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Flirtverdacht Roman

Flirtverdacht Roman

Titel: Flirtverdacht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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ging ich auf ihn zu und stand schließlich nur noch eine Armlänge von ihm entfernt. Und zum ersten Mal sah ich weg, senkte den Blick zu Boden.
    Jamie ergriff als Erster das Wort. »Suchst du jemanden?«
    Und dann wurde mir etwas klar. Er weiß gar nicht, wieso ich hier bin. Wie sollte er auch? Ich konnte mir ohne weiteres eine glaubwürdige Erklärung für mein Hiersein einfallen lassen. Eine Mitarbeiterin steckte in Schwierigkeiten, und ich war ihr zu Hilfe gekommen. Zoë hat sich von ihrem geheimnisvollen Typen getrennt und mich spontan gebeten, mich hier mit ihr auf einen Drink zu treffen. Eine lange verschollene Freundin war in der Stadt. Hunderte von harmlosen Ausreden boten sich an. Ich musste mich nur für eine entscheiden und mich daran halten. Ryan Bleeker war noch immer nicht zu entdecken. Ich konnte einfach verschwinden und so tun, als sei nichts geschehen. So tun, als hätte ich mich nie auf diesen Auftrag eingelassen.
    Natürlich hatte mein anscheinend so brillanter Plan einen offensichtlichen Schwachpunkt. Er erklärte nicht, wieso Jamie hier war.
    Und dann ging in meinem Kopf auf einmal alles drunter und drüber. Er sollte doch heute Abend in Phoenix sein. Was um alles in der Welt machte er hier ?
    Das Herz rutschte mir in die Hose, weil ich erkannte, dass ich vielleicht nicht die Einzige war, die etwas zu verbergen hatte.
    Ich schluckte heftig und versuchte, seine Frage mit einem unverbindlichen Schulterzucken zu beantworten. »Nur einen Freund«, behauptete ich und sah mich beiläufig um.
    »Aha«, erwiderte Jamie nachdenklich und ließ den Blick durch die Hotellobby schweifen. »Kenne ich ihn?«
    Ich war hin- und hergerissen. Ich konnte mich nicht entscheiden, was jetzt wichtiger war – Jamies Lüge zu entlarven oder meine eigene zu vertuschen. Eine gefährliche Weggabelung.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube nicht. Ein alter Freund, der zufällig in der Stadt ist und mich angerufen hat, um sich mit mir auf einen Drink zu verabreden.«
    Ich wollte die Frage gerade an ihn zurückgeben und mich erkundigen, wen er denn suchte. Was er hier tat. Und vor allen Dingen, wieso er nicht in Phoenix war, wo er doch angeblich hinwollte.
    Doch dazu bekam ich gar nicht die Gelegenheit. Denn gerade, als ich den Mund aufmachen wollte, fragte Jamie: »Er heißt nicht zufällig Ryan Bleeker, oder?«
    So sehr ich mich auch bemühte, mir nichts anmerken zu lassen, einen Schreckenslaut zu unterdrücken, es war zwecklos. Ich riss den Mund auf, Panik im Blick, und das Keuchen, das mir entfuhr, hallte durch die ganze Lobby.
    Ich saß in der Falle. Und in diesem Augenblick wurde mir klar, dass meine Lüge und seine Lüge ein und dieselbe waren. Sie waren untrennbar miteinander verknüpft.
    »Woher kennst du diesen Namen?«, flüsterte ich; nur mit Mühe brachte ich die Worte aus meiner zugeschnürten Kehle.
    »Tja«, setzte Jamie an. Seine Stimme war ruhig. Viel zu ruhig. Fast schon eisig. »Ryan ist mein zweiter Vorname, und Bleeker ist der Mädchenname meiner Mutter.«
    Ich spürte, wie mir Tränen in die Augen traten. Ein paar davon konnte ich durch heftiges Blinzeln unterdrücken. Doch der Rest lief mir trotzig die Wangen hinunter. Meine Lider schlossen sich, doch die Tränen waren nicht zu stoppen. »Du hast sie geschickt. Du hast Julie Bleeker in mein Büro geschickt.«
    »Ja«, erwiderte er leise. »Sie arbeitet bei uns am Empfang. Möchte gern Schauspielerin werden. Ich habe sie bezahlt.«
    Die Worte kamen ihm im ganz normalen Gesprächston über die Lippen, doch als sie meine Ohren erreichten und in meinem Kopf widerhallten, waren sie ohrenbetäubend. Eine Möchtegern-Schauspielerin? Ein Lockvogel? Tja, ein Möchtegern war sie eindeutig nicht mehr. Ihre äußerst glaubwürdigen Gefühlsausbrüche waren wirklich Oscar-reif gewesen.
    Oder vielleicht hatten sie nur auf mich glaubwürdig gewirkt, weil ich ihnen so unbedingt Glauben schenken wollte.
    Diesmal begriff ich endlich, als ich die Szene in meinem Büro in Gedanken noch einmal durchspielte. Die Szene, die in dieser Woche bestimmt schon ein Dutzend Mal vor meinen Augen abgelaufen war. Denn jetzt brachte ich eine falsche Julie Bleeker mit ins Spiel.
    Sie wurden mir empfohlen. Von einer alten Freundin.
    Das hatte Julie Bleeker gesagt, doch streng genommen waren das nicht ihre Worte gewesen. Sondern Jamies. Und ich konnte nicht fassen, dass ich es nicht schon früher durchschaut hatte. An dem Abend, an dem wir uns verlobt hatten, hatte er mich auf den

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