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Florentinerpakt

Florentinerpakt

Titel: Florentinerpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner Verlag
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zwei Jahren, und ich habe nicht das
Geringste mitbekommen. Welche Verschwendung.« Dann grinste er. Etwas dümmlich,
für einen seriösen Bankdirektor aber fast schon ferkelig. »Wie könnte ich so
einer Frau wohl Schwierigkeiten machen?«
    »Gut«, stellte der Major fest. »Das ist eine gute
Entscheidung.« Und er meinte es auch so.

     
    *
    Palinski hatte über dem aufregenden Abschluss
des Vormittags fast das Treffen mit der Polizeipsychologin vergessen. Er war
schon immer davon fasziniert gewesen, wie diese Spezies Mensch, egal ob
weiblich oder männlich, es anstellte, aus einigen mitunter zweifelhaften
Informationen ein mehr oder weniger komplexes Bild eines Verbrechers zu
entwickeln, verbindliche Aussagen zu Verhaltensmustern, Motiven und weiterer
Vorgangsweise zu treffen. Und diese Prognosen, er war fast versucht, von
Prophezeiungen zu sprechen, stimmten dann häufig auch noch. Es war
faszinierend.
    Als Palinski im provisorischen Büro Wallners im Amtsgebäude
am Lichtenwerderplatz eintraf, war es bereits 17.15 Uhr. Neben dem
Oberinspektor, der eben inoffiziell von seiner bevorstehenden Ernennung zum
Chefinspektor erfahren hatte und entsprechend freudig erregt war, hatten sich
auch noch ›Fink‹ Brandtner, sein Assistent Lorenz Egger und Dr. Eva Maria
Linsinger-Beitelsheim eingefunden.
    Brandtner war kurz zuvor bei Franz Gutenbrunner im Spital
gewesen und konnte daher aus erster Hand berichten, dass es dem alten Haudegen
erfreulicherweise schon viel besser ging. »Für unser Treffen hier hat er mir
die Information mitgegeben, dass der Mann, der ihn angeschossen hat, einen
Sprachfehler und auf dem Handgelenk der linken Hand zwei Narben hat«,
berichtete der Major. Damit stand nun zweifelsfrei fest, was ohnehin niemand
bezweifelt hatte. Der Mann, der Gutenbrunner angeschossen, und der, der
Rossbach überfallen hatte, waren ein und dieselbe Person.
    »Die beiden Narben am Handgelenk lassen deutlich auf einen
labilen Menschen schließen«, griff Dr. Linsinger-Beitelsheim die Vorlage auf,
»und auf mindestens einen Selbstmordversuch.«
    »Ich habe diese Narben auch gesehen«, fiel Palinski ein. »Und
dann noch, dass der Frau ein Teil des kleinen Fingers gefehlt hat. Im Übrigen
waren beide zu gut maskiert mit Perücken und Sonnenbrillen. Er hatte dazu noch
einen Bart wie Rübezahl.«
    Er konzentrierte sich wieder auf das eindeutige Merkmal. »Ich
bin zwar kein Fachmann, aber die eine Narbe war wesentlich wulstiger, sah
irgendwie ›frischer‹ aus als die zweite. Die war bereits sehr gut verheilt und
nur mehr schwach zu erkennen.«
    »Das würde dann zwei Suizidversuche bedeuten«, stellte die
Psychologin fest. »Übrigens, Herr Palinski«, sie lachte vielsagend. »Was haben
Sie denn unserem Dr.Würmler-Dolm angetan? Wann immer Ihr Name genannt wird,
spuckt er Gift und Galle. Ich denke, er mag Sie nicht.«
    »Na ja«, auch Mario musste grinsen, »er hat ein Problem
damit, dass er immer wieder zu Leuten ein Vertrauensverhältnis aufbauen wollte,
zu denen ich bereits eines hatte. Das hat ihn regelmäßig fürchterlich wütend
gemacht.« *
    »Ja, ja, das kann ich mir gut vorstellen«, meinte die noch
recht passabel aussehende Frau Mitte vierzig. »Eitelkeit und Eifersucht sind
Schwächen, die auch meiner Zunft durchaus nicht fremd sind.«
    »Schön, Frau Dr. Linsinger-Beitelsheim, können Sie vielleicht …«,
begann Wallner, doch die Psychologin unterbrach ihn nochmals.
    »Bitte sagen Sie Linsinger zu mir. Mein Name ist so
lang, dass ich ihn in keinem amtlichen Formular voll ausschreiben kann. Und auf
meiner Kreditkarte steht ›Dr. Angelika Linsinger-Beitel‹. Irgendwie peinlich,
oder? Also nur Linsinger bitte.«
    Die Frau hatte etwas Unbezahlbares, musste Palinski
anerkennen, nämlich Humor. Da konnte sich dieser Würmler-Dolm durchaus ein
Beispiel nehmen.
    »Gut, Frau Dr. Linsinger, können Sie ein kurzes Täterprofil
entwickeln, etwas, das uns hilft, die weitere Vorgangsweise abschätzen zu
können?«, fuhr Wallner fort. »Wir wären Ihnen sehr dankbar.«
    Nachdem die Gruppe die bekannten Fakten nochmals
durchgegangen war, fasste Dr. Linsinger ihre Expertise unter Voransetzung aller
möglichen Wenns und Abers zusammen.
    »Der Mann dürfte sehr labil sein, vielleicht durch ein
übermäßig strenges Elternhaus geschädigt. Irgendwann erfährt er von der
›Siebener-Tontine‹ und den Anspruchsberechtigten. Aus irgendeinem Grund
fürchtet er, dass auch nur

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