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Florentinerpakt

Florentinerpakt

Titel: Florentinerpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner Verlag
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Ereignisse schlagartig wieder in Erinnerung rief.
    Angenehmer Kaffeeduft stieg ihm in die Nase, aus der Küche
hörte er das Klappern von Geschirr. Bedeutete das, dass Wilma ihm verziehen und
wieder nach Hause gekommen war?
    »Guten Morgen, Mario«, zwitscherte eine Stimme hinter ihm,
»haben Sie gut geschlafen?« Also das war definitiv nicht Wilma. Vorsichtig
drehte er sich in die Richtung, aus der der freundliche Gruß kam. Da war sie
wieder, diese feenhafte Erscheinung, von der er vergangene Nacht geträumt
hatte. Aber was machte sie hier?
    »Ich fürchte, ich habe gestern etwas zu viel getrunken«,
baute er vorsichtig vor. »Guten Morgen, … Gwen«, Gott sei Dank war ihm
der Name gerade noch eingefallen.
    »Das Frühstück ist fertig und das Geschirr abgewaschen«,
berichtete das liebliche Wesen. Palinski konnte sich jetzt zwar wieder
erinnern, dass und warum es gestern Abend erschienen war. Nicht aber, warum
Gwen jetzt schon wieder da war.
    »Haben Sie etwas vergessen?«, erkundigte er sich etwas
einfältig.
    Und da war es auch schon wieder, dieses glockenhafte,
unvergleichliche Lachen, diesmal mit einem etwas verlegenen Unterton.
    »Über unser gegenseitiges Herzausschütten ist es gestern
ziemlich spät geworden.« Gwen reichte ihm ein Häferl mit dampfendem Kaffee.
»Ich war gegen 3 Uhr kurz Hände waschen. Wie ich wieder zurückgekommen
bin, waren Sie schon eingeschlafen. Ich habe Ihnen dann die Schuhe ausgezogen
und Sie zugedeckt. Ich hoffe, das war recht so.«
    Was sollte man dazu viel sagen außer: »Danke.« Der starke
Mann war eingeschlafen wie ein kleines Kind. Ganz schön blamabel. Na,
wenigstens hatte er keine Dummheiten angestellt.
    Gwen war aber noch nicht fertig. »Dann wollte ich gehen. Da
ich aber auch zu viel getrunken habe, habe ich mich da hinten«, sie deutete in
Richtung der Kinderzimmer, »auf ein Bett gelegt. Ich hoffe, Sie sind nicht
böse, dass ich Ihre Gastfreundschaft so ausgenützt habe.«
    »Aber nein«, beruhigte er sie, »das ist doch
selbstverständlich, nicht der Rede wert. Sehr vernünftig, ich hoffe, Sie haben
gut geschlafen.« Langsam kehrte die Erinnerung an Details des gestrigen Abends
wieder zurück. Gwen unterrichtete Deutsch und deutschsprachige Literatur an
einer Schule in Cardiff. Mit dem nächsten Herbstsemester sollte sie als
Lektorin vier Wochenstunden an der Cardiff University übernehmen. Thema der
Vorlesung: ›Deutschsprachige Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts‹.
    »Das ist eine sehr große Chance für mich«, hatte Gwen ihm
anvertraut. »Daher habe ich mir ein Jahr frei genommen, um hier in Wien einige
einschlägige Vorlesungen zu hören und Seminare zu besuchen. Damit ich richtig
up to date bin.« Um sich etwas dazuzuverdienen, gab sie Englischunterricht an
der Volkshochschule und Nachhilfe. »So habe ich Vinzenz Spross kennengelernt,
er wollte Unterricht für seine kleine Tochter.«
    Palinski erinnerte sich auch, anfänglich versucht zu haben,
mit der Schönen von der Insel zu flirten. Dabei hatte es sich ergeben, dass er
immer öfters über Wilma sprach und die Irritationen, die sie beide von Zeit zu
Zeit einholten. Sich aber bisher immer wieder hatten auflösen lassen.
    Gwen war sicher gewesen, dass das auch diesmal gelingen
würde. »Wilmas Verhalten«, sie sprach den Namen wie ›Uilma‹ aus, »ist ja ein
deutlicher Beweis dafür, dass sie Sie noch immer liebt. Oder glauben Sie, eine
Frau würde die Unkomfortablität«, Gwen hatte tatsächlich diesen Ausdruck
verwendet, »auf sich nehmen, ihre warme Wohnung am Abend bei einer
Außentemperatur von unter null Grad zu verlassen, wenn Sie ihr egal wären?«
    Das war ein überzeugendes Argument gewesen. Die Befriedigung
darüber hatte ihn wohl einschlafen lassen.
    Die beiden plauderten noch eine halbe Stunde miteinander und
vereinbarten, dass Gwen noch einmal zum Essen kommen musste, sobald Wilma
wieder da war. »Sie beide werden sich gut vertragen«, vermutete er. »Meine
Frau, ich meine …, ist ja egal, also meine Frau macht an sich das Gleiche
wie Sie, nur eben auf Französisch.«
    Im Nachhinein betrachtet, klang das ein wenig … so
lala, aber Gwens perfekte Kenntnisse der deutschen Sprache beinhalteten diese
harmlosen Zweideutigkeiten ohnehin nicht.
    Nachdem Palinski das zauberhafte Geschöpf von den Nebelinseln
zu seinem Wagen gebracht hatte, einem rechtsgesteuerten Mini mit britischem
Kennzeichen, traf er mit erklecklicher Verspätung in

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