so panisch bist.«
»Nur wenn ich panisch bin?«
»Ups! Das war eigentlich als Kompliment gemeint.« Seine Finger beschrieben Kreise auf ihrem Rücken, warm wie Sonnenlicht. »Was steht denn für heute auf dem Programm? Ich bin nämlich dafür, das alles so bleibt, wie es jetzt ist.«
Auch Claire wünschte sich nichts sehnlicher. Aber es gab einen Grund, weshalb ihr Wecker geklingelt hatte. »Ich muss zur Uni«, sagte sie seufzend.
»Schwänz einfach.« Er küsste ihre nackte Schulter.
»Ich... Du musst doch auch arbeiten! Erinnerst du dich? Spitze scharfe Messer und eine Menge Rindfleisch?«
»Das hier ist besser.«
Nun, seine Argumente waren überzeugend. Echt überzeugend.
Claire glaubte ihm noch etwa dreißig Minuten lang, dann zwang sie sich zum Aufstehen. Sie nahm die Dusche in Beschlag, bevor Shane es konnte, und versuchte, nicht mehr daran zu denken, dass er in ihrem Bett lag.
Als sie zurückkam, um ihren Rucksack zu holen, war er immer noch dort. Er hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt und sah lächerlich zufrieden aus - mit der Welt und mit sich selbst. Sie schlug auf seinen nackten Fuß, der unter der Bettdecke hervorschaute. »Steh auf, Obergrillmeister.«
»Ha! Muss ich noch gar nicht. Du bist diejenige, die die dumme Idee hatte, sich für Sieben-Uhr-Kurse einzuschreiben. Ich persönlich gehe zu einer vernünftigen Zeit zur Arbeit.«
»Du lümmelst aber trotzdem nicht weiter in meinem Bett rum. Steh jetzt auf. Ich traue dir nicht über den Weg, wenn du allein hier drin bist.«
Sein Lächeln wirkte hinterhältig und gefährlich. »Da hast du wohl recht«, sagte er. »Allerdings kannst du mir auch nicht über den Weg trauen, wenn wir gemeinsam hier drin sind.«
Oh nein, sie würde nicht wieder zurück zu ihm ins Bett steigen. Das würde sie nicht. Sie hatte zu tun. Nachdem sie noch ein paarmal tief Luft geholt hatte, beugte sie sich über ihn, küsste ihn rasch, wich seinen grapschenden Händen aus und stürzte zur Tür. »Raus aus meinem Bett«, wiederholte sie. »Das meine ich ernst.« Er gähnte. Sie grinste und schloss hinter sich die Tür.
Unten lief schon die Kaffeemaschine und Michael saß vor seinem Laptop am Tisch. Sie war ein wenig überrascht; Michael war eigentlich gar kein Computer-Typ. Er hatte zwar einen Laptop und sie nahm an, dass er auch E-Mails und so was schrieb, aber er saß nicht dauernd davor. Nicht wie die meisten Leute in ihrem Alter, inklusive ihr selbst. Er blickte zu ihr auf, dann schaute er wieder auf den Bildschirm, dann wieder zu ihr - und dann starrte er sie an, als hätte er sie noch nie zuvor gesehen.
»Was?«, fragte sie. »Sag mir nicht, dass eines von Kims schmuddeligen Videos es auf YouTube geschafft hat.« Daran wollte sie eigentlich nie wieder denken. Kim und ihre hinterlistigen Schnüffeleien. Kim und ihre Pläne, berühmt zu werden mit all den Aufnahmen ihrer versteckten Kameras, die das Leben in Morganville lückenlos dokumentierten. Am Ende war das nicht gut ausgegangen für Kim.
Michael schüttelte den Kopf und wandte sich wieder dem Computer zu. »Ich habe dieses Studio kontaktiert, wegen der Aufnahmen, du weißt schon. Sie meinen es ernst, Claire. Sie wollen, dass ich am Donnerstag komme.«
»Echt?« Sie schnappte sich eine Kaffeetasse und ließ sich gegenüber von ihm auf einen Stuhl sinken. Dann dopte sie ihren Kaffee mit Milch und Zucker. »Also müssen wir Donnerstag früh los?«
»Nein, ich glaube, wir sollten schon heute Abend aufbrechen. Nur für den Fall. Außerdem haben wir dann Zeit, uns in Dallas zurechtzufinden, und ich möchte nicht tagsüber reisen.« Richtig. Vampire. Autofahrt. Sonnenlicht. Vermutlich keine gute Idee.
»Wir können nicht unser Auto nehmen, oder? Ich meine, die Verdunkelung ist außerhalb Morganvilles nicht legal.«
»Genau. Ein weiterer Grund, bei Nacht zu fahren. Ich denke, wir können Eves Wagen nehmen. Es ist geräumig und der Kofferraum ist für den Fall der Fälle auch groß genug.« Für den Fall, dass sie von der Sonne überrascht wurden, meinte er.
Claire trommelte
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