Flirt mit der Unsterblichkeit
verträumt.
»Hey«, sagte Shane. »Was ist mit dir? Willst du vielleicht Dead Rising spielen?«
»Klar«, sagte Eve. »Gut. Unbedingt.«
Sie ging hinaus. Shane blinzelte. »Das war nicht das, was ich erwartet habe.«
»Sie schwebt«, sagte Claire. »Was ist daran verkehrt?«
»Nichts. Aber sie hat mich ausnahmsweise mal nicht beleidigt. Das geht so nicht. Das verstört mich.«
»Ich nutze jetzt mal die Stille«, sagte Claire. »Zum Lernen.«
»Bring deine Lernsachen doch nach unten«, sagte Shane. »Eve kann mentale Unterstützung gebrauchen, weil sie beim Zombie- Killen absolut ablosen wird. Sie ist gerade viel zu glücklich für so was.«
Claire lachte, aber sie rannte nach oben und schnappte sich ihre Büchertasche, die prompt unten am Saum aufplatzte. Ungefähr zehn Kilo Bücher, Notizen und Krimskrams fielen auf den Holzboden. »Na großartig«, sagte sie mit einem Seufzer. »Einfach großartig.« Sie raffte zusammen, was sie brauchte, und machte sich auf den Weg nach unten.
Sie war schon halb die Treppe herunter, als jemand an die Haustür klopfte. Alle hielten inne. Michael, der gerade dabei war, seine Gitarre zu nehmen, und Shane und Eve, die sich mit ihren Spielkonsolen auf die Couch setzten. »Erwartest du noch jemanden?«, fragte Shane Eve. »Kommt dein entfernter Cousin Jack the Ripper zum Kaffee vorbei?«
»Leck mich, Collins.«
»Endlich ist die Welt wieder in Ordnung. Auch wenn die rosserschen Beleidigungen noch nicht wieder ihr übliches Spitzenniveau erreicht haben. Nicht wahr, mein Sonnenscheinchen? Macht nichts. Das kriegen wir wieder hin.«
Michael sagte nichts, aber er legte seine Gitarre weg und folgte Shane mit dem Blick bis zum Ende des Flurs. Claire stieg rasch die übrigen Stufen hinunter und bemühte sich, ihre Sachen nicht fallen zu lassen. Dann legte sie sie auf dem Esstisch ab, bevor sie hinüber an Michaels Seite eilte.
Shane blickte durch den Spion, trat zurück und sagte »O-ooh«.
»Was?«
»Probleme?«
Michael legte blitzschnell die Strecke bis zur Tür zurück, schaute hinaus und fletschte die Zähne - alle seine Zähne, einschließlich seiner Vampirzähne, was kein gutes Omen war. Claire holte tief Luft. Blöde Büchertasche, toller Zeitpunkt zu reißen; normalerweise hätte sie all ihre Sachen mit heruntergebracht, aber so hatte sie ihre Antivampirausrüstung oben zurückgelassen.
»Es ist Morley«, sagte Michael. »Ich gehe wohl besser raus und rede mit ihm. Shane, bleib du bei den Mädchen.«
»Ich geb dir einen guten Rat: Hör auf, mir zu sagen, dass ich bei den Mädchen bleiben soll«, sagte Shane, »sonst kriegst du demnächst von mir was aufs Maul. Im Ernst! Dabei könnte einer dieser schimmernden Vampirzähne abbrechen.«
»Willst du dich heute noch prügeln?«
»Äh... wahrscheinlich nicht.«
»Dann halt die Klappe.« Michael machte die Tür gerade so weit auf, dass er hinausschlüpfen konnte. Dann blickte er sich um und sagte: »Schließ ab.«
Shane nickte, und sobald die Holztür zufiel, schob er alle Riegel vor und starrte durch den Spion. Claire und Eve stürzten in stummer Übereinkunft zum Wohnzimmerfenster, von wo sie den Eingangsbereich sehen konnten - nicht perfekt, aber besser als nichts.
»Oh nein«, flüsterte Eve.
Michael stand im Mondschein nicht nur einem, sondern drei Vampiren gegenüber. Es war Morley - ein abgerissener, fieser Vampir, der wie ein Penner herumlief, obwohl Claire wusste, dass er ein Zuhause hatte - und zwei aus seiner Crew. Seine Anhängerschaft bestand vor allem aus unzufriedenen jugendlichen Vampiren, wobei jugendlich natürlich relativ war, wenn es um Vampire ging. Bei diesen hier war der Status entscheidend - sie waren Habenichtse oder fühlten sich von den Mächtigen unterdrückt. Sie hatten auch einen Menschen dabei.
Jason.
Und soweit Claire das beurteilen konnte, war er nicht freiwillig da. Einer der Vampire hatte seine Hand auf seinen Arm gelegt, aber was wie eine freundliche Geste aussah, war wahrscheinlich ein stahlharter Griff.
»Jase«, flüsterte Eve. »Oh Gott. Ich habe dir doch gesagt, du sollst auf dich aufpassen!«
Shane gab seinen Posten an der Tür auf und kam ins Wohnzimmer. Er zog eine schwarze Segeltuchtasche unter einem Stuhl hervor. Dann machte er den Reißverschluss auf, nahm einen kleinen Bogen heraus, spannte die Sehne und legte einen Pfeil ein. Claire und Eve warf er silberüberzogene Pfähle zu, dann trat er zu ihnen ans Fenster. »Also«, sagte er, »dein Bruder hat gesagt, dass er
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