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Flirtverdacht Roman

Flirtverdacht Roman

Titel: Flirtverdacht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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Treuetest-Agenturen gab es in der Stadt auch nicht. Ich persönlich kannte nur eine, und die hatte ich gerade verlassen. Das war kein Zufall.
    Plötzlich bemerkte ich, dass in meinem Auto erwartungsvolles Schweigen herrschte. Vermutlich wartete Willa auf meine Reaktion auf etwas, das sie mir gerade erzählt hatte. Sicherheitshalber entschied ich mich für einen unverfänglichen Kommentar. »Das ist ja nicht zu glauben!«
    »Nicht wahr?«, erwiderte sie bewundernd. »Na ja, jedenfalls wurde die Hochzeit abgeblasen, und der perfekteste aller perfekten Orte ist jetzt für den vierten August noch zu haben! Deren Pech, Ihr Glück, nicht wahr?«
    »Nein«, erwiderte ich rasch und ohne zu überlegen. Das Wort kam einfach so aus meinem Mund geschossen. Denn eine andere Antwort kam ehrlich gesagt überhaupt nicht infrage.
    Am anderen Ende der Leitung herrschte konsterniertes Schweigen, dann fragte Willa: »Was soll das heißen – nein?«
    »Nein heißt Nein. Ich will den Ort nicht. Beziehungsweise, wir wollen ihn nicht.«
    »Aber ich habe doch noch gar nicht verraten, um welchen Ort es sich handelt!«, rief sie aus, wobei nicht zu überhören war, dass sie keinerlei Verständnis für mich hatte.
    Aber ich wollte dieses Gespräch jetzt unbedingt beenden. Ich wollte nichts mehr über den perfektesten aller perfekten Orte hören, der nur meinetwegen noch zu haben war. Beziehungsweise wegen meiner Agentur.
    »Ich will diesen Ort einfach nicht. Und außerdem ist der vierte August meiner Meinung nach etwas zu früh.«
    »Aber …«
    »Tut mir leid, ich habe gerade viel zu tun. Lassen Sie uns später darüber reden.«
    »Okay, aber ich habe auch den Fragebogen noch nicht –«
    Und plötzlich verstummte Willas überschwängliche Stimme, weil ich das Telefonat mit einem Tastendruck beendet und sie endlich zum Schweigen gebracht hatte. Zumindest vorläufig.
    Ich lehnte meinen Kopf gegen die Kopfstütze und versuchte zu verdauen, was gerade geschehen war. Meine Hochzeitsplanerin versuchte mir eine Örtlichkeit zu vermitteln, die nur deshalb frei war, weil ein Paar sich wegen meiner Agentur getrennt hatte.
    Jetzt mal ehrlich, wie wahrscheinlich ist es eigentlich, dass so etwas passiert?
    Vielleicht war das ein Zeichen. Aber wofür? Dass wir nicht am vierten August an welchem perfekten Ort auch immer heiraten sollten, von dem Willa mir berichten wollte? Oder dass wir überhaupt nicht heiraten sollten? Nein, das war einfach lächerlich. Es musste die erste Alternative sein.
    Mehr steckte sicher nicht dahinter.
    Eines stand für mich fest: Ich würde um keinen Preis an einem Ort heiraten, der unter dem schlechten Stern eines gescheiterten Treuetests stand, den meine eigene Mitarbeiterin durchgeführt hatte. Die ganze Sache war einfach unmöglich und kam nicht infrage.
    Ganz zu schweigen von dem unglaublich schlechten Karma.
    Jamie kam gegen acht »nach Hause« (ich hatte mich noch immer nicht daran gewöhnt, dass er es so nannte) und brachte meine Lieblingswraps mit Salat, scharf-saure Suppe vom Chinesen und einen Sechserpack Tsingtao-Bier mit. Wir breiteten unser Festmahl auf dem Wohnzimmertisch aus und aßen vor dem Fernseher.
    Genau das, was ich brauchte.
    Etwas, das mir vor Augen führte, wieso ich das chaotische, dramenreiche Leben einer Treuetesterin überhaupt aufgegeben hatte. Wegen der Ruhe und Beschaulichkeit bei chinesischem Take-Out mit dem Mann, den ich liebte.
    Wir aßen schweigend und sahen eine Folge von Deal or No Deal , während wir unsere Salatwraps kauten und dazu Suppe schlürften. Dann, als wir fertig waren, schoben wir unsere Teller beiseite, lehnten uns auf der Couch zurück und kuschelten uns unter die Häkeldecke, die ich in einem Korb unter dem Beistelltisch aufbewahrte. Wir lagen einander in den Armen wie zwei Puzzleteile, die perfekt zusammenpassen, als sei Jamies Körper extra dafür gemacht, sich an meinen zu schmiegen.
    Es fiel mir nicht schwer, mir den Rest meines Lebens so vorzustellen. Und ich hatte nicht das Gefühl, dass ich irgendetwas verpassen würde, wenn der Rest meines Lebens so aussähe. Mit Jamie fühlte ich mich sicher. Geborgen.
    Und obwohl er noch nicht alle Kisten ausgepackt hatte, die sich in den letzten fünf Tagen in meinem Flur angesammelt hatten, war ich immer noch froh darüber, dass sie da waren.
    Jamie schien meine Zufriedenheit zu spüren, denn er schloss die Arme fester um mich, als wolle er sagen: »Ich auch.« Dann nahm er meine Hand und führte sie an seine Lippen. Das tut er

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