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Florian auf Geisterreise

Florian auf Geisterreise

Titel: Florian auf Geisterreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: oliver Hassencamp
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deiner Tante.“
    Er machte Florian mit den beiden Schauspielern bekannt, die am Ufer in Klappstühlen saßen, abgepudert und nachfrisiert wurden. Sie sagten einige dümmliche Sätze, bis der kleine Dicke ihn befreite.
    Florian mußte sich ins Boot setzen — ein seltsames Gefühl, das Brett, von der Kugel durchschlagen, wurde gerade entfernt. Ohne Kraft sollte er rudern, nur so als ob, während der Mann mit dem Nylonseil Geschwindigkeit und Kurs nach den Anweisungen des Kameramanns bestimmte.
    „Beim Film wird viel gemogelt!“ erklärte ihm der kleine Dicke.
    „Aber möglichst immer so, daß es keiner merkt.“
    Der Regisseur klatschte in die Hände. „Wir können!“ rief er. Zu Florians Füßen wurde ein Mikrophon ins Boot gestellt. „Schön ruhig sitzen bleiben!“ ermahnte ihn das Mädchen mit dem Drehbuch. „Jetzt kann ja nichts mehr passieren!“
    Die Schauspieler stiegen zu, ein Mann schubste das Boot vom Steg weg, der mit dem Nylonseil hielt es mitten im Weiher an und begann auf Kommando zu ziehen. Florian tat so, als rudere er, die Schauspieler sprachen ihren Text.
    Er machte seine Sache gewissenhaft, blieb ganz ruhig sitzen, doch Herzklopfen vor Freude empfand Florian nicht. Nach dem Nasenstüber vom Schicksal war das eine eher lauwarme Sache.
    Jetzt habe ich begriffen, warum Tante Thekla immer sagt: Nichts erzwingen! Es kommt von selbst, oder es kommt nicht! dachte er kleinlaut. Von meiner medialen Begabung mache ich so bald keinen Gebrauch mehr!
    Dreimal wurde die Szene gedreht. Beim viertenmal mußte abgebrochen werden. Ein Motorengeräusch verpatzte die Tonaufnahme. Aus dem Wagen, der da am anderen Ufer des Weihers hielt, kletterte der lange Fridolin — jemand mußte die Polizei verständigt haben — , und auf der anderen Seite stieg ein vierschrötiger Mann aus: Fridolins Chef und Augusts Freund, Kommissar Oskar Kollo, der Mann, der vor seiner Pensionierung unbedingt noch befördert werden wollte!
    Er nahm sich entsprechend wichtig. Mit schriller, durchdringender Stimme rief er: „Alle Anwesenden hierher! Jeder wird einzeln vernommen. Bis dahin darf nicht mehr gesprochen werden.“
    „Guter Mann, wir haben hier noch etwas Arbeit. Jede Minute kostet Tausende!“ beschwichtigte ihn der kleine Dicke. „Außerdem haben nur wenige den Zwischenfall bemerkt. Ich zum Beispiel.“
    Damit zog er die Aufmerksamkeit des Kommissars auf sich. Der Beamte nahm ihn beiseite, ging mit ihm zu dem Gefangenen an den Wohnwagen, und dort redeten sie erst einmal eine ganze Weile. Dann begaben sie sich zu dem Einschlag im Baum, wo es nicht weniger lang dauerte; die anderen konnten inzwischen Weiterarbeiten. Florian ruderte ein letztes Mal, das heißt, er tat so als ob. Danach hatte er es sehr eilig, an Land zu kommen.
    „Nichts von meiner Tante sagen!“ flüsterte er dem Regisseur zu.
    Der grinste. „Sowieso nicht. Ich bin viel zu neugierig auf den kriminalistischen Scharfsinn des Kommissars. Ich drehe ja selbst ab und zu Krimis und finde immer, daß die Beamten im Film viel zu klug sind!“
    Der Regisseur wandte sich dem Kameramann zu, da kam Fridolin. „Falls deine Tante die Sache hat kommen sehen, sag bloß nichts!“ raunte er Florian zu. „Dann hätte Kollo einen Grund, sie zu verhören, und ihr werdet ihn nicht mehr los!“
    „Danke.“ Florian grinste an Fridolin hinauf. „Wir wissen von überhaupt nichts. Ich hab den Schuß für das Klopfen eines Spechts gehalten.“
    „Zur Beförderung reicht’s eh nicht.“ Fridolin winkte ab. „Der Schütze ist ein altbekannter Wilderer. Aber unser Oberoskar muß natürlich eine Staatsaktion draus machen.“
    Diesen Eindruck gewannen alle, die vernommen wurden. Ihre Aussagen fielen entsprechend sparsam aus.
    „Wo haben Sie sich aufgehalten, als der Schuß losging?“ fragte der Kommissar jeden und folgerte aus der Antwort, ob ein Verhör nötig sei.
    Schlagfertigkeit bewies das Mädchen mit dem Drehbuch: „Ich habe an siebenundzwanzig Kriminalfilmen mitgewirkt, ich höre Schüsse überhaupt nicht mehr!“
    „So, so!“
    Zu guter Letzt, die Vernehmung war abgeschlossen, wandte sich Kommissar Kollo an Florian. „Hast du auch etwas gehört oder gesehen?“
    Florian schüttelte den Kopf. „Ich bin erst gekommen, wie’s gekracht hat. Ich dachte, das gehört dazu. Ich kenne ja das Drehbuch nicht.“
    „So, so!“ sagte der Fettkloß.
    Weil der Regisseur ihm für diese Antwort zuzwinkerte und Florian sich darüber freute, war er bei der nächsten Frage

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