Flitterwochen
Junge.
»Witam piękną Panią! A dlaczego to wychodzimy z domu w śmigusa-dyngusa skoro boimy się wody?«
Super. Ich verstehe kein Wort. Es muss sich um irgendeine Art Verschwörung handeln, möglicherweise gegen deutsche Touristen – was auch immer, ich weiß es nicht. Aber eins weiß ich: Die letzten Fasern, die eben noch trocken waren, sind jetzt auch nass. Es ist, als wäre ich mit Klamotten unter die Dusche gegangen. Wasser tropft an mir herunter, und auf dem Bürgersteig bildet sich rund um mich herum eine Pfütze. Ich könnte heulen. Ach was, ich heule. Und zwar vor Wut. Der nächste Wasserpistolero wird von mir unangespitzt in den Boden gerammt!
Leider ist auf der Straße niemand zu sehen, an dem ich kurzfristig meine Aggressionen abbauen könnte. Sehr schade. Auch schade, dass mir mittlerweile nicht mehr heiß und kalt ist, sondern leider nur noch kalt. Um nicht zu sagen: eiskalt. Ich merke, wie meine Zähne anfangen zu klappern. Was mache ich jetzt? Ich brauche etwas Neues zum Anziehen, so viel ist mal klar. Ich schaue mich um – vielleicht gibt es irgendein Geschäft, in dem ich zumindest einen Pulli und eine Jeans kaufen könnte? Wenn ich mich recht entsinne, war doch etwas weiter hinten eine kleine Boutique. Ob die Geschäfte in Polen am Ostermontag auch geöffnet haben, wie Karfreitag? Vielleicht habe ich ja Glück.
Habe ich natürlich nicht. Die Tür der Boutique ist fest verschlossen, da hilft auch kein Rütteln. Mir ist mittlerweile so kalt, dass ich von Zähneklappern zu Ganzkörperzittern übergegangen bin. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass der menschliche Körper so versucht, sich aufzuwärmen. Ich stelle fest: Das funktioniert nicht wirklich gut.
Ich kann mich in meinem Aufzug auch nicht einfach in das nächste Restaurant setzen, um warm zu werden – die halten mich doch alle für komplett geistesgestört. Wobei ich damit nicht die Einzige wäre, denn offenbar sind weite Teile der Kolberger Bevölkerung ebenfalls verrückt geworden und überschütten harmlose Passanten mit Wasser. Oder brechen sich hier Ressentiments gegen Deutsche Bahn? Auch egal. Mir ist
kalt! Wie komme ich jetzt an Kleidung?
Aus purer Verzweiflung rüttle ich auch noch an der Tür des nächsten Ladens. Fest verschlossen. Seufzend lasse ich mich gegen die Schaufensterscheibe sinken. Brautmode. Wie hübsch.
Eine Millisekunde später stehe ich wieder kerzengerade. Das ist es! Ich habe ja noch etwas zum Anziehen im Auto! Mein Brautkleid! Gut, das ist zwar eher auf tropische Temperaturen ausgelegt, aber wenigstens ist es trocken. Und es gibt dazu passende Unterwäsche, ich kann also auch meinen klitschnassen Slip ausziehen – ein sehr schöner Gedanke. Und anschließend fahre ich einfach ein paar Runden mit dem Auto durch die Gegend, bis die Heizung richtig warm ist, und irgendwann wird dann auch Jan wieder zu Hause sein. Ich muss ihn nur irgendwie auf mich aufmerksam machen, damit er mir ein paar trockene Klamotten vorbeibringen kann.
Ich laufe zum Auto, diesmal, ohne Opfer weiterer Wasseranschläge zu werden. Es würde allerdings auch nichts mehr ändern. Auf der Rückbank pelle ich mich schnell aus meinen klitschnassen Sachen. Zum Abtrocknen nehme ich die Rolle Zewa aus dem Handschuhfach, die unser Autovermieter dort ganz fürsorglich deponiert hat. Küchenpapier kann man ja immer brauchen – da hat der Mann völlig recht. Das fühlt sich jetzt tatsächlich so an, als würde ich damit ein Hähnchenfilet abtupfen, aber etwas anderes habe ich nicht griffbereit.
Dann schlüpfe ich in den Spitzenstring und die Korsage. Bequem geht irgendwie anders, aber Hauptsache, trocken. Das Brautkleid ist eine echte Herausforderung, ich habe es noch nie ohne fremde Hilfe angezogen, und schon gar nicht zusammengekrümmt mit circa einem halben Quadratmeter Platz. Es ist ein Traum aus cremefarbener Wildseide – lang, schlicht, elegant und vor allem: sehr eng. Zwei Versuche, den Reißverschluss selbst zuzubekommen, scheitern, einen dritten unternehme ich erst gar nicht, aus Angst, es kaputt zu machen. Dann bleibt es eben offen, was halb so wild ist, schließlich gehört zum Kleid noch ein schlichter Schal, ebenfalls aus Wildseide. Ich schlinge ihn mir um Rücken und Schultern, und endlich ist mir nicht mehr ganz so kalt.
Wieder vollständig bekleidet, krabble ich auf den Fahrersitz, starte den Motor und drehe die Heizung voll auf. Als mein Blick in den Rückspiegel fällt, muss ich mal wieder mit den Tränen kämpfen: Ich
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