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Florentinerpakt

Florentinerpakt

Titel: Florentinerpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner Verlag
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»Hallo, wer stört?«
    »Ich bin Gwen Masterson«, meldete sich eine nett klingende
weibliche Stimme nach anfänglichem Zögern. »Ich bringe gutes Essen für Herrn
Mario …«, offenbar musste sie den Namen ablesen, »Paalinsgi oder
Palsinki. Bin ich da richtig?«
    »Ja, danke, dass Sie so rasch gekommen sind«, antwortete er
freundlicher. Schließlich konnte die Gute nichts dafür, dass Wilma wieder
einmal spinnert war. »In den dritten Stock bitte, Türe Nummer 11.« Oder hätte
er ihr vielleicht entgegengehen sollen?
    Eine Minute später stand sie auch schon vor der Türe. Gwen,
der Prototyp der elfengleichen Angehörigen der gälischen Volksgruppe diesseits
und jenseits des Kanals. Lange rote Haare, die Haut weiß und dünn wie
Porzellan, einige versprengte Sommersprossen da und dort. Oder hießen die im
Winter anders? Dann diese langen, schlanken Glieder. Alles in allem ein Traum
in Pastell, eine wunderschöne Fee aus dem Reiche der Elfen, Drachen und Trolle.
Die personifizierte Versuchung für jeden Mann mit Beschützerinstinkt. Eine
Lichtgestalt aus Avalon. Let
me be your paladin, I am Arthus. Or at least Prince Ironheart.
    Das Wesen wie aus einer anderen Welt trug in jeder Hand eine
große Papiertasche, die sie jetzt abstellte. Dann fischte sie aus der linken
eine Flasche Champagner. »Diese hier ist zwar kalt, aber Vinzenz meint, Sie
können sie noch etwas kühlen. Und das Essen sollten Sie noch zehn Minuten in
dem Backrohr erhitzen.«
    »Aber kommen Sie doch bitte herein, Fräulein Gwen«, meinte
Palinski artig und ertappte sich dabei, wie er unwillkürlich seinen Bauch
einzog.
    Nachdem er das Rohr angemacht und die verschiedenen, mit
Köstlichkeiten sonder Art gefüllten Behältnisse darin deponiert hatte, wandte
er sich wieder der Elfe zu. »Was bin ich Ihnen jetzt schuldig?«
    »Vinzenz sagt, Sie zahlen beim nächsten Mal, wenn Sie ihn
sehen«, richtete Gwen aus.
    »Das ist gut, aber was bekommen Sie fürs Liefern?«
    »Ach«, meinte die junge Frau, »ich habe das gerne gemacht,
wissen Sie, ich bin keine professionelle …«, sie suchte nach dem
korrekten Begriff, »Essenslieferantin. Ich gebe Isabella Englischnachhilfe und
war gerade in dem Restaurant. Da ich ohnehin in Nußdorf wohne und Ihre Adresse
auf dem Weg liegt, habe ich Ihr Essen gerne mitgenommen.«
    Palinski überlegte fieberhaft, ob Gwen die fünf Euro
Trinkgeld, die er ihr geben wollte, eher als Beleidigung werten oder vielleicht
doch annehmen würde. Er entschloss sich, erst einmal abzuwarten und die Lage zu
sondieren. »Darf ich Ihnen wenigstens ein Glas Champagner anbieten?«
    Sie lachte ihn freundlich an. »Danke, an sich sehr gerne.
Aber was wird Ihre Frau dazu sagen? Ich muss auch noch fahren und habe noch
nichts gegessen. Also besser nein, danke.«
    »Meine Frau wird nichts dazu sagen, denn sie hat …,
musste im letzten Moment unerwartet weggehen. Eigentlich mehr verreisen«,
improvisierte Palinski. »Was halten Sie davon, wenn wir eine Kleinigkeit essen
und dann ein Glas Champagner trinken? Es wäre doch schade, wenn das ganze gute
Essen in den Müll wanderte. Und ich würde mich sehr freuen.«
    Das eine oder auch das andere schien Gwen überzeugt zu haben,
denn sie nahm die Einladung an, wieder mit einem ungemein freundlichen Lächeln.
Palinski beschloss, sich gleich morgen intensiv seinem Problem mit Wilma zu
widmen. Jetzt wollte er aber erst einmal gut essen und sich etwas unterhalten.
In allen Ehren natürlich. Das hatte er sich doch wirklich verdient. Oder?

6

     
    Da der Vorlesungsbetrieb an der Universität
bereits letzte Woche in die Weihnachtsferien gegangen war, hatte Florian
Nowotny viel Zeit für Recherchen. Der junge Polizist hatte im August bei der
Jagd auf den von den Medien sogenannten ›Schlächter von Döbling‹ hervorragende
Arbeit geleistet. Nach erfolgreichem Abschluss des makabren Falles * hatte sich Palinski des
enorm talentierten Florian angenommen, ihn zur Dienstfreistellung und zum
Jusstudium überredet und ihm durch den Job und die Wohnmöglichkeit im Institut
auch die materiellen Möglichkeiten dazu geboten. Damit hatte er nicht nur einen
treuen Freund, sondern auch einen gleichermaßen begabten wie auch engagierten
Mitarbeiter gewonnen.
    Florian war wie immer schon früh auf den Beinen und saß
bereits mehr als eine Stunde am Computer, als Axel Rossbach auftauchte.
    »Guten Morgen, Florian«, begrüßte er den Jüngeren, mit dem er
sich noch

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