Flirt mit der Unsterblichkeit

einen Hand, das Telefon in der anderen schrieb Claire eine SMS an Monica: Komm schnell ins Common Grounds.
    Sofort bekam sie eine Antwort: Hoffentlich hast du eine gute Begründung.
    Oh, allerdings. Claire nippte an ihrem Getränk und wartete, bis Monica endlich in ihrem roten Cabrio angerollt kam, dieses Mal ohne Gina und Jennifer. Monica schien immer öfter ohne ihre beiden Background-Sängerinnen aufzutreten, was interessant war. Wahrscheinlich waren sogar sie es allmählich leid, dauernd auf Befehl Bestätigung zu liefern.
    In einem Kleid, das viel zu kurz war, ihre langen braunen Beine aber gut zur Geltung brachte, platzte Monica durch die Eingangstür. Sie schob ihre teure Sonnenbrille in das schimmernde schwarze Haar und sah sich um. Das höhnische Lächeln war vermutlich Gewohnheit und hatte nichts zu bedeuten. Nachdem sie sich einen Kaffee bestellt hatte, setzte sie sich gegenüber von Claire an den Tisch.
    »Und?«, fragte sie und stellte ihre winzige Handtasche ab.
    »Was ist der gute Grund?«
    Als Oliver Monicas Kaffee brachte, sagte Claire: »Würde es dir etwas ausmachen, einen Augenblick hierzubleiben?«
    »Was?«
    »Als Moderator.«
    Oliver handelte in Morganville Deals aus. Common Grounds nahm dabei eine Schlüsselrolle ein, dort konnten sich Menschen und Vampire treffen und alle möglichen Abkommen treffen, bei denen Oliver Zeuge war. Ziemlich selten jedoch ging es um Abkommen zwischen zwei Menschen.
    Oliver zuckte mir den Schultern und setzte sich zwischen die beiden Mädchen. »Also gut. Fasst euch kurz.«
    Monica sah stocksauer aus, deshalb sprach Claire zuerst: »Monica hat einen Deal mit mir geschlossen, in dem es um Prüfungsaufgaben ging. Ich möchte, dass du bezeugst, dass ich ihr die Aufgaben übergebe.«
    Olivers Augenbrauen schossen nach oben und er sah aus, als würde er sich köstlich amüsieren. »Ihr wollt also, dass ich eine Schulhoftransaktion bezeuge. Wie... drollig.«
    Claire zögerte nicht. Sie schob Monica einen USB-Stick hin. »Darauf findest du eine Datei«, sagte sie. »Sie ist passwortgeschützt. Wenn du hinter das Passwort kommst, hast du die Antworten.«
    Monicas Kinnlade klappte herunter. »Was?«
    »Du sagtest, dass ich sie dir geben müsste. Das habe ich hiermit getan. Und Oliver kann es bezeugen. Wir sind also quitt. Keine Retourkutschen, okay?«
    »Aber du hast sie durch ein Passwort geschützt?«
    »Eines, das du erraten kannst«, sagte Claire. »Wenn du deine Hausaufgaben gemacht hast. Oder wenn du schnell lesen kannst.«
    »Du kleines Miststück.« Monica streckte blitzschnell die Hand aus, aber nicht, um den USB-Stick zu nehmen. Sie packte Claires Arm und grub ihre Fingernägel hinein. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich fertigmache.
    »Und bei dir weiß ich auch, dass das keine leere Drohung ist«, sagte Claire. »Alyssa Collins ist der Beweis.«
    Monica wurde ganz still und in ihrem Blick lag plötzlich – Erschrecken? Vielleicht sogar Reue oder Schuldbewusstsein. »Das kann ich nicht akzeptieren. Du bringst mir die Antworten ohne das Passwort.«
    Oliver räusperte sich. »Hattest du näher beschrieben, wie sie dir die Antworten geben muss?«
    »Nein«, sagte Claire. »Sie sagte nur, dass ich es tun muss. Und das habe ich hiermit getan. Hey, das war noch die netteste Methode. Ich hätte sie ihr auch auf Lateinisch geben können oder so.«
    »Lass Claire los«, sagte Oliver sanft zu Monica. Als sie nicht gehorchte, wurde sein Tonfall eisig. »Lass. Los.«
    Sie zog die Hand zurück, verschränkte die Arme über der Brust und funkelte Claire wütend an. »Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.«
    »Doch, das ist es«, sagte Oliver. »Es ist nicht ihre Schuld, wenn du schlecht beschrieben hast, was du von ihr willst. Sie hat alle Anforderungen erfüllt. Sie gibt dir sogar eine vernünftige Chance, das Passwort zu knacken. Nimm den Stick und geh, Monica.«
    »Es ist nicht gesprochen«, wiederholte Monica unbeirrt. Als sie nach dem USB-Stick griff, schnappte Oliver mit seiner bleichen, starken Hand nach Monicas und hielt sie fest. Es musste wehtun, denn sie jaulte auf.
    »Sieh mich an«, sagte er.
    Monica blinzelte und konzentrierte sich auf sein Gesicht; Claire sah, wie sich ihre Pupillen weiteten.
    »Monica Morrell, das hier fällt in meinen Verantwortungsbereich. Du schuldest mir Respekt und du schuldest mir Gehorsam. Und du wirst Claire Danvers jetzt in Ruhe lassen. Wenn du aus irgendeinem Grund meinst, sie angreifen zu müssen, wirst du es mir sagen.