Flirtverdacht Roman
wie schwer es mir fiel und dass es meine beste Freundin war, die gestern Abend mit dem Mann dieser Frau zusammen gewesen war.
»Ich bin leider in einer etwas unangenehmen Lage«, fuhr ich fort.
Alice legte den Kopf auf die Seite und sah mich aufmerksam an. »Sie hatten gesagt, dass Lexi Sie um Hilfe gebeten hat?«
Ich nickte. Ja, das war ein guter Ausgangspunkt. Damit würde ich anfangen. »Das stimmt.«
»Was für eine Hilfe?«
Ich atmete tief durch und fing vorsichtig an. »Wissen Sie, Mrs Garrett, ich bin in einer ganz speziellen Branche tätig. Mit ganz speziellen Auftraggebern, unter denen Lexi … ganz eindeutig aus dem Rahmen fällt.«
Mein Gott, ich klinge wie die Puffmutter in einem Edelbordell!
Mein Gegenüber war sichtlich verwirrt. Der Start war vollkommen misslungen. Vermutlich war es das Beste, wenn ich einfach zur Sache kam und später alle Fragen beantwortete.
»Ich leite ein Unternehmen, das Treueprüfungen für misstrauische Eheleute anbietet. So ähnlich wie eine Privatdetektei, nur dass wir uns ausschließlich mit Untreue befassen.«
Alice nickte, als würde sie verstehen, doch ihr fragender Blick verriet das Gegenteil.
Also sprach ich weiter. »Lexi kam zu mir, weil sie sich Sorgen wegen ihres Vaters machte –«
»Moment mal … Lexi hat sich an eine Privatdetektivin gewandt?«
Ich nickte vorsichtig. »Ja, offenbar hat sie den Namen unserer Agentur von einer Freundin erfahren, die ihn wiederum von ihrer Mutter aufgeschnappt hat. Zumindest hat sie mir das so erzählt.«
Ich merkte, dass Mrs Garrett allmählich begriff. Zumindest deuteten die zornigen Fältchen, die rund um ihren Mund und auf ihrer Stirn erschienen, darauf hin. »Sie war bei Ihnen, weil sie befürchtete, dass ihr Vater mich betrügt?«
Ihre Kurzversion der Ereignisse ließ mich stutzen. »Nein, so war es eigentlich nicht. Lexi hat uns – nun ja, im Grunde mich – engagiert, um zu überprüfen, ob ihr Vater, also Ihr Ehemann, Sie betrügen würde oder nicht.«
Jetzt ergaben die Worte einen Sinn. Viel zu viel Sinn, denn Alice fuhr auf und starrte mich so durchdringend an, dass ich einfach wegsehen musste. »Sie haben Geld von einem zwölfjährigen Kind angenommen, um mit irgendeiner verdeckten Aktion zu ermitteln, ob mein Mann mir treu ist?!«
Nun ja, wenn sie es so ausdrückte, klang es nicht besonders koscher. Aber ich hob sofort abwehrend die Hand. »Nein, Mrs Garrett, ich habe kein Geld von Lexi angenommen. Ich habe ihren Fall kostenlos übernommen, weil sie doch befürchtete, dass …«
Doch sie ließ mich nicht aussprechen. Abscheu ergoss sich aus ihrem Mund wie verbales Erbrechen. »Für wen halten Sie sich eigentlich, verdammt nochmal? Sie verwickeln ein Kind in die privaten , persönlichen Beziehungsangelegenheiten seiner Eltern, die Sie ehrlich gesagt noch viel weniger angehen als Lexi! Wie kaputt und krank muss man eigentlich sein, um so etwas zu tun?«
Die beiden Hunde, die bislang desinteressiert zu unseren Füßen gelegen hatten, spürten plötzlich die Aufregung und hoben neugierig die Köpfe.
Dieses Gespräch war aus dem Ruder gelaufen. Ich hatte noch nicht einmal von Zoë (beziehungsweise der namenlosen Unbekannten, als die ich sie bezeichnen würde) erzählen können, und sie war schon dabei, mich wüst zu beschimpfen. Und irgendetwas sagte mir, dass diese Frau normalerweise nicht ohne weiteres fluchte. Selbst die Hunde wurden aufgeregt. Ich musste die Situation in den Griff bekommen, wenn ich überhaupt die Chance haben wollte, meine Informationen loszuwerden.
»Mrs Garrett«, flehte ich, »bitte beruhigen Sie sich, damit wir vernünftig darüber sprechen können. Ich habe doch gar nicht gesagt, dass ich es getan habe.« Was grundsätzlich zwar stimmte, aber dennoch nicht ganz der Wahrheit entsprach.
Doch meine Taktik ging offenbar auf, denn sie überlegte kurz und zwang sich zu einem verkniffenen »Entschuldigen Sie« mit zusammengebissenen Zähnen.
»Ich verstehe ja, dass Sie das aus der Fassung bringt. Ich war selbst ziemlich fassungslos, als ich Lexi in meinem Büro sah. Solche Auftraggeber habe ich natürlich nicht alle Tage.« Ich stieß ein schwaches Lachen hervor in der Hoffnung, die Stimmung ein wenig aufzuheitern. Leider vergeblich. Alice funkelte mich weiter an, die Hände fest zu Fäusten geballt.
Ich räusperte mich und fuhr fort: »Ich wollte mit Ihnen unter vier Augen sprechen, weil Sie völlig Recht haben – Lexi geht das gar nichts an. Sondern nur Sie allein. Und deshalb
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