Flirt mit der Unsterblichkeit
Und ich werde dann entscheiden, ob du handeln darfst oder nicht. Jetzt gerade verbiete ich es.« Er ließ sie los. Monica riss ihre Hand zurück und barg sie an ihrer Brust. »Trinkt euren Kaffee jetzt anderswo. Alle beide.«
Monica streckte die Hand aus und nahm den kleinen USB-Stick.
»Der hat mich zehn Mäuse gekostet«, gab Claire bekannt.
Monicas Blick wurde noch finsterer, aber da Oliver weiterhin dasaß, kramte sie in ihrem Handtäschchen, und schleuderte schließlich einen zerknitterten Zehn-Dollar-Schein über den Tisch. Claire glättete ihn, lächelte und steckte ihn in die Tasche.
»Wenn ihr jetzt fertig seid«, sagte Oliver, »dann geht. Monica, du zuerst. Ich lasse nicht zu, dass du hier noch irgendeine Sauerei veranstaltest, die ich dann hinter dir aufräumen muss.«
Monica warf ihm einen Blick zu, der eher ängstlich als verärgert wirkte. Sie nahm ihre Handtasche und den Kaffee und stelzte zur Tür. Sie blickte auch nicht zurück, als sie in ihr Cabrio stieg und mit quietschenden Reifen davonfuhr.
»Irgendwann«, sagte Oliver, der noch immer die Straße im Blick behielt, »irgendwann wird dir deine Schlauheit zum Verhängnis werden, Claire. Das weißt du bestimmt.«
Das wusste sie tatsächlich. Doch manchmal hatte man keine Wahl.
»Ich nehme an, du kommst heute Abend mit uns?«
Dieses Mal drehte Oliver den Kopf, um sie anzusehen, und es lag etwas so Kaltes und Distanziertes in seinem Blick, dass Claire schauderte. »Hast du nicht gehört, dass ich gesagt habe, du sollst gehen? Ich habe Besseres zu tun, als eure Probleme zu lösen.«
Sie schluckte, nahm ihre Sachen und ging.
Den Nachmittag verbrachte sie in Myrnins abgefahrenem Labor, das viel schöner war, seit Myrnin es renoviert hatte: neue Computer, moderne Bücherschränke und vernünftige Beleuchtung statt Geräten aus dem vorletzten Jahrhundert, die Funken sprühten, wenn man versuchte, sie an- oder auszuschalten.
Myrnin war deswegen jedoch nicht weniger verrückt. Und Amelie setzte ihn wegen Adas Tod unter Druck, wie Claire wusste. Konnten Computer sterben? Ada war der Hauptcomputer der Stadt gewesen. Myrnin bemühte sich nun, einen Ersatz für sie zu finden. Allerdings war Claire strikt dagegen, dem Computer wieder ein menschliches Gehirn einzupflanzen. Sie wusste nur allzu genau, in welche Gefahr sie das bringen konnte.
»Computer«, sagte Myrnin, während er seinen Laptop beiseitestieß und finster anstarrte, als hätte ihn dieser persönlich beleidigt. »Diese Technologie ist vollkommen idiotisch. Wer hat das gebaut? Paviane?«
»Sie funktionieren gut«, sagte Claire und brachte den Computer unter ihre Kontrolle, um Myrnin die Schnittstelle zu zeigen, die sie entworfen hatte. »Sie brauchen mir nur zu erklären, wie Ada mit dem Sicherheitssystem verbunden war, dann kann ich eine Art Verbindung bauen. Sie können es direkt von diesem Fenster hier in Betrieb nehmen. Sehen Sie?« Sie hatte sogar einen Kunststudenten engagiert, um die Benutzeroberfläche steampunkmäßig zu gestalten, weil sie hoffte, dass Myrnin sich dann wohler mit dem Gerät fühlen würde. Ihr Boss starrte den Laptop weiterhin finster, aber etwas weniger aggressiv an. »Versuchen Sie es. Berühren Sie einfach den Bildschirm.«
Er drückte mit der Fingerspitze auf das Fenster. Das Sicherheitsmenü erschien, im Eisen- und Zahnräder-Design. Myrnin grummelte und tippte noch einmal auf den Bildschirm. »Und das würde dann alles steuern.«
»Ja, das ist eine grafische Benutzeroberfläche.«
»Und dieses Programm wäre dann in der Lage, Menschen und Vampire aufzuspüren und unterschiedlich zu behandeln?«
»Ja. Wir müssen Wärmesensortechnologie verwenden. Vampire haben eine niedrigere Körpertemperatur. Es ist leicht, den Unterschied festzustellen.«
»Kann das System überlistet werden?«
Claire zuckte mit den Schultern. »Alles kann überlistet werden. Aber es ist ziemlich gut.«
»Und die Erinnerungsmodifizierung?«
Das war ein Problem - ein großes Problem. »Ich glaube nicht, dass man das mit einem Computer hinkriegen kann. Ich meine, ist das nicht eher etwas, was im Kopf eines Vampirs stattfindet?« Denn Ada war ja eigentlich eine Vampirin gewesen. Und die Maschine, die Myrnin gebaut hatte, um ihr Gehirn am Leben zu halten, hatte es irgendwie ermöglicht, diese Vampirkraft zu nutzen. Claire verstand das nicht wirklich, aber sie wusste dass es funktionierte - dass es funktioniert hatte.
»Das ist ein ziemlich großes Manko. Was ist das da?« Myrnin
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