Florentinerpakt
Glock gewiss gerade erst wieder gesichert
und weggeräumt. Gutenbrunner nahm seine Aufgabe sehr ernst und hatte bereits
zwei Mal bewiesen, dass er unerwünschte Besucher notfalls auch mit Waffengewalt
vom Haus fernhielt.
»Dieser Musch hat es wirklich auf Sie abgesehen«, begann
Brandtner das Gespräch. »Jetzt hat das Labor auch noch Ihren Fingerabdruck auf
einem Glas in der Wohnung dieser Frau gefunden. Nun wird ihn sicher nichts mehr
davor zurückhalten, Sie zu verhaften. Sagen Sie«, dabei blickte er Garber
fragend an, »haben Sie mit Musch schon früher einmal zu tun gehabt? Man muss
fast den Eindruck gewinnen, dass er etwas Persönliches gegen Sie hat.«
Garber blickte betroffen, dann schüttelte er entschieden den
Kopf. »Nein, nicht dass ich wüsste. Ich habe den Menschen nie zuvor gesehen.«
»Es ist fast schon
kriminell, wie der Inspektor alle Hinweise ignoriert, die Sie entlasten«,
stellte ›Fink‹ fest.
»Heißt das, dass Sie nicht von meiner Schuld überzeugt sind?«
Der Banker fasste neue Hoffnung.
»Ja, ich halte Sie für unschuldig. Zumindest nach dem
derzeitigen Stand der Untersuchung.« Er lachte verschwörerisch. »Nur gut, dass
ich so prima Kontakte zum Labor habe und den Musch offenbar kein Mensch will.
So erfahre ich alles und das meistens sogar früher als er.«
Und dann berichtete er im Einzelnen, welche Ungereimtheiten
Musch nicht zu denken gaben.
»Das Sperma, das bei der Mattig gefunden worden ist, stammt
zwar definitiv von Ihnen. So was zu platzieren ist aber kein Problem und schon
öfters vorgekommen. Dazu kommt, dass in Ihrem Blut noch Reste von Flunitrazepam
gefunden worden sind. Die Rückrechnung hat ergeben, dass Sie zum behaupteten
Zeitpunkt der angeblichen Vergewaltigung bereits völlig weggetreten sein
müssen.«
»K.-o.-Tropfen«, sagte Gutenbrunner und bewies damit, dass er
Garbers fragenden Blick richtig gedeutet hatte.
»Dann hat Frau Mattig zwar ein ordentliches Veilchen und ein
paar blaue Flecken im Gesicht, als sichtbares Zeichen dafür, dass sie
verprügelt worden ist«, fuhr Brandtner fort. »Aber im Genitalbereich gab es
keinerlei Anzeichen für eine gewaltsame Penetration, auch keine Abschürfungen
oder sonstige Verletzungen, wie sie bei Vergewaltigungen üblich sind. Dafür
aber einige männliche Schamhaare, die nicht von Ihnen stammen. Das hat die Analyse
eindeutig ergeben.«
»Aber wieso, man hat mich doch gar nicht untersucht oder
Proben vom … aus dieser Gegend genommen«, wunderte sich der Banker.
»Musch hat sich offenbar DNS-taugliches Material in der Bank
besorgt, wahrscheinlich ein Haar aus Ihrer Kopfbürste«, erklärte der Major.
»Musste er ja, sonst hätte man Ihnen das Sperma nicht so eindeutig zuordnen
können. Können Sie sich übrigens an irgendeine Situation erinnern, die zur
Spermaentnahme geführt haben kann?«
Garber zuckte zunächst
hilflos mit den Achseln, dann schien ihm aber etwas einzufallen. »Ich erinnere
mich noch, dass wir quasi in Etappen Bruderschaft getrunken haben. Zuerst haben
wir aus ihrem Flachmann getrunken, etwas später haben wir uns dann geküsst. Und
dann, glaube ich …«, er überlegte oder suchte nach Worten, »hat sie
begonnen, mir den Zippverschluss aufzumachen. Wie es weitergegangen ist, keine
Ahnung.«
»Na, dann ist ja alles klar«, meinte Brandtner. Garber war
sich nicht sicher, ob er richtig kombiniert hatte, wollte aber nicht schon
wieder Fragen stellen, schon gar nicht so eine … peinliche.
»Ist schon überprüft
worden, ob die Frau nicht vielleicht eine Professionelle ist?«, warf
Gutenbrunner ein.
»Also Musch hat nichts in diese Richtung getan, ich habe aber
eine Überprüfung veranlasst«, stellte ›Fink‹ fest. »Die Ergebnisse stehen
allerdings noch aus.«
Was auch noch zu einer typischen Vergewaltigung fehlte, waren
Verteidigungsspuren. »Angeblich hat sich die Frau verzweifelt zur Wehr gesetzt.
Aber es gibt keinerlei körperliche Anzeichen dafür, und unter ihren
Fingernägeln hat es ausgesehen, als ob sie gerade von der Maniküre gekommen
wäre.«
»Und das alles negiert dieser komische Musch?«, wunderte sich
Gutenbrunner. »Der Mann ist entweder völlig inkompetent, oder er beabsichtigt
etwas mit dieser Vorgehensweise.«
»Also so blöd kann er gar nicht sein«, erwiderte Brandtner.
»Ich glaube eher, es geht ihm um eine schnelle, für ihn positive Schlagzeile.
Die bleibt in Erinnerung, auch wenn sich der Fall dann
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