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Flirtverdacht Roman

Flirtverdacht Roman

Titel: Flirtverdacht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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kalten, harten Metallknauf, der sich in meinen Rücken bohrte. Doch das hielt sie nicht auf. Sie kam immer näher, der Raum zwischen uns wurde mit jeder einschüchternden Bewegung ihres Körpers immer kleiner. Der Zorn in ihren Augen hatte die unschuldige, ahnungslose Person, die vor wenigen Minuten an die Tür gekommen war, vollkommen verwandelt. Sie war ein anderer Mensch geworden. Eher eine Kreatur. Ein Wolf im Schafspelz.
    Ich konnte mir schon vorstellen, was morgen in der Zeitung stehen würde: TREUETESTERIN IN STÜCKE GEHACKT UND AN HUNDE VERFÜTTERT .
    Meine Hand berührte den Türknauf, und ich drehte ihn heftig. Die Tür öffnete sich, und ich zog sie ein Stück auf, so dass der winzigkleine Abstand zwischen uns noch kleiner wurde. »Bitte entschuldigen Sie die Störung, Mrs Garrett«, stieß ich hervor. »Ich werde jetzt … Sie wissen schon, einfach gehen.«
    Irgendwie gelang es mir, mich auf dem engen Raum zwischen ihr, mir und dem Eingang umzudrehen und mich durch die schmale Öffnung, die entstanden war, zu quetschen. Im Freien erwartete ich, dass sie die Tür hinter mir ins Schloss knallen würde. Doch weil ich nichts hörte, warf ich rasch einen Blick über die Schulter, während ich den tulpengesäumten Weg hinuntereilte.
    Alice stand einfach nur da, die Tür hinter ihr weit geöffnet. Ihre Augen folgten mir den ganzen Weg zurück zu meinem Auto. Ich fürchtete schon, sie würde sich das Nummernschild einprägen, sich Fabrikat und Modell merken und dann, sobald ich verschwunden war, einen ihrer Bekannten bei der Mafia um einen Gefallen bitten. Mittlerweile traute ich ihr wirklich alles zu.
    Ich ließ den Motor an und bog auf die Straße. Ich brauchte nicht in den Rückspiegel zu sehen, ich wusste auch so, dass sie noch immer dastand und mich beobachtete wie eine Bärenmutter, die gerade ein Raubtier aus ihrer Höhle verjagt hatte und sich jetzt vergewisserte, dass es nicht wiederkam.
    Doch diese Sorge war unbegründet. Um nichts in der Welt würde ich dort jemals wieder aufkreuzen.

28
Leeres Chaos
    Als ich am Abend in meine Garage einfuhr, schmerzte meine Wange noch immer. Ich war den Rest des Tages mit einem eiskalten Karamell-Macchiato an der Wange durch Brentwood gewandert, in der Hoffnung, dass das Brennen endlich nachlassen würde.
    Doch im Grunde war es nicht der Abdruck von Alice Garretts Hand auf meiner Haut, der mir zu schaffen machte. Es war die schmerzhafte Wirkung, die ihre Worte in mir hervorgerufen hatten:
    … damit versuchen Sie ein emotionales Loch zu stopfen, das irgendwo tief in Ihrem Inneren versteckt ist, so tief, dass Sie schon gar nicht mehr wissen, wo es überhaupt beginnt und wo es endet.
    Klar, das waren nicht die Worte eines ruhigen, besonnenen Menschen. Sondern gehässige Worte aus dem Mund einer Frau, die gerade den größten Schock ihres Lebens bekommen hatte, noch dazu von einer vollkommen Fremden … der sie gerade eine Ohrfeige verpasst hatte.
    Aber genau wie meine geschwollene Wange taten sie trotzdem weh.
    Nein … sie brannten. Brannten heftiger und schmerzhafter als alle Worte je zuvor. Und den letzten drei Jahren hat man mich gewiss oft beschimpft. Mein Geschäft bringt das zwangsläufig mit sich. Man hat mich angefunkelt, angefaucht, bestochen, angegriffen und sogar hin und wieder zum Teufel gewünscht. Wenn man gerne Schmeicheleien hört, ist dieser Job wirklich nicht zu empfehlen.
    Das hier war jedoch irgendwie anders. Es war persönlich und traf mich ins Mark.
    Alices Worte verfolgten mich noch immer, als ich nach Einbruch der Dunkelheit nach Hause kam. Doch als ich die Wohnungstür aufschloss, war ich mir gar nicht mehr sicher, wo ich überhaupt zu Hause war. Oder wer dort lebte.
    Wenn ich mich in letzter Zeit im Spiegel betrachtete, wirkte ich längst nicht mehr so hoffnungsvoll und zielstrebig wie vor drei Jahren, als ich hier eingezogen war. Und ich war nicht mehr der Mensch, der sich gegen seinen Willen in diesen vier Wänden verliebt hatte. Ich war jemand anderes. Unverhofft von dem Weg abgekommen, der mich, so glaubte ich, an das gewünschte Ziel bringen würde.
    Und dann war da noch er.
    Er war fort.
    Seine Sachen waren fort.
    Selbst sein Geruch war fort. Obwohl ich es schon fast zwei Wochen nicht über mich gebracht hatte, den Reinigungsservice zu rufen, weil ich verzweifelt versuchte, die Erinnerung an ihn so lange wie möglich aufrechtzuerhalten.
    Doch sie verblasste unerbittlich.
    Ich ging ins Schlafzimmer und zog die oberste Kommodenschublade

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