Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flirtverdacht Roman

Flirtverdacht Roman

Titel: Flirtverdacht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
Vom Netzwerk:
mich auf einem Barhocker nieder und drehte mich um, so dass ich dem Raum zugewandt saß. Mittwochabends war im W Hotel immer viel los. In der ständig wachsenden Menschenmenge würde Ryan Bleeker schwer auszumachen sein. Ich musste also ganz besonders wachsam sein.
    Ich öffnete meine Handtasche und spähte hinein. Ryan Bleekers Gesicht lächelte mich an. Ich studierte zum hundertsten Mal in dieser Woche seine Züge und prägte sie mir genau ein. Oder vielleicht wollte ich auch nur kontrollieren, ob das Foto noch da war. Dass all das hier wirklich geschah.
    Bevor ich meine Tasche wieder schloss, warf ich rasch einen Blick auf mein Handy und stupste es leicht mit dem Zeigefinger an, damit das Display aufleuchtete.
    Es war leer. Keine neuen Anrufe. Keine neuen SMS.
    Ein Teil von mir – der vernünftige Teil, der für das Sollen zuständig war – wünschte sich, dass Jamie anrief. Als ob seine Stimme ein Zeichen dafür wäre, dass ich das hier nicht durchziehen sollte.
    In der vergangenen Woche war die Atmosphäre zwischen uns ziemlich angespannt gewesen. Es war, als lebten wir einfach nebeneinander her. Reine Routine. »Wie war dein Tag?«, »Was willst du essen?«, »Gehst du schon ins Bett?«
    Bedeutungslose Fragen mit noch nichtssagenderen Antworten.
    Seit dem Tag, an dem ich aus Vegas zurückgekommen war, hatte wir keinen Sex gehabt – nicht einmal den Versuch gemacht. Und keiner von uns hatte ein Wort über unsere fehlende körperliche Intimität verloren. Im Grunde hatte in letzter Zeit keiner von uns über irgendetwas ein Wort verloren.
    Ich war ziemlich erleichtert gewesen, als Jamie mir am Sonntagabend eröffnet hatte, er müsse beruflich für ein paar Tage nach Phoenix. Und als er heute Morgen abgefahren war, fühlte sich die Wohnung irgendwie heller an. Als sei eine schwere, bedrohliche Wolke weggezogen und als könne man endlich wieder frei durchatmen.
    Wegen seiner Abwesenheit fiel es mir, ehrlich gesagt, deutlich leichter, heute Abend hier zu sein. Weil ich wusste, dass ich ihn nicht anlügen musste …
    Du lügst ihn doch trotzdem an.
    Zumindest nicht direkt ins Gesicht.
    Eine Gruppe Männer kam in die Bar, und ich suchte die Gesichter nach dem richtigen ab. Von meinem Treffen mit Julie Bleeker wusste ich, dass Ryan zweiunddreißig Jahre alt und einen Meter achtzig groß war und etwa achtzig Kilo wog. Außerdem wusste ich, dass der Freund, mit dem er verabredet war, etwa genauso alt und genauso groß war, jedoch etwas stämmiger. Die Männer, die gerade hereinkamen, waren viel zu jung für diese Beschreibung.
    Ich nahm noch einen Schluck Bier und sah verstohlen auf das Foto, das in meiner Handtasche versteckt war. Und während ich das tat, ließ ich meinen Finger versehentlich noch einmal über das Handydisplay rutschen. Gehorsam leuchtete es auf. Doch es gab immer noch nichts, was es anzeigen konnte.
    Wieso kontrollierst du ständig dein Telefon, obwohl du deine Entscheidung schon getroffen hast?
    Die Frage war berechtigt. Und ich hatte keine passende Antwort. Also ließ ich sie einfach im Raum stehen.
    Wieder kam eine Gruppe von Leuten durch den Eingang zur Bar, doch noch immer keine Spur von Ryan Bleeker. Langsam wurde ich unruhig. Ich konnte nicht mehr stillsitzen und überlegte, ob ich aufstehen und etwas in der Lobby herumgehen sollte oder vielleicht sogar raus zum Pool, um etwas frische Luft zu schnappen. Aber ich wollte ihn nicht verpassen.
    Ich war schon so weit gekommen. Ich durfte Julie Bleeker jetzt nicht im Stich lassen, nur weil ich ihn übersah.
    Sie hatte nach mir verlangt. Sie hatte um meine Hilfe gebeten, nicht um die Hilfe einer anderen. Wieso sollte ich ihr die verweigern?
    Genau in diesem Augenblick spürte ich, wie das Handy in meiner Tasche vibrierte. Als hätte es die Antwort auf die Frage, die ich mir gerade gestellt hatte. Mein ganzer Körper fuhr zusammen, und ich fiel fast vom Barhocker.
    Was, wenn er es war? Wenn es Jamie war? Was sollte ich dann tun? Sollte ich rangehen und ihn anlügen, wenn er fragte, wo ich war und was ich gerade machte? Oder sollte ich es einfach klingeln lassen und mich später darum kümmern?
    Oder verschwindest du jetzt, weil du genau weißt, dass du gar nicht hier sein solltest?
    Plötzlich fühlte ich mich wie in einem alten Stummfilm. Um mich herum bewegten sich die Münder, doch es war nichts zu hören.
    Okay , gab ich schließlich meiner anderen Hälfte nach. Wenn der Anrufer Jamie ist, dann verschwinde ich auf der Stelle. Ich gehe, ohne mich

Weitere Kostenlose Bücher