Flora Segundas magische Missgeschicke
Kontrolle. Aber er sollte nicht ermutigt werden, und wie du erfahren hast, ist eine große Stärke vonnöten, wenn man einen hungrigen Butler in die Schranken weisen will. Am besten, man geht kein Risiko ein.«
»Wird er weiter verblassen?«
»Er wird bleiben, solange das Haus der Fyrdraacas besteht.«
Ich saß da und versuchte, mein watteweiches Gehirn um Lord Axacayas Worte zu wickeln. Es war mein Wille, der mich zurückgebracht hatte, und dieser Wille war durch meinen Zorn aktiviert worden. So
viel hatte ich begriffen. Aber warum hatte mir Lord Axacaya geholfen? Er war Mamas Feind, oder nicht? Ich hatte mich in der Sache mit dem Schönen Jack gegen ihn gestellt und er wusste es – machte mich das nicht ebenfalls zu seinem Feind?
Ich sagte: »Ich verstehe nicht, Euer Gnaden. Sie sagten, Sie würden mir nicht helfen. Sie sagten, ich sei verantwortungslos und närrisch.«
»Das warst du auch«, antwortete er. »Aber auch mutig. Es war dumm von dir, den Willen deiner Mutter zu missachten und eurem Faktotum zu helfen. Aber der Versuch, Valefor zu befreien, war auch eine beherzte Tat und eine richtige noch dazu. Er mag ein Untergebener sein, aber er ist ein empfindungsfähiges Wesen. Sollte er nicht ebenfalls das Recht auf seinen eigenen Willen haben?«
»Sie haben meiner Familie Schwäche und Versagen vorgeworfen, aber ich bin der einzige Versager. Bitte machen Sie Mama und Poppy keine Vorwürfe für das, was ich getan habe. Ich werde meine Strafe auf mich nehmen, wenn ich muss, aber sie tragen nicht die Verantwortung dafür. Was geschehen ist, ist nicht ihre Schuld.«
»Ich mache dich verantwortlich für dein Handeln; dich und niemanden sonst«, sagte Lord Axacaya. »Was ich über deine Familie gesagt habe – das meine ich ernst. Ich bin kein Freund deiner Mutter und sie ist mir ebenfalls nicht freundlich gesinnt. Aber es gibt eine Redensart: Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Uns eint der Hass auf die Huitzil, unsere unerwünschten Herren; ich habe ebenso wenig Grund, sie zu lieben, wie deine Mutter.«
»Aber«, sagte ich verwirrt, »ich dachte, Sie hätten sich mit ihnen verbündet. Sie tun so, als seien Sie ihr Freund; Sie befolgen all ihre Befehle.«
»Kann ich nicht lächeln und gleichzeitig lügen?«, sagte Lord Axacaya. »Manchmal, Flora, muss man mit dem Schwanz wedeln, bis es Zeit ist, die Zähne zu fletschen und zuzubeißen.«
»Wenn Sie gegen die Brummer sind, warum wollten Sie dann den Schönen Jack haben? Warum haben Sie ihn umbringen lassen? Mama hatte keine Wahl – sie musste sich an den Friedensvertrag halten, ansonsten hätte sie ihr Leben riskiert. Aber Sie? Er war den Huitzil ein Stachel im Fleisch. Er machte kein Geheimnis daraus, dass er sich gegen sie stellte!«, brach es aus mir heraus. Noch während ich sprach, dachte ich: Oh, Flora, du solltest vielleicht besser den Mund halten und nicht alles mit deiner scharfen Zunge verderben. Aber mein Mund blieb einfach nicht geschlossen – ich wollte es wissen. »Warum haben Sie ihn umbringen lassen?«
»Habe ich ihn denn umbringen lassen?«, fragte Lord Axacaya mit einem leisen Lächeln.
»Ich habe es gesehen! Ich sah, wie Ihre Adler ihn zerrissen! Udo war auch dabei – er hat es ebenfalls gesehen.«
»Tatsächlich? Dinge – und Menschen – sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen. Wenn du nichts von Nini Mo gelernt hast, das solltest du zumindest wissen. War sie denn jemals das, was sie zu sein schien? Es genügt nicht etwas zu sehen; du musst auch wissen, was genau du gesehen hast.«
Jetzt war ich verärgert und gleichzeitig drehte sich
mir der Kopf. Warum konnte er nicht einfach sagen, was er meinte? Stattdessen machte er ein großes Getue darum und versuchte, möglichst geheimnisvoll und rätselhaft zu klingen. Was war bloß mit diesen Magiern los, dass sie niemals rundheraus redeten, sondern immer Macht und Mysterium ins Spiel bringen mussten?
Lord Axacaya lachte. »Also schön, dann werde ich es rundheraus sagen – ohne Getue und Geheimniskrämerei: Boy Hansgen ist nicht tot.«
Kapitel 45
Udo. Pastete. Überraschung.
I ch hatte gedacht, die Überraschungen wären alle durch, mich könnte nun nichts jemals mehr überraschen. Aber ich hatte mich geirrt. Wenn Lord Axacaya plötzlich ein Rad geschlagen und sein Haar in Brand gesetzt hätte, hätte ich nicht sprachloser sein können.
»Er ist nicht tot?«, wiederholte ich. »Er ist nicht tot? Warum ist er nicht tot? Ich habe ihn sterben sehen. Ich sah, wie ihn
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