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Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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mal nicht so kleinlich sein.
    Trotzdem gibt sich Karolina aus irgendeinem Grund nicht damit zufrieden. Sie scheint zu ahnen, dass mehr hinter unserer Geschichte stecken muss.
    »Ich verstehe immer noch nicht, wieso Jan nicht gesagt hat, dass er sich verliebt hat und heiratet.«
    »Na ja, das ging ja alles ziemlich schnell. Er wollte euch einfach nicht so vor vollendete Tatsachen stellen. Ihm war es lieber, wenn ihr mich erst mal in Ruhe kennenlernen könnt.«
    Karolina zieht die Augenbrauen hoch. Ich sehe ihr an, dass irgendetwas sie enorm umtreibt. Sie sieht sich in der Küche um. Außer uns keine Menschenseele. Dann holt sie Luft.
    »Tina, bist du in freundlicher Erwartung?«
    Ach, daher weht der Wind! Sie denkt, ich sei schwanger. Ich muss grinsen und überlege, ob ich sie mal ein bisschen zappeln lasse. So viel Neugier muss eigentlich bestraft werden.
    »Natürlich bin ich in freundlicher Erwartung.«
    »Ach!« Karolina reißt die Augen auf. »Ich wusste es!«
    Ich nicke. »Genau. Ich konnte es kaum erwarten, euch alle kennenzulernen, und war mir sicher, dass ihr alle sehr freundlich seid.«
    »Oh.« Karolinas Mundwinkel gehen nach unten. Sie ist nicht wirklich zufrieden mit meiner Antwort! Ich könnte mich kringelig lachen, versuche aber, möglichst unschuldig zu gucken.
    Karolina unternimmt einen neuen Versuch. »Wir sind freundlich, sicher. Und ich freue mich auch, dass wir uns jetzt kennen. Aber ich meinte, ob du … äh, also, Jan und du, ihr habt so schnell geheiratet, da habe ich mich gefragt, ob es vielleicht einen Grund gibt für diese Eile.«
    Ich nicke. »Aber natürlich.«
    »Ja?«
    »Große Liebe!«
    »Gut, gut. Und noch etwas anderes?«
    »Etwas anderes als die große Liebe? Das verstehe ich nicht.«
    Ich kann förmlich sehen, wie Karolina mit den Worten ringt. »Nun, vielleicht wird sich eure kleine Familie ja in absehbarer Zeit vergrößern …«
    »Vergrößern? Wie meinst du das?« Nach wie vor versuche ich, möglichst doof aus der Wäsche zu schauen, und weide mich innerlich an ihrem Gestammel.
    »Tine, was ich meine, ist: Bist du etwa schwang-ger?«, bricht es schließlich doch noch aus ihr heraus.
    In gespielter Empörung reiße ich die Augen auf. »Schwanger? Ich? Gott bewahre! Was denkst du denn von mir?«
    »Entschuldigung, ich dachte nur, weil ihr ja so schnell … Ich wollte nicht unhöflich sein, ich …«, stottert sie.
    »Nun jaaa«, füge ich gedehnt hinzu – irgendwie macht mir dieses Spiel gerade ziemlich Spaß. »Natürlich haben Jan und ich schon über Nachwuchs nachgedacht. Das wäre schließlich die Krönung unserer Liebe!«
    »Oh.« Karolina sackt in sich zusammen. Meine letzte Bemerkung hat ihr den Rest gegeben. Das hat sie aber auch nicht besser verdient. Trotzdem ist sie mit ihrer Inquisition offenbar noch nicht am Ende.
    »Ihr habt doch sicherlich kirchlich geheiratet, oder?«
    »Nö, ich bin ja Atheistin. Das war für uns nicht so wichtig.«
    »Was?«
    Mit einem Schrei stürzt Karolina aus der Küche ins Wohnzimmer, wo Jan dem Fragen-Bombardement seiner Tante schutzlos ausgesetzt ist. Die beiden Verdächtigen werden sozusagen unabhängig voneinander verhört. Ich lausche dem aufgeregten Geschrei, das nun folgt, und höre, wie Jan schwach protestiert. Dann kommen Małgorzata und Karolina in die Küche, Jan schleicht hinter ihnen her, als würde er zum Schafott geführt.
    »Tine, so geht das nicht«, sagt Karolina bestimmt, und Tante Małgorzata nickt eifrig dazu. »Ihr müsst kirchlich heiraten. Jan ist Katholik, das gehört sich so. Alles andere wäre eine Schande für seine Familie, insbesondere für unsere Mutter!«
    »Na klar«, ich winke generös ab. »Das können wir ja mal irgendwann nachholen, wenn wir Zeit dafür haben.«
    »Irgendwann?« Karolina ist völlig außer sich. »Nichts da! Das wird sofort nachgeholt! Keine Widerrede!«, herrscht sie mich an. »Zum Glück haben wir Onkelchen. Der wird das alles regeln!«
    Wie meint sie das denn jetzt? Hilfesuchend blicke ich zu Jan, aber der zuckt nur ergeben mit den Schultern. Deswegen sage ich so bestimmt wie möglich: »Okay, okay. Und jetzt wäre ich gern mal einen Augenblick mit meinem Mann allein. Schatz? Kommst du?«
    Ich knuffe Jan in die Seite, schiebe ihn in Richtung Haustür und schnappe mir auf dem Weg unsere Jacken. Erst mal raus hier! Jan ist offenbar in einem Zustand absoluter Willenlosigkeit, denn er folgt mir wie eine Marionette.
    Als wir vor der Platte stehen, fängt er an zu jammern. »Oh, du

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