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Flitterwochen auf Dream Island

Flitterwochen auf Dream Island

Titel: Flitterwochen auf Dream Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Lee
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wirklich lieb von dir, Rafe, aber du würdest nur deine Zeit verschwenden. Meine Mutter lebt noch in den Fünfzigerjahren und kann nicht verstehen, dass Menschen meiner Generation einfach anders denken und handeln. Mum kommt nicht mit der Tatsache zurecht, dass ich mit dir in den Urlaub gefahren bin, obwohl ich dich kaum kannte. Sie ist nicht nur schockiert, sondern schämt sich auch für mich.”
    “Dann sollte sie nicht mit zweierlei Maß messen”, sagte Rafe verärgert. “Ich wette, sie war keinesfalls schockiert über das Verhalten deines Exverlobten. Immerhin ist er mit dieser Celia ins Bett gegangen, als er sie erst eine Stunde lang kannte. Vermutlich fand sie das völlig in Ordnung.”
    “Nein, das glaube ich nicht”, versuchte Isabel ihn zu beschwichtigen. “Es fällt ihr grundsätzlich schwer, sich mit den Gepflogenheiten der modernen Zeit anzufreunden. Immerhin ist sie schon siebzig Jahre alt.”
    “Und du bist dreißig Jahre alt, Isabel”, sagte Rafe ruhig, aber energisch. “Du bist erwachsen. Wenn du dein Leben nach deinen eigenen Vorstellungen führen möchtest, solltest du das auch vor deiner Mutter tun.”
    “Das sagt sich so leicht”, verteidigte Isabel sich. “Du selbst hältst dich aber auch nicht daran. Schließlich erzählst du deiner Mutter Lügen und behauptest, du würdest irgendwann heiraten – obwohl du das gar nicht vorhast.”
    “Von jetzt an werde ich ihr gegenüber ehrlich sein.” Gar kein Problem, dachte Rafe insgeheim. Denn jetzt würde er tatsächlich heiraten – und zwar Isabel.
    “Tatsächlich?”, fragte sie ironisch. “Wie schade, dass ich es nicht miterleben werde.”
    Oh doch, das wirst du, weil du die Braut bist. Auch wenn du es jetzt noch nicht weißt.
    “Wie auch immer, ich komme auf jeden Fall mit zur Beerdigung, Isabel. Keine Widerrede.”
    Isabel warf ihm einen verärgerten Blick zu. Dieser Mann ließ sich einfach nichts sagen! “Also gut”, stimmte sie zu. “Aber sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.”
    Um fünf Uhr nachmittags am Tag der Beerdigung wünschte Rafe sehnlichst, er hätte nicht auf seinem Wunsch beharrt. Der Gottesdienst war vorbei, und alle Gäste wurden im Haus von Isabels Eltern, Mr. und Mrs. Hunt, bewirtet.
    Rafe suchte nach einem Ort, wo er sich vor Mrs. Hunts fast feindseligen Blicken verstecken konnte. Nicht nur ihn, sondern auch seinen Ohrring hatte sie bereits mehrfach äußerst missbilligend gemustert. Zum Glück hatte er sich wenigstens rasiert und einen klassischen dunklen Anzug angezogen – den einzigen, den er besaß.
    Rafe ignorierte die eisigen Blicke der Gastgeberin, während er sich am Büfett im Speisezimmer den Teller füllte. Da Isabel noch immer in ein Gespräch mit Rachel vertieft war, ging er auf die Terrasse an der Vorderseite des Hauses, um unbeobachtet essen zu können.
    Doch das Schicksal schien es nicht gut mit ihm zu meinen. Kaum hatte er sich gesetzt, als auch schon Mrs. Hunt auf die Terrasse marschiert kam und sich drohend vor ihm aufbaute. Rafe hob den Blick vom Teller und sah sie an. Er bemühte sich, gelassen zu wirken. Doch sein Herz schlug heftig.
    Mrs. Hunt war eine Ehrfurcht einflößende Erscheinung. Als junge Frau war sie sicher einmal sehr hübsch gewesen. Doch jetzt wirkte sie mit dem grauen dauergewellten Haar und dem geblümten Faltenkleid wie ein Überbleibsel aus einer längst vergangenen Zeit.
    “Mr. Saint Vincent …” begann sie und hielt dann inne. Die Pause war Teil der Strategie, mit der sie ihn offenbar verunsichern wollte.
    Und Rafe wurde dadurch wirklich noch nervöser. Doch um keinen Preis der Welt wollte er sich das anmerken lassen.
    “Ja, Mrs. Hunt?”, erwiderte er betont gelassen, nahm sich ein Sandwich vom Teller und biss hinein.
    “Dürfte ich Sie um eine kurze private Unterredung bitten?”
    Er blickte sich um und zuckte die Schultern. “Wir scheinen hier ungestört zu sein, also haben Sie keine Hemmungen.”
    Mrs. Hunt sah ihn verächtlich an. “Das scheint in Ihrer Generation ja eine sehr beliebte Einstellung zu sein – keine Hemmungen zu haben und sich einfach das zu nehmen, was man möchte”, sagte sie.
    “Ich finde es wesentlich besser, als so heuchlerisch und verklemmt zu sein wie viele Menschen
Ihrer
Generation.”
    Isabels Mutter errötete. “Wie können Sie es wagen?”, rief sie empört.
    “Wie können
Sie
es wagen, Mrs. Hunt?”, erwiderte Rafe kühl. “Schließlich bin ich Ihr Gast. Sind Sie immer so unhöflich gegenüber Ihren

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