Florentinerpakt
Verantwortung dafür zu tragen hatte, dass die Türe
zum Gang nicht verschlossen worden war. »Wäre dieser Mensch von vis-a-vis nicht
plötzlich aufgetaucht, würde sich der Zahnarzt schon längst bei seinen Urahnen
aufhalten«, schimpfte Tatjana sachlich nicht ganz zu Unrecht.
»Ja, warum hatht du dann die Türe nicht zugemacht?«, zeterte
Winnie ebenso berechtigt zurück. »Damit können wir den Plan vergethen. Bith
morgen schaffen wir die beiden nicht. Itht viel thu gefährlich.«
»Dann müssen wir uns eben etwas anderes einfallen lassen«,
stellte Tatjana fest, die sich wieder etwas beruhigt hatte. »Ich habe auch
schon eine Idee.«
Nachdem sie ihm ihre Überlegungen klargemacht hatte und die
beiden die Details durchgegangen waren, meinte Winnie plötzlich: »Ein
einfacher, aber grandiother Plan. Eigenartig, wenn wir daran schon früher
gedacht hätten, hätten wir viel Ärger vermieden.«
»Und vor allem einige Tote«, ergänzte Tatjana trocken.
»Irgendwie wäre mir das sympathischer gewesen.«
»Und wenn schon«, erwiderte Winnie, »no rithk, no fun.« Seine
Geliebte und Komplizin war seit Kurzem manchmal so zickig, fand der Psychopath.
Besonders seit der Ermordung dieses Australiers, wie hatte er noch schnell
geheißen? Da meinte man, man machte ihr eine Freude und erschoss das Opfer
nicht, sondern verwendete einmal etwas Neues, und wieder passte es der Dame
nicht. Nur weil er die Garotte zu fest zugezogen hatte und dabei bis zum Halswirbel
durchgedrungen war. Da war sie ihm fast zusammengeklappt. Er hatte nicht
geahnt, dass Tatjana zu so einem hysterischen Anfall überhaupt fähig war.
»Scheith dich nicht an, Schatzi, wo gehobelt wird, da fallen
halt Thpäne«, versuchte er abzuwiegeln.
»Ach leck mich doch …«, murmelte sie und verweigerte
mehr als zwei Stunden lang jede Kommunikation.
Später besann sie sich wieder, und sie sprachen den Plan für
morgen noch einmal in allen Punkten durch.
10
Major Brandtner hatte in Abstimmung mit allen
Beteiligten Hans Garber bei Palinski zurückgelassen. Florian Nowotny schien ihm
durchaus imstande zu sein, nicht nur Rossbach, sondern auch den zweiten noch
lebenden ›Siebener‹ vor einem Angriff zu schützen, mit dem nach den heutigen
Ereignissen allerdings niemand mehr so richtig rechnete. »Die Luft ist
draußen«, hatte auch Helmut Wallner gemeint. »Das heißt aber noch lange nicht,
dass sich die beiden Irren nicht noch etwas einfallen lassen.«
Ehe Brandtner ging, um sich auch wieder einmal in seinem Büro
zu zeigen, nahm er noch kurz den Bankdirektor zur Seite. Ihm war eingefallen,
dass er Marlene Mattig ein Versprechen gegeben hatte.
»Da wäre noch eine Sache zu besprechen, Herr Garber«, begann
er. »Ich habe der Frau, die Sie der Vergewaltigung beschuldigt hat, zugesagt,
mich bei Ihnen für sie zu verwenden. Das war unter anderem auch der Grund, dass
sie relativ rasch mit der Wahrheit herausgerückt ist und ihre Hintermänner
hingehängt hat.«
Garber lehnte zunächst jeden Gedanken an Nachsicht vehement
ab. »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein, Herr Major. Da wird man von einer Hure
verleumdet, eines Verbrechens bezichtigt, und dann soll man einfach sagen
›Schwamm drüber, es war eh nicht so schlimm‹. Das ist doch nicht Ihr Ernst.«
»Also aus Ihrer Sicht wäre es sicher nicht unvernünftig«,
konterte der Major mit samtweicher Stimme. »Was bringt Ihnen eine
zivilrechtliche Klage schon? Geld haben Sie genug, im Gegensatz zur Mattig.
Auch Ihr Ruf ist noch einigermaßen intakt. Wenn dann aber im Zuge des
Verfahrens pikante Details bekannt werden, dann …« Er überließ sein
Gegenüber geschickt der Macht der Vorstellung.
Garber überlegte einige Zeit, dann meinte er: »Was ist
eigentlich damals geschehen? Ich weiß es nicht, ich war ja völlig weggetreten.«
»Ich war nicht dabei und weiß es daher auch nicht«, erwiderte
Brandtner. »Aber so, wie ich Marlene verstanden habe, hat sie Ihnen zunächst
einmal einen runtergeholt.« Dann ging er weiter auf die technisch-manipulative
Vorgangsweise ein.
»Ich glaube, man kann das auch anders sehen«, sinnierte
Garber, der kurz sogar rot geworden war, nach einer Weile nachdenklich.
»Eigentlich hat diese Frau ja Sex mit mir gemacht. Sehr einseitig, ohne
Vergnügen daran zu haben und mit bösen Hintergedanken, aber immerhin Sex.
Vielleicht sogar guten Sex, von dem ich allerdings nichts gehabt habe.
Immerhin, der erste Sex nach mehr als
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