Flitterwochen auf Dream Island
würde.”
“Natürlich!” Er lachte ironisch. “Sie hat ja nicht mal die Verlobungszeit überdauert. Was hatten Sie denn erwartet, Isabel? Männer erwarten Leidenschaft – und Sex.”
“Und Sie glauben, Sex hätte er nicht von mir bekommen?”
“Offenbar nicht die Art, die ihm seine neue Frau bieten kann.”
“Sie haben ja keine Ahnung. Ich bereue wirklich, überhaupt mit Ihnen gesprochen zu haben. Sie verstehen einfach nicht, was Luke und mich verbunden hat. Wie sollten Sie auch? Sie gehören zu den Männern, in deren Leben sich alles nur um sie selbst dreht. Frauen sind für Sie nur eine nette Abwechslung zu Ihrer Karriere. Eine richtige Beziehung wollen Sie gar nicht, und Kinder erscheinen Ihnen sowieso nur als lästig”, sagte Isabel aufgebracht.
“Luke ist ganz anders”, fuhr sie fort. “Genau wie ich wünschte er sich eine Familie und eine dauerhafte Beziehung. Wir waren zwar nicht ineinander verliebt, aber wir waren gute Freunde und passten ausgezeichnet zusammen – eine gute Basis für eine sehr glückliche Ehe. Ich glaube nicht, dass er diese ‘neue Frau’, wie Sie sie nennen, wirklich liebt, schließlich hat er sie gestern erst kennen gelernt. Vermutlich hatte er mit ihr die Art von Sex, die einen so verrückt macht, dass man nicht mehr klar denken kann.”
Wieder zog Rafe überrascht die Augenbrauen hoch. Das klang so, als hätte Isabel so etwas selbst schon erlebt. Miss Hunt, Sie werden immer interessanter, dachte er amüsiert.
“Solche rein körperlichen Beziehungen halten nie lange”, fügte sie bitter hinzu.
Ja, ganz offensichtlich sprach Isabel aus eigener Erfahrung. Rafes Gefühle schwankten zwischen Faszination und Eifersucht.
“Hoffen Sie etwa darauf, dass Luke schon bald genug von seiner neuen Flamme hat und ihm klar wird, dass er einen schweren Fehler begangen hat?”, mutmaßte er.
“Nein, eigentlich tu ich das nicht”, erwiderte Isabel. “Aber ich werde auch nicht so dumm sein, ständig dieselben Fehler zu begehen. Also vielen Dank noch einmal für die Aufmunterung, Rafe. Suchen Sie sich aber lieber ein anderes Modell zum Fotografieren und zum Ausgehen.”
“Bitte, Isabel …”
“Nein”, sagte sie mit Nachdruck. “Offenbar fällt es Ihnen schwer, eine Absage zu akzeptieren, aber Sie werden sich daran gewöhnen müssen, denn es bleibt bei einem Nein.” Sie verabschiedete sich kurz und legte dann einfach auf.
Fluchend warf Rafe den Hörer auf die Gabel. Ich habe alles vermasselt, dachte er. Aber vielleicht war es besser so. Schließlich wünschte sich Isabel einen Ehemann. Und er, Rafe, hatte nicht vor zu heiraten. Aber in einer Sache täuschte sie sich: Er war nicht nur am Sex mit ihr interessiert.
Ach, hör doch auf, sagte eine innere Stimme sofort.
Es ist immer nur der Sex, der dich interessiert. Alles andere gehört für dich doch nur zum Vorspiel: das Flirten, die Fotos, die Einladungen zum Essen. Das zielt nur darauf ab, eine hübsche Frau ins Bett zu kriegen und dort zu behalten, bis sie anfängt, dir langweilig zu werden – und irgendwann passiert das immer. Gib es ruhig zu, du bist ganz schön oberflächlich geworden, seit Liz dich verlassen und dir das Herz gebrochen hat. Isabel hat gut daran getan, sich nicht mit dir einzulassen. Für jemanden wie sie wäre das nur verschwendete Zeit.
Rafe seufzte und beschloss, wieder an die Arbeit zu gehen. Bilder erschaffen ist das Einzige, was ich kann, dachte er resigniert. Zu etwas Wirklichem, Lebendigem war er offenbar nicht in der Lage.
Rafe ging nach unten. Im Flur sah er Isabels Handy liegen. Wie konnte es nur sein, dass allein dieser Anblick ihn erregte? Ob er es ihr doch zurückbringen sollte? Nein, sie hatte gesagt, dass sie es nicht wollte, und das musste er akzeptieren. Rafe beschloss, das Handy gleich am Montag mit der Post zu schicken.
Als er die Dunkelkammer betrat, fühlte er sich deprimiert und ausgebrannt. Hoffentlich konnte er sich mit der Arbeit ein wenig ablenken. Sie war immer seine Rettung gewesen, sogar in den dunkelsten Zeiten seines Lebens. Doch sosehr Rafe sich auch bemühte, dieses Mal gelang es ihm nicht, sich darauf zu konzentrieren.
5. KAPITEL
Isabel stöhnte verzweifelt. Ich habe alles falsch gemacht, dachte sie. Warum hatte sie nicht aufgepasst und so viel von sich erzählt? Sie wusste doch, dass Alkohol bei ihr immer diese Wirkung hatte. Gegen Ende des Gesprächs hatte sie sich zum Glück wieder mehr unter Kontrolle gehabt und der Versuchung widerstanden. Denn beinahe
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