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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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aus schleimigen Klumpen zerschmelzen. Es war ein schreckliches Gefühl, ein Bibbern und Beben, das immer stärker und stärker wurde. Und dann, ganz plötzlich, rückte sich die Welt wieder gerade. Das Haferbreigefühl verschwand. Jetzt fühlte ich mich schwer, nicht beladen mit dem Gewicht der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, sondern – mit meinem tatsächlichen Gewicht, mit dem Gefühl von
Fleisch und Knochen. Ich hielt eine Hand hoch; sie war pummelig und weiß und ich konnte nicht durch sie hindurchsehen. Ich drückte meine andere Hand gegen meine Brust und spürte das leichte Pochen meines Herzschlags. Ich fühlte mich lebendig.
    Ich fühlte mich wirklich.
    Lord Axacaya stand dort, wo der Wirbel gewesen war. Er kam auf mich zu. Jetzt waren seine Augen tatsächlich so schwarz wie Obsidian und sie glühten. Er schlug seine Hände mit einem donnernden Klatschen zusammen, das den Boden unter meinen Füßen ins Wanken zu bringen schien. Ich stolperte rückwärts, weg von ihm.
    Was hatte ich getan? Ich hatte Lord Axacaya das Haferflockenwort entgegengeschleudert, er hatte es überstanden und jetzt würde er mich zerquetschen. Eine kleine Stimme in meinem Kopf sagte: Wenigstens gehst du nicht kampflos. Du hast nicht aufgegeben. Aber diese kleine Stimme war mir nur ein winziger Trost – all meine Mühen waren umsonst gewesen. Ich hoffte nur, dass es nicht allzu sehr wehtun würde. Wenigstens hetzte er nicht die Quetzal auf mich …
    Dann klatschte Lord Axacaya wieder und noch einmal und er sprach mit einer Stimme, die nicht zornig, sondern freundlich klang: »Willkommen zurück in der wirklichen Welt, Flora.« Er lächelte, ein echtes, ehrliches Lächeln. Alle Verachtung und Arroganz waren aus seinem Gesicht verschwunden, das jetzt mit einem Mal viel älter wirkte. Dünne Falten umgaben seine Augen und seine Lippen und sein butterfarbenes Haar war mit silbernen Strähnen durchzogen. Seine Augen waren jetzt tiefschwarz, und doch
schien sich in ihnen schimmernd etwas zu bewegen. Leutnant Sabre hatte also doch recht gehabt.
    »Was ist geschehen?«, fragte ich mit krächzender Stimme. Ich war nicht mehr länger durchsichtig, aber wie kam es, dass ich wieder wirklich war?
    »Du bist wieder du selbst. Du hast deinen Willen zurückgewonnen.«
    »Aber wie?« Jedes Wort fühlte sich in meiner Kehle wie eine Rasierklinge an, und auch meine Lippen waren wund.
    »Du hast dich durchgesetzt. Du hast für deinen Willen gekämpft. Komm, setz dich, wir wollen noch einen Becher Schokolade trinken. Du siehst so aus, als könntest du einen Schluck vertragen.« Er deutete auf die Stühle. Das Tageslicht warf Lichtpunkte auf den Boden, gefiltert durch die Spalten im Holzdach über uns, und hing in kleinen sonnigen Wolken in der stillen Luft. Die Lampions waren erloschen.
    »Indem ich rasend wurde vor Wut? Indem ich das Haferflockenwort ausgesprochen habe?« Schwer ließ ich mich auf den Steinjaguar plumpsen.
    »Das Haferflockenwort?«, fragte er verwirrt.
    »Was ich gesagt habe. Das Grammatica-Wort.« Ich war erleichtert, dass der Becher, den mir Lord Axacaya reichte, diesmal aus polierter Jade bestand und wie eine Blüte geformt war. Die Schokolade schmeckte genauso süß und kräftig wie im Anderswo und sie linderte den Schmerz in meinem Mund und meiner Kehle. Mein Magen knurrte, aber jetzt war es nichts als ganz gewöhnlicher irdischer Hunger, nicht diese unheimliche Gier.
    »Ach, du meinst die Adverbialform des Grammatica-Worts
Krampf? Nein, das war nur ein Ausdruck deiner Wut. Aber du hast es gut ausgesprochen; ich hatte meine Mühe, ihm zu widerstehen. Nein, die Lösung deines Problems waren Konzentration und Willenskraft. Nichts ist mächtiger als dein Wille. Nicht einmal dein kleiner Freund Valefor. Er hat versucht, deinen Willen mit seinem zu verkuppeln, aber das konnte er nur, weil du es zugelassen hast. Niemand kann dich dir selbst rauben, Flora, es sei denn, du erlaubst es. Aber du musstest erst zu dieser Erkenntnis getrieben werden und ich habe den Funken dazu gezündet. Es tut mir leid, dass ich so grob sein musste, aber du warst schon ziemlich weit weg. Ich war nicht sicher, ob zu zurückkommen konntest.«
    »Bin ich immer noch mit Valefor verbunden?«
    »Du wirst immer mit Valefor verbunden sein. Er ist ebenfalls ein Fyrdraaca, und das Band zwischen euch kann nicht zerstört werden. Aber ich würde dir raten, ihm in Zukunft nicht mehr zu gestatten, deinen Willen abzuschöpfen. Er ist hungrig – er hat sich nicht unter

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