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Florentinerpakt

Florentinerpakt

Titel: Florentinerpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner Verlag
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beiden Peiniger auf den Boden. Und die beiden reagierten
wie weiland der legendäre Pawlow’sche Hund, sie stürzten sich auf das Ding.
    Bessere Voraussetzungen würde es für sein Eingreifen in
nächster Zeit wohl kaum geben, dachte Palinski und setzte sich entschlossen in
Bewegung. Als Erstes schlug er dem Mann mit äußerster Kraft den
Metallschuhlöffel über das Gelenk der Hand, mit dem er ein Messer hielt. Dann drehte
er sich kurz um und hieb der rechts knienden Frau die Schlüssel aus der Hand
wie Tiger Woods den Ball beim Abschlag zu den All American Masterchips oder wie
das Golfdings sonst heißen mochte.
    Axel Rossbach war inzwischen nicht untätig geblieben und hatte
Tatjana, die offenbar davonlaufen wollte, am Arm ergriffen. »Mit mir nicht, so
nicht«, brüllte er, »Sie bleiben jetzt schön hier, bis die Polizei kommt.« Doch
die Frau dachte nicht daran, klein beizugeben, sondern trat auf Verdacht in die
Richtung, wo es Männern am meisten weh tat. Und sie war erstaunlich erfolgreich
damit. Während sich der Zahnarzt noch am Boden krümmte, war sie bereits
unterwegs zurück zum rettenden Dachboden.
    Palinski dagegen hatte mit
dem lispelnden Mistkerl einen Gegner, der nicht so rasch aufgab. Im Gegenteil,
er versuchte sogar, wieder in den Besitz des gefährlich aussehenden Messers zu
gelangen. Wild entschlossen prügelte Palinski mit der metallenen
Schuhanziehhilfe auf den Mann ein. Dabei merkte er, wie der kleine Scheißer besonders
bei Schlägen auf die rechte Schulter schmerzhaft zusammenzuckte und schließlich
auch immer lauter aufstöhnte. Richtig, fiel ihm ein, bei dem Schusswechsel mit
dem armen Gutenbacher oder wie er hieß war der Arsch ja auch angeschossen
worden. Es war gut, richtig gut, wenn man die Schwachstelle seines Gegners
kannte, dachte Palinski und prügelte entschlossen weiter auf die ganz bestimmte
Stelle ein.
    Endlich gab Winnie den
Versuch auf, wieder ans Messer zu kommen. Dafür fuhr er Palinski an die Gurgel
und versuchte, ihn mit erstaunlicher Kraft zu würgen. Während es unser Held mit
letzter Kraft schaffte, zunächst einmal eine Hand von seinem Hals
wegzubekommen, sprangen ihm zwei Narben am Gelenk des Angreifers ins Auge. Dann
gelang es ihm endlich, sich aus dem Zugriff der zweiten Hand zu befreien.
    Fuchsteufelswild schlug Palinski jetzt wieder und wieder auf
den Kleinen ein. Dem wurde das Ganze langsam doch zu viel, denn er verpasste
Mario noch einen Schlag auf das rechte Auge. Dann sprang er flink auf, trat Rossbach,
der sich eben erst ein wenig erholt hatte und gerade aufstehen wollte, nochmals
in die Seite, rannte durch den Vorraum und dann die Türe hinaus.
    Als Florian eine Minute später und Brandtner gleich danach am
Schauplatz des unwürdigen Geschehens eintrafen, fanden sie zwei vor allem in
ihrer Ehre verletzte Männer vor. Rossbach würde darüber hinaus auch ein, zwei
Tage auf die Freuden körperlicher Liebe verzichten müssen. Aber das machte
nichts aus, seine Frau war ohnehin in Bischofshofen.
    Die Ordinationshilfe Bärbel, die erst gut drei Stunden später
aufwachte, sollte einige Tage danach einer ebenfalls von Schlafstörungen
geplagten Freundin anvertrauen, schon lange nicht mehr so gut geschlafen zu
haben wie die vier Stunden im Wartezimmer Dr. Rossbachs.

     
    *

     
    Wie zwei verletzte Wildtiere in der Steppe zogen
sich Tatjana und Winnie in ihre ›Lodge‹ zurück, um ihre physischen, vor allem
aber die psychischen Wunden zu lecken. Die ›Lodge‹, das war ein kleiner, alter
Hof in Nickelshausen, einem winzigen Ort etwa 20 Kilometer nordöstlich von
Wien. Hier versteckten sie nicht nur sich, sondern auch ihre eigenen und die
jeweils gestohlenen Autos. Darüber hinaus zelebrierten die beiden hier eine Art
›Bonny und Clyde‹-Romantik und sonnten sich gelegentlich im selbst verpassten
Robin-Hood-Image.
    Jetzt war von der üblichen
Seelenverwandtschaft aber wenig zu bemerken. Auf ihrem Fluchtweg zurück zur
Stiege 4, der direkte Weg nach unten war durch den hörbar näher kommenden
Florian Nowotny blockiert gewesen, hatten sich Tatjana und Winnie noch ganz
ruhig verhalten. Auch während des fast zwei Stunden langen Wartens in einer
Ecke des Dachbodens, bis sich die Lage wieder beruhigt hatte, hatten die beiden
kaum ein Wort miteinander gewechselt. Im Auto dann war es aber losgegangen mit
gegenseitigen Vorwürfen und Schuldzuweisungen. Die Diskussion drehte sich vor
allem um die Frage, wer die

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