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Florentinerpakt

Florentinerpakt

Titel: Florentinerpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner Verlag
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Daumen noch an ein Glas
gepresst, das Sie dann in Ihrer Wohnung platziert haben. Das war der zweite,
besonders dumme Fehler. Ich kenne niemanden, der ein Glas mit nur einem Finger
halten kann. Noch dazu, wenn die Fingerspitze nach unten weist.«
    Danach hatte sie ein Komplize, »Ihr Freund Ralph, wie ich
vermute«, ein wenig verprügelt, »damit Ihr Gesicht Ihre Angaben bestätigt.
Sicher schmerzhaft, aber ohne weitere Spuren dort, wo sie bei solchen
Verbrechen nun einmal aufscheinen.«
    Danach wurde ein wenig gebumst, wahrscheinlich mehr, um der
Sache Authentizität zu verleihen denn aus bloßer Lust. »Ob Sie beide Herrn
Garber vorher oder nachher zum Neustifter Friedhof gefahren und auf dem
Beifahrersitz fast haben erfrieren lassen, weiß ich nicht, noch nicht. Das kann
aber noch einen eigenen Anklagepunkt geben.«
    »Aber wir haben doch extra den Motor …« Zu spät
bemerkte die Frau ihren schrecklichen Lapsus.
    »… laufen lassen. Ja, das haben Sie. Na schön, das wäre
einmal geklärt«, meinte Brandtner scheinbar ungerührt. Innerlich jubelte er
aber und freute sich, dass ihm wieder einmal jemand auf den Leim gegangen war.
    »Wie viel hat Ihnen Herr …«, er zögerte, dann entschied
er sich für den Drittgereihten des Besetzungsvorschlages, »… Mannsbart
eigentlich für diese miese Inszenierung bezahlt?«
    Auch dieser Schuss war ein Volltreffer, denn Marlene Mattig
gab nun endgültig auf. »Keine Ahnung, das hat Ralph ausgehandelt«, sagte sie
tonlos. »Ich habe 1.500 Euro bekommen.«
    Jetzt begann sie wieder zu jammern, sagte etwas, das wie
›Scheiß Ralph‹ klang, der sie immer wieder in Schwierigkeiten brächte. Dann
weinte sie aufs Neue, und diesmal nahm Brandtner es ihr sogar ab.
    »Dabei habe ich so gehofft, dass das mit meiner Heirat
endlich aufhört. Erich ist so ein wunderbarer Mensch, er hat so was wie mich
nicht verdient.« Sie schluchzte und blickte den Major verzweifelt an. »Sagen
Sie mir, was ich jetzt machen soll?«
    Dem Major ging es nicht um Rache, sondern um Gerechtigkeit.
Und er wusste genau, dass die wahren Bösen dieser Geschichte nicht in diesem
Raum waren. Die Frau vor ihm, die ihm mit einer Mischung aus Theater und echter
Verzweiflung fast ein wenig leidtat, war nur das Werkzeug bei diesem
verbrecherischen Mobbing gewesen. Also sehr wohl Täter als gleichzeitig auch
Opfer. Die wahren Schweine hießen Waschill und Mannsbart.
    »Gut«, meinte er, »vielleicht geht’s ja so. Sie gehen sofort
zur Polizei, packen aus und vergessen vor allem nicht, die Rolle, die Ralph und
Mannsbart bei der Sache spielen, ausführlich darzustellen. Dann werde ich alles
versuchen, damit Sie um ein Strafverfahren herumkommen. Garber scheint ein
netter Mensch zu sein, vielleicht verzichtet er ja auf ein Verfahren gegen Sie
wegen Rufschädigung.«
    Er blickte sie eindringlich an und fuhr nach einigen Sekunden
fort. »Oder ich verhafte Sie jetzt und hier, und Sie gehen wegen Behinderung
der Behörden, Vortäuschung einer Straftat und …, na ja, bei drei
Beteiligten kann man wohl auch schon von einer Verschwörung sprechen, also auch
wegen Beteiligung an einer Verschwörung einige Jahre hinter Gitter. Ich glaube
nicht, dass das Ihrem Erich gefallen würde.«
    »Da habe ich ja wohl kaum eine Wahl.« Marlene hatte sich
wieder gefasst. »Gut, ich gehe morgen früh gleich als Erstes aufs Kommissariat
und stelle die Angelegenheit richtig.«
    Brandtner blickte sie
mitleidig an. »Sind Sie so naiv oder halten Sie mich für blöd?«, schnauzte er
die Mattig an. »Mein Angebot gilt genau noch fünf Minuten. Entweder Sie sind
dann so weit, mit mir zur Polizei zu fahren, oder ich nehme Sie fest. Also, es
liegt an Ihnen.« Demonstrativ blickte er auf seine Uhr. »Die Zeit läuft.«
    Bereits vier Minuten später waren der Major und Marlene
Mattig unterwegs zur Polizei. Allerdings nicht zu Inspektor Musch, sondern zu
Helmut Wallner. Immerhin war der immer noch Leiter der Kriminalpolizei am
Kommissariat Döbling. Wenn auch nur für zwölf Tage.

     
    *
     
    Albert Göllner war 78 Jahre alt und vor seinem
Ruhestand 16 Jahre lang Leiter der Kripo Döbling gewesen. Er wurde auch der
›wachsame Albert‹ genannt, weil er seine ›senile Bettflucht‹ jede Nacht dazu
nützte, den Abschnitt der Billrothstraße vor seinem Haus vom Fenster aus zu
überwachen, und auch nicht zögerte, gelegentlich Warnschüsse mit einer
Schreckschusspistole abzugeben. Vor einiger Zeit

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