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Florentinerpakt

Florentinerpakt

Titel: Florentinerpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner Verlag
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Notiz: ›Dir.G. Nur für Notfälle 02242/342‹.
    »Ich habe leider nur eine Telefonnummer«, bedauerte sie.
    »Ther gut«, freute sich der Versicherungsmann, »und wie
lautet diethe?« Nachdem er das Gewünschte erhalten hatte, dankte er der Frau
fast überschwänglich und versprach, ihre Verdienste Garber gegenüber nicht
unerwähnt zu lassen.
    Das konnte nicht schaden, freute sich Romana. Auch sie wollte
Karriere machen. Wenn jemand mit so einem Sprachfehler eine Topposition
erreichen konnte, würde sich ihr Silberblick vielleicht auch nicht allzu
negativ auswirken.

     
    *

     
    »Ich glaube, ich kann mich sogar an Sie
erinnern«, meinte Palinski zu Major Brandtner. »Sind Sie nicht in der dritten
Reihe links gesessen, bei meinem Vortrag im Jänner im Austria Center?«
    Brandtner lachte laut auf. »Ihr Gedächtnis möchte ich haben«,
meinte er anerkennend. »Es war wirklich die dritte Reihe. Ich finde übrigens
Ihren Ansatz über die Literatur hochinteressant. Gerade im Bereich der
Kriminalliteratur drängt sich eine gegenseitige Beeinflussung zwischen Realität
und Fiktion nahezu auf.«
    »Das ist genau der Punkt. Nehmen Sie ein ganz aktuelles
Beispiel.« Palinski war in seinem Element. Die beiden saßen in seinem Büro und
waren eben dabei, die Begrüßungsrituale zu beenden, als Margit Waismeier mit dem
Kaffee hereinkam. Als er Palinskis Büroleiterin erblickte, stand er, ganz
Kavalier der alten Schule, auf und stellte sich vor. Margit reichte ihm die
Hand und nannte ebenfalls ihren Namen. Und Palinski erinnerte das Ganze an die
guten alten Zeiten in der Tanzschule Rittmeister Ellmayers. Aber bitte, es war
schön, dass es noch Menschen gab, die sich Zeit für gutes Benehmen nahmen.
    »Gestern hatte ich den Besuch einer sehr engagierten Frau,
der Filialleiterin einer Bank«, fuhr er fort. Er fand, dass Brandtner Margits
Hand nun lange genug gehalten hatte. »Sie hat aus eigener Initiative die
Überwachungsbänder eines Überfalls auf ihre Filiale überprüft und dabei sehr
interessante Beobachtungen gemacht. Und meine Datenbank hat eine Szene aus dem
Roman ›Christmasmurder‹ von Henry A. Tibbits ausgespuckt, die der Realität
dieses Überfalls sehr nahekommt. Nur, dass im Roman keiner der beiden
Weihnachtsmänner erschossen wird. Aber alles deutet darauf hin, dass auch der
reale Überfall nur als Vorwand dazu dienen sollte, den Filialdirektor zu
entführen. Zu welchem Zweck auch immer.«
    »Sagen Sie bloß, Sie sprechen von dem Überfall in der
Obkirchergasse«, warf der Major höchst interessiert ein.
    »So ist es tatsächlich, wie kommen Sie darauf?«
    »Ach«, Brandtner wollte seine Garber betreffenden Karten noch
nicht aufdecken. »Ich habe mit einigen Leuten gesprochen, die damit befasst
sind. Dieser Musch soll sich dabei ja nicht gerade ausgezeichnet haben.«
    »Na ja, der finale Schuss hat ihn natürlich zum ›Helden‹
gemacht«, räumte Palinski ein. »Obwohl mir diese Burschen, die sofort schießen,
eher suspekt sind. Na, und der Rest ist Schweigen. Ein unmöglicher Mensch,
kennen Sie ihn?«
    »So gut, wie man jemanden nach ein paar Tagen kennen kann«,
meinte Brandtner, »aber schon viel zu gut. Ich teile übrigens Ihre
Einschätzung. Aber vielleicht gelingt es uns ja noch, ihn ein wenig Mores zu
lehren. Ich habe schon mit Oberinspektor Wallner gesprochen.«
    »Ach, Sie kennen Helmut?«, meinte Palinski leicht spitz und
war ungewollt ein wenig sauer, weil ihm sein Freund noch nichts davon erzählt
hatte. Aber er hatte ja kaum Gelegenheit dazu gehabt, musste er zugeben.
    »Wallner und ich kennen einander. Immerhin haben sich unsere
beruflichen Wege immer wieder gekreuzt«, erläuterte ›Fink‹ Brandtner. »Aber gut
kennen würde ich das nicht nennen, da sich die Bekanntschaft bisher lediglich
aufs Berufliche beschränkt hat.« Den Major interessierte etwas anderes aber
viel mehr.
    »Sie meinen also tatsächlich, dass der Überfall auf die Bank
möglicherweise dem Ziel diente, Garber, also den Direktor, zu entführen?«,
rekapitulierte er. »Um ihn in der Folge, wer weiß, möglicherweise sogar
umzubringen? Also war es eigentlich nur eine Vorbereitungstat, die gleichzeitig
aber auch die eigentliche Absicht verschleiert. Eine erstaunliche Hypothese.«
    »Ich kann natürlich nicht beweisen, dass es tatsächlich so
war«, dämpfte Palinski die Erwartungen ein wenig, »aber wenn Sie sich die
Videobänder ansehen, spricht doch einiges dafür.

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