Flirtverdacht Roman
immer unterstützt hast, bei all meinem schrecklichen und vor allem unmoralischen Verhalten.«
»Ich weiß«, unterbrach Zoë mich, bevor ein endloser Schwall von Entschuldigungen über sie hereinbrach. »Ich habe deine Mails gelesen.«
Ich konnte förmlich hören, dass sie schwach lächelte, und lächelte ebenfalls. »Ach ja.«
»Aber du hattest Recht«, stellte sie klar. »In jeder Hin sicht. Und wenn du es ihr nicht gesagt hättest, dann wäre ich immer noch mit ihm zusammen. Und diese schreckliche Trennung hätte sich noch länger hinausgezögert. Womöglich um Jahre. Und ich kann mir gar nicht vorstellen, wie weh es dann getan hätte.«
Obwohl Zoë mir verzieh, brachte ich selbst das nicht fertig. In meinen Augen musste ich mir ihre Verzeihung verdienen. »Ich hätte trotzdem zu dir halten müssen«, flüsterte ich.
»Allerdings«, stimmte sie zu. »Und ich hätte dir von Anfang an von ihm erzählen müssen. Ich hatte Angst davor, was du wohl sagen würdest. Weil ich tief innen wusste, dass du Recht haben würdest, obwohl ich es natürlich niemals zugegeben hätte.«
»Bitte glaub mir, dass ich mich nicht darüber freuen kann.«
Zoë lachte. »Das glaube ich gerne.« Und nach einer kurzen Pause fragte sie: »Können wir diesen rührseligen Quatsch jetzt abhaken und über was Interessanteres reden?«
Ich legte den Kopf in die Kissen und lächelte ins Telefon, während ich anfing, ihr alles zu berichten, was mir im vergangenen Monat widerfahren war.
Zoë war wieder da.
Als ich am nächsten Tag zu meiner Abendschicht ins Café Bosquet kam, teilte Carlos mir mit, dass an der Bar jemand auf mich wartete.
Ich lächelte erwartungsvoll, während ich mir die Schürze umband und durch das Restaurant ging. Ich hatte dem Treffen mit Pierre schon den ganzen Tag unruhig entgegengesehen, weil ich nicht einschätzen konnte, wie sich unser Gespräch von gestern Abend auswirken würde, weil ich nicht wusste, ob er mich überhaupt weiterhin hier besuchen würde.
Doch als ich an die Bar kam, musste ich feststellen, dass gar nicht Pierre auf mich wartete, sondern ein mir fremder Mann.
» Bonsoir «, begrüßte er mich höflich und erhob sich von seinem Barhocker.
»Bonsoir «, erwiderte ich vorsichtig und überlegte fieberhaft, wer er war und wieso er dem Besitzer offenbar gesagt hatte, dass er mich sprechen wollte.
»Ich weiß nicht, ob Sie sich an mich erinnern«, wechselte er fließend in perfektes Englisch mit nur einem ganz leichten Akzent. »Ich war gestern Abend mit einem Amerikaner hier. Seine Firma hatte geplant, in Paris die europäische Zentrale –«
»Ja, natürlich!«, unterbrach ich ihn, während sich meine Miene aufhellte. »Dieser Typ mit der ach so tollen Gelegenheit in Brüssel.« Ich konnte mir den spöttischen Ton nicht verkneifen, als ich an das erlogene Ultimatum dachte, das der Amerikaner gestern gestellt hatte. Na ja, zumindest für mich war es eindeutig erlogen gewesen. Doch wenn ich mich recht erinnerte, hatte der Franzose nicht einen Augenblick lang daran gezweifelt.
Der Mann mir gegenüber lächelte. »Ja. Genau der. Ich würde gern mit Ihnen darüber reden.«
Ich tauchte seitlich neben der Bar unter der Klappe in der Theke durch. »Kein Problem. Möchten Sie etwas trinken?«
Er nickte erfreut. »Ja. Ein Glas Bordeaux, bitte.«
Ich lächelte und holte ein Glas aus dem Regal.
Der Mann setzte sich wieder, während er zusah, wie ich einschenkte. »Wenn ich darf, würde ich Sie gerne fragen, woher Sie wussten, dass er gelogen hat. In Bezug auf den Deal in Brüssel.«
Ich schob das Weinglas über den Tresen. »Ich bin eben ziemlich aufnahmefähig … was Männer betrifft.«
»Ja, sehr«, stimmte er zu und trank einen Schluck.
Mit einem leisen Lachen lehnte ich mich gegen die Theke hinter mir. »Am besten klappt es allerdings bei Amerikanern, habe ich kürzlich festgestellt.«
Fasziniert beugte er sich vor. »Also können Sie spüren, wenn Männer lügen?«
Ich zuckte die Schultern. »Ja, so könnte man wohl sagen.« Ich hatte nicht die Absicht, einem Wildfremden auf die Nase zu binden, dass es etwas mehr war als nur ein Gespür. Dass Männer für mich offene Bücher waren.
Leider gab er sich mit meiner Antwort nicht zufrieden. »Aber woher wussten Sie, dass der französische Vertriebspartner nur mit seiner Firma zusammenarbeiten würde, wenn sie ihren Sitz in Paris hat?«
Ich runzelte verwirrt die Stirn. Daran konnte ich mich absolut nicht erinnern. »Das wusste ich nicht. Ich
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