Flirtverdacht Roman
bin ich gekommen.«
Alice sah mich skeptisch an, ihre Nasenflügel bebten, während sie schwer atmete. Doch sie sagte nichts. Und vermutlich war das auch besser so. Ich konnte wirklich darauf verzichten, noch einmal als »kaputt und krank« bezeichnet zu werden.
»Wissen Sie, als ich am Wochenende nach Palm Springs geflogen bin, um den Auftrag auszuführen …« Ich machte eine kurze Pause, bevor ich den Satz beendete: »… musste ich feststellen, dass Mr Garrett nicht mit der Männergruppe unterwegs war, mit der er angeblich reiste.«
Ich wartete auf eine Reaktion, doch Alices Miene war wie versteinert. Sie befand sich in einem Zustand, in dem meine Worte sie nicht erreichen konnten. Zumindest nicht sichtbar. Doch ihre Augen verrieten etwas anderes.
Also redete ich weiter. »Lexi hatte mir erzählt, er sei mit Freunden zum Golfen unterwegs. Doch stattdessen entdeckte ich ihn mit … einer Frau.«
Alice funkelte mich weiter an, Wut brodelte direkt unter der Oberfläche. Und ich war fest davon überzeugt, dass sie bei meinen nächsten Worten überkochen würde. Doch sie mussten gesagt werden. Selbst wenn es die letzten Worte waren, die ich in diesem Zimmer von mir gab – es waren die wichtigsten.
»Als ich die beiden zusammen sah, bestand für mich kein Zweifel daran, dass Mr Garrett eine intime Beziehung zu dieser Frau hat.« Ich verstummte kurz und versuchte aus ihrem Gesicht abzulesen, ob ich fortfahren oder es einfach dabei belassen sollte. Ich fand keinen Anhaltspunkt. »Ich wollte Ihnen das persönlich mitteilen, weil ich fest davon überzeugt bin, dass es das Richtige ist. Dass Sie es verdient haben, das zu erfahren. Das war für mich der Grund, die Agentur überhaupt zu gründen: Ich möchte anderen Menschen helfen …«
Und bevor ich den Satz beenden konnte, brannte mir die Wange, auf der Alice Garretts rechte Hand gelandet war, und mein Kopf wurde so fest herumgeschleudert, dass ich fast das Gleichgewicht verlor.
Mir wurde ganz schwindelig, und ich konnte meinen eigenen Gedanken nicht mehr folgen. Zumal mir im Augenblick kaum noch welche durch den Kopf gingen. Instinktiv hob ich die Hand an mein pulsierendes Gesicht, während ich versuchte zu begreifen, was gerade geschehen war.
Aber dazu blieb mir nicht viel Zeit.
»Raus!« Sie klang unerbittlich und versuchte, nicht die Beherrschung zu verlieren. Doch das leichte Zittern in ihrer Stimme zeigte mir, dass sie auf verlorenem Posten kämpfte.
Ich hob langsam den Kopf, um Alice anzusehen, obwohl mein vom Schlag beeinträchtigter Nacken heftig protestierte. »Mrs Garrett …«, setzte ich sanft an, noch immer unter Schock.
»Raus aus meinem Haus, sofort !«
Einer der Hunde bellte auf eine Weise, die genauso beunruhigend klang wie die beherrschte und dennoch erschreckend eindringliche Stimme von Alice.
Kein Zweifel, es war Zeit zu gehen. Und meine schmerzende, gerötete Wange war ganz meiner Meinung. Rasch erhob ich mich und nahm meine Tasche. »Ganz wie Sie wollen«, sagte ich gehorsam.
»Wie ich will?«, wiederholte sie so angewidert, dass ihr der Ekel förmlich aus dem Mund tropfte – jedoch immer noch in normaler Zimmerlautstärke. Diese Kombination war unglaublich bedrohlich. »Meinen Sie wirklich, dass ich irgendetwas von alledem will ?«
Ich hob beide Hände, die Handflächen nach außen, eine Geste, die hoffentlich friedfertig wirkte. »So habe ich das nicht gemeint. Es tut mir leid. Ich weiß, dass die Nachricht Sie schockiert …«
»Nein«, befand sie entschieden und kam drohend auf mich zu. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie die Fassung verlor. »Es schockiert mich nur, dass Sie , eine vollkommen fremde Frau, meinen, das Recht zu haben, sich in mein Leben einzumischen, alles zu ruinieren und dann noch so zu tun, als täten Sie mir damit einen Gefallen. Das schockiert mich. Sie sollten mal für einen Augenblick von Ihrem hohen Ross steigen und Ihr eigenes Leben gründlich unter die Lupe nehmen. Denn dass Sie hier etwas Gutes tun, ist absoluter Irrglaube. Das machen Sie sich nur vor, um sich von Ihren eigenen kaputten Angelegenheiten abzulenken. Sie helfen niemandem. Sie zerstören andere Menschen. Sie mischen sich in Dinge ein, die Sie nichts angehen. Und damit versuchen Sie ein emotionales Loch zu stopfen, das irgendwo tief in Ihrem Inneren versteckt ist, so tief, dass Sie schon gar nicht mehr wissen, wo es überhaupt beginnt und wo es endet.«
Mittlerweile hatte sie mich bis zur Haustür gedrängt. Ich spürte den
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