Flirt mit der Unsterblichkeit
Patience gefunden«, sagte er. »Sie und Jacob bewachen die Tür von außen. Oliver läuft Patrouille.«
»Und alle anderen?«, fragte Claire.
»Morley hat alle anderen mitgenommen, um den Feind aufzuspüren. Er sagte, er würde nicht warten, bis sie zu uns kommen. Zumindest hat er das behauptet. Natürlich kann es auch sein, dass Morley versucht, einen anderen Lieferwagen oder Bus zu finden, um seine Leute aus der Stadt zu bringen.«
»Weiß Oliver davon?«
Michael schüttelte den Kopf. »Er hat keine Ahnung, aber er kann es sich denken, wenn er sie draußen irgendwo entdeckt. Allerdings weiß ich nicht, wie er sie dann allein aufhalten könnte.«
Claire wusste es auch nicht, aber es war Oliver. Ihm würde schon etwas einfallen...
»Wie lange noch bis Sonnenaufgang?«
»Ein paar Stunden«, sagte Michael. Er blickte zu Eve hinüber, die ihre Geschichte zu Ende gelesen hatte und gerade die Kids umarmte, die auf dem Weg ins Bett waren. »Mrs Grant sagte, dass sie immer nachts kommen. Das heißt, sie kommen bald, falls Morleys Leute ihnen nicht dazwischengefunkt haben. Und dann sind wir besser bereit.«
Als sie noch eine Truppe Vampire auf ihrer Seite gehabt hatten, hatte sich Claire keine allzu großen Sorgen gemacht, aber jetzt machte sie sich welche. Und als sie Michael und Shane ansah, wusste sie, dass sie ebenfalls beunruhigt waren.
»Also, an die Waffen, Jungs«, sagte Shane. »Heute Nacht wird niemand angeknabbert. Neue Regel.« Er und Michael gaben sich rasch Highfive und Lowfive und gingen zu den Waffen.
Claire holte Eve und brachte sie auf den neuesten Stand. Dann gingen sie zu den Jungs und stellten sich ihre Vampirabwehrausrüstung zusammen. Mrs Grant hatte in einem Schaukelstuhl gedöst, das Gewehr auf den Knien, aber sie wachte auf, sobald die vier damit begannen, die Waffenvorräte auf dem Tisch zu plündern. Claire war beeindruckt; für eine alte Dame wachte sie sehr schnell auf und das Erste, was sie tat, war, nach Gefahr Ausschau zu halten. Als sie nichts entdeckte, blickte sie die vier an und fragte: »Kommen sie?«
»Wahrscheinlich«, sagte Michael. Er nahm ein paar Holzpfähle und überließ die versilberten den Menschen. Außerdem schnappte er sich eine Armbrust und ein paar Pfeile. »Wir werden beim Patrouillieren helfen. Sieht aus, als wären wir ein wenig knapp mit Wachen.«
»Aber Morley...« Mrs Grants Mund klappte zu und ihre Lippen bildeten eine strenge Linie. Sie brauchte offenbar nicht erst eingeweiht zu werden. »Natürlich. Ich habe nie daran gezweifelt, dass er uns in den Rücken fallen würde.«
»Das habe ich nicht gesagt«, sagte Michael. »Ich sagte nur, dass er nicht hier ist. Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass wir, wenn alle Stricke reißen...«
Mrs Grant erhob sich aus ihrem Stuhl, zuckte zusammen und rieb sich über eine schmerzende Stelle am Rücken. Sie sah müde aus, aber sehr konzentriert. »Ich wecke meine Männer«, sagte sie. »Hätte wissen sollen, dass nicht eine ganze Nacht ohne irgendeinen Alarm vergehen würde. Ich hatte einfach nur auf ein Wunder gehofft.«
»Wie lange machen Sie das schon?«, fragte Claire.
»Es war nicht von Anfang an so«, sagte Mrs Grant. »Zuerst glaubten wir, dass die Leute, die wir nicht finden konnten, einfach nur krank wären - auf normale Art krank. Und am Anfang waren sie noch clever. Sie waren gut darin, sich zu verstecken und sich Leute zu schnappen, die gerade nicht aufpassten. Wie Wölfe, die ein verirrtes Schaf reißen. Als wir dahintergekommen waren, kamen sie mit Gewalt und schalteten fast alle aus, die sich gegen sie hätten organisieren können. Alles in allem leben wir wohl seit fast drei Wochen in dieser Bibliothek.« Fast lächelte sie, aber in Wahrheit verzog sie nur verbittert den Mund. »Es kommt mir länger vor. Ich kann mich kaum mehr daran erinnern, wie es vorher war. Blacke war früher ein richtig ruhiges Städtchen. Niemals passierte was. Aber jetzt...«
»Vielleicht können wir dieses ruhige Städtchen noch retten«, sagte Claire.
Mrs Grant bedachte sie mit einem langen Blick. »Du und deine Freunde, ganz allein?«
»Hey«, sagte Shane und ließ das Gewehr mit einer knappen Bewegung zuschnappen. »Wir versuchen zu helfen.«
»Und am Leben zu bleiben«, fügte Eve hinzu. »Aber glauben Sie mir, das ist nicht die schlimmste Situation, in der wir je waren.« Sie klang, als wäre sie davon tatsächlich überzeugt. Claire zog die Augenbrauen nach oben und Eve dachte ein paar Sekunden lang nach.
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