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Flirtverdacht Roman

Flirtverdacht Roman

Titel: Flirtverdacht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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Kopf, als ich am nächsten Mittwochabend zögernd die Lobby des W Hotel in Westwood betrat. Eigentlich war es weniger ein Gedanke meines hyperaktiven Gehirns denn ein innerlicher Vorwurf. In der vergangenen Woche hatte mein Gehirn auf Hochtouren gearbeitet. Im Grunde wunderte ich mich, dass es noch nicht völlig den Geist aufgegeben hatte.
    Dreh dich einfach um und geh wieder.
    Eine weitere unmissverständliche Anweisung, die ich sofort außer Acht ließ. Allmählich wurde ich darin richtig gut. Im Ignorieren meiner eigenen Autorität.
    Denn ich drehte mich nicht um. Ich ging nicht. Ich machte einen Schritt nach dem anderen immer weiter in das Hotel hinein und auf den beispiellosen Abend zu, der mich erwartete. Beides schien etwas Unheilvolles auszustrahlen, wie in einem schlechten Horrorfilm. Es hätte nur noch gefehlt, dass jemand die Nebelmaschine einschaltete.
    Die Frauenstimme war es, die mich immer weiter voranschreiten ließ. Sie schallte unaufhörlich durch meinen Kopf, wie Öl, das immer wieder auf ein ersterbendes Feuer gegossen wird. Jedes Mal, wenn mein Verstand mir einen eindeutigen Befehl erteilen wollte – steig ins Auto, fahr direkt nach Hause, schließ die Tür hinter dir ab –, wurde alle Vernunft auf der Stelle von dieser Stimme und ihrer unüberhörbaren Verzweiflung weggespült.
    Es war die klassische Schlacht. Der legendäre Kampf, den jeder Mensch ausfechten musste, in jedem Land der Welt, zu jeder Tageszeit. Gut gegen Böse. Engel und Teufel, die jeder auf einer Schulter hockten und sich unermüdlich bekriegten.
    Es war der zeitlose Widerstreit zwischen dem, was ich tun wollte , und dem, was ich tun sollte . Beziehungsweise in diesem Fall nicht tun sollte.
    Ich wollte dieser Frau helfen. Wie ich bereits so vielen vor ihr geholfen hatte. Ich wollte noch einmal dieses flüchtige Gefühl der Erfüllung verspüren, das mich immer überkam, wenn ich jemandem die Wahrheit eröffnete und mir absolut gewiss war, dass sich das Leben dieses Menschen dadurch zum Besseren wenden würde. Wie in der Achterbahn war es ein Rausch, den Worte nicht beschreiben können und der viel zu schnell vergeht. Jeden Tag hatte ich mich danach gesehnt. Danach verlangt. Und jetzt wartete dieses Gefühl irgendwo in diesem Hotel auf mich. Auf dem Präsentierteller.
    Und dann war da noch das Sollen . Da waren meine Versprechungen und meine Schwüre, diese Versprechen zu halten. Der Mensch, der ich im vergangenen Jahr unbedingt hatte werden wollen.
    Wieder einmal ging es um Ashlyn oder Jennifer. Meine Vergangenheit und meine Gegenwart standen sich gegenüber. Eine von beiden musste diese Schlacht gewinnen. Eine würde die Oberhand behalten. Und als ich weiter in die Lobby des W Hotel trat und direkt vor mir den Eingang zur Hotelbar entdeckte, meinte ich zu wissen, auf wen ich setzen sollte.
    Geh nach Hause!, befahl mein Verstand. Das ist durch und durch falsch!
    Ich ging weiter, versuchte mein lästiges Gewissen zum Schweigen zu bringen. Ich dachte an Julie Bleeker. Ihren traurigen, ängstlichen Blick. Ihre zitternde Stimme. Ihre nervösen Hände. Sie brauchte mich jetzt. Ihr zuliebe war ich hier .
    Ich hatte sie noch am selben Tag angerufen. Ich hätte wissen müssen, dass ich nicht stark genug war. Ich hätte wissen müssen, dass »Ja« für mich die einzig mögliche Antwort war.
    Das Foto von Ryan Bleeker, das sie mir gegeben hatte, steckte in einem kleinen Fach in meiner Handtasche. Ich hatte es zur Sicherheit aus der Akte genommen, bevor ich aufgebrochen war. Für den Fall, dass ich ihn nicht erkennen würde und mich in letzter Minute vergewissern musste. Immerhin war es, abgesehen von meinem Spontaneinsatz bei Benjamin Connors vor einigen Wochen, schon lange her, dass ich ein reales Gesicht in einer spärlich erleuchteten Hotelbar mit einem zweidimensionalen Lichtbild abgeglichen hatte.
    »Möchten Sie etwas trinken?«
    Ich sah auf und bemerkte, dass der Barkeeper mich anlächelte und mir einen Untersetzer hinlegte. Ich hatte es immerhin bis zur Bar geschafft, eine beachtliche Leistung. Jetzt hieß es Warten.
    Es ist noch nicht zu spät, das weißt du selbst! Du kannst immer noch zurück. Du kannst immer noch gehen.
    Ich nickte. »Ja, ein Heineken, bitte«, sagte ich dem Barkeeper.
    Seiner Frau zufolge war das Ryan Bleekers Lieblingsbier. Und komischerweise war es auch Jamies Favorit. Doch diesen Gedanken verdrängte ich sofort. Schließlich wollte ich meinem Gegner nicht freiwillig neue Munition liefern.
    Ich ließ

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