Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
Vom Netzwerk:
eine Pistole, auf der anderen ein Haufen Papiere und ein leeres Tintenfass. Obwohl er das Essen hastig in sich hineinschaufelte, sah er nicht so aus, als würde es ihm schmecken. Ein Kreis aus Hunden hatte sich erwartungsvoll um ihn versammelt. Als sie meine Schritte auf der Treppe hörten, brachen sie in wildes Gebell aus und stürzten auf mich zu.
    Udo schaute auf, verschluckte sich und hustete, dass die Krümel spritzten. »Flora! Bist du echt?«
    Ich watete durch die Hundemeute und streichelte und küsste jeden einzelnen. »Echt genug, um dir eins auf die Nase zu geben! Da ziehe ich hin und begebe
mich in größte Gefahr, während du auf deinem Hintern hockst und Pastete futterst!«
    Udo ließ die Pastete Pastete sein und sauste durch die dreckige Küche. Dann drückte er mich in einer engen Umarmung und schwang mich durch die Luft. »Oh Flora, du bist ein Geschenk der Göttin für müde Augen – ich dachte schon, du kommst nicht mehr wieder!«
    »Setz mich ab!«, befahl ich und hämmerte mit den Fäusten auf seine Schultern. »Ich kriege keine Luft mehr!«
    Meine Worte führten lediglich dazu, dass er mich noch fester drückte, und dann merkte ich, dass ich seine Umarmung erwiderte. Er fühlte sich fest an und wirklich, und meine Augen fingen an zu tränen. Ich heulte wie ein Baby. Es störte mich nicht mehr, dass er mich vor Freude herumschleuderte, aber ich wollte ihn auch nicht ermutigen. Deshalb sagte ich: »Setz mich ab, Udo! Du bringst mir die Haare in Unordnung. Paimon hat sich solche Mühe gegeben!«
    Haare in Unordnung zu bringen ist in Udos Augen eine Todsünde; sanft setzte er mich auf der Kante des Küchentischs ab, trat zurück und grinste mich breit an.
    »Flora! Ich hatte schon die Hoffnung aufgegeben! Du siehst fantastisch aus – woher hast du das Kleid? Und deine Haare – du siehst tatsächlich wie ein menschliches Wesen aus. Ich dachte schon, du wärst für immer weg, oh Flora! Flora – Flora! Stell dir vor: Der Schöne Jack lebt!«
    »Ich weiß, aber woher weißt du es?« Ich rutschte
vom Küchentisch herunter und schüttelte meine Röcke aus.
    »Ich habe ihn gesehen. Er war hier …«
    »Was?!«
    »Ayah. Ich kam also nach Crackpot zurück und hockte die ganze Nacht da und überlegte, was ich tun sollte, aber ich dachte immer wieder: ›Warte noch eine Weile, sie wird gleich kommen.‹ Dann, heute Morgen, gab ich es schließlich auf und dachte bei mir: ›Udo, du hältst das keine Minute länger aus. Du musst selbst nach Mariposa gehen und herausfinden, was passiert ist, und wenn es sein muss, wirst du Axacaya aufschlitzen wie einen Fisch, falls er Flora im Stich gelassen hat.‹ Also dachte ich, ich sollte mich erst noch mit einer Pastete stärken, bevor ich mich auf den Weg mache, und dann wollte ich geradewegs zu Lord Axacaya gehen und mit ihm ein Hühnchen rupfen!«, sagte Udo mit einer Stimme, die mir völlig fremd war. Sie war eiskalt, genauso wie seine Augen. Ich musste an die Vision denken, die ich von Udo als Mann gehabt hatte, von dem zukünftigen Udo, und plötzlich schien mir dieser Udo gar nicht mehr so weit entfernt zu sein.
    »Aber was hat das mit dem Schönen Jack zu tun?«
    »Das will ich dir ja gerade erzählen, Flora, lass mich ausreden: Also, ich war fast fertig mit der Pastete, da klopft es an der Hintertür. Ich gehe aufmachen und da steht dieser Kerl mit zwei Paketen und sagt: ›Ich habe eine Lieferung für Flora Fyrdraaca‹, und ich sage: ›Sie ist nicht da‹, und dann sagt er: ›Nun, du kannst ja für sie quittieren‹, und bringt die Pakete rein – und dann, ganz plötzlich, kommt er mir
bekannt vor. Und da sehe ich, dass es der Schöne Jack ist!«
    »Was hat er gesagt? Hat er erklärt, was passiert ist? Warum ist er frei?«, fragte ich ungeduldig. Ich konnte es nicht glauben: der Schöne Jack, hier in meinem Haus! Und ich hatte ihn verpasst, verflixt noch mal!
    »Er hat gar nichts gesagt, Flora. Er hat nur die Pakete abgegeben und ist wieder gegangen.«
    Meine Erregung verpuffte. »Aber woher weißt du dann, dass es der Schöne Jack war? Vielleicht war es nur irgendein Kurier.«
    »Aber ich habe ihn erkannt, Flora. Ich schwöre dir, es war der Schöne Jack. Ich meine, ich konnte ja schlecht sagen: ›He, sind Sie nicht der Schöne Jack?‹ Er wird doch gesucht und man glaubt, dass er tot ist, und außerdem hätte er es sowieso abgestritten. Aber er war es, ich schwöre, ich habe ihn erkannt. Er hat mir auf dem Weg nach draußen zugezwinkert – er wusste,

Weitere Kostenlose Bücher