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Florentinerpakt

Florentinerpakt

Titel: Florentinerpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner Verlag
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jetzt auch der Mann, »aber vorthichtig und
keine falsche Bewegung.«
    Während sich Rossbach
jetzt vorsichtig zuerst mit der rechten Hand in die rechte und dann noch mit
der linken in die linke Hosentasche fuhr, baute sich Tatjana vor ihm auf und
streckte ihre Hand fordernd aus. Und da wusste Rossbach zweifelsfrei, wen er
vor sich hatte, und neuer Zorn durchflutete ihn. »Sagen Sie, gnä Frau«,
hänselte er Tatjana mit eiskalter Stimme, »wie geht es denn dem Baby? Wieso
wollten Sie eigentlich Herrn Garber am nächsten Tag im Krankenhaus vergiften?«
    Im Gegensatz zu dem Mann schien die Frau noch eine Spur von
dem zu haben, was man landläufig unter Gewissen verstand. »Tut mir leid, aber
da wusste ich noch nicht, dass der Herr gar nicht Sie war«, erklärte sie.
    Endlich hatte der Arzt den Schlüsselbund aus der Tasche
gefischt und … schleuderte ihn mitten in den Raum. Die nicht unriskante
Finte funktionierte tatsächlich, denn sowohl Tatjana als auch Winnie wandten
sich kurz vom Doktor ab und stürzten sich auf den am Boden gelandeten
Gegenstand ihrer Begierde.
    Das war auch der richtige Moment für die im Vorraum wartende
Entsatztruppe, endlich aktiv in das Geschehen einzugreifen.

     
    *

     
    Margit Waismeier war sofort nach Palinskis
gebrüllter Aufforderung auf die Straße geeilt und hatte versucht, noch einen
der beiden Kriminalbeamten zu erwischen. Leider konnte sie nur mehr Wallners
Fahrzeug ausmachen, das eben in die Schegargasse einbog. Von Brandtner war
nichts zu sehen, welches Fahrzeug er fuhr, wusste sie nicht.
    Der Major gefiel der Witwe eines Kriminalbeamten sehr gut,
nicht nur als Mann, sondern auch als potenzielle Leitfigur für Markus, ihren
siebenjährigen Sohn. Der war fasziniert von der Arbeit seines Vaters gewesen
und wollte unbedingt später einmal in dessen Fußstapfen treten.
    Aber für solche Gedanken war jetzt keine Zeit, schalt sich
Margit und eilte zurück ins Büro. Nach einigen Versuchen gelang es ihr,
Brandtner zu erreichen, der sein sofortiges Kommen zusagte. Wenig später hatte
sie auch Franca Wallner am Apparat, die ihr zusagte, ihren Mann so rasch wie
möglich zu informieren.
    Unabhängig davon hatte sich Florian Nowotny bereits auf den
Weg gemacht, um Rossbach und Palinski zur Hilfe zu eilen. Hans Garber war nur
mit Mühe davon zu überzeugen gewesen, dass es eine größere Hilfe war, im Büro
zu bleiben als sich Florian anzuschließen, wie der Banker spontan angeboten
hatte.

     
    *

     
    Palinski, der über den als Fluchtweg konzipierten,
alle vier Stiegen verbindenden Dachboden natürlich Bescheid wusste, hatte sich
als grundsätzlich bequemer Mensch zunächst vom Lift in den 4. Stock bringen
lassen. Auf dem Weg zur Stiege 2 waren ihm zum Teil noch feuchte, im
Wesentlichen aber schmutzige Spuren aufgefallen, die von zwei Personen zu
stammen schienen. Falls der Lispler heute paarweise auftrat, bestand
berechtigte Hoffnung, dass er keine Schusswaffe verwendete. Ob man sich darauf
allerdings verlassen konnte, wusste Palinski natürlich nicht. Entschlossen
klammerte er sich an den rund einen Meter langen Schuhlöffel aus Metall, seine
einzige ›Waffe‹. Ob sich die Bösen allerdings davon beeindrucken lassen würden,
bezweifelte er eher. Aber es gab ihm selbst ein ganz klein wenig Sicherheit und
war damit besser als gar nichts.
    Als er das Stockwerk mit der Ordination erreichte, bemerkte
er, dass die Türe lediglich angelehnt war. Das war gut so und erleichterte ihm
das unbemerkte Betreten der Gemeinschaftspraxis. Die Gesprächsfetzen, die ihn
aus einem der hinteren Räume erreichten, ließen die vage Hoffnung zu, dass das
diabolische Pärchen im Moment nicht gerade einer Meinung zu sein schien.
Vorsichtig ging er weiter und … verdammt, ein knarrendes Dielenholz war
jetzt genau das, was er nicht brauchte. Er blieb stehen und wartete auf
irgendeine Reaktion darauf. Aber das Geräusch war offenbar in dem Disput der
beiden untergegangen. Langsam schlich er weiter, den Schuhlöffel jederzeit
einsatzbereit in die Höhe gereckt.
    Jetzt hatte Palinski eine Position erreicht, aus der er über
einen Wandspiegel den Ablauf der Geschehnisse beobachten konnte. Das bedeutete
gleichzeitig natürlich auch, dass er selbst ebenso gesehen werden konnte. Dass
er sich im Gegensatz zu den anderen im Halbdunkel befand, war dabei nur ein
geringer Vorteil.
    Eben warf Axel etwas, das er aus seiner Hosentasche geholt
hatte, zwischen seine

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