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Florian auf Geisterreise

Florian auf Geisterreise

Titel: Florian auf Geisterreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: oliver Hassencamp
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Schütze gefaßt.“
    „Gut“, sagte der Regisseur. „Und dann ruderst du. Also geh dich schnell umziehen.“
    Ohne ein weiteres Wort trabte Florian los. So müssen Unterredungen verlaufen, knapp und ohne unnötige Fragen. Er fühlte sich leicht. Die Melodie von vorher ging ihm wieder im Kopf herum, und schon kribbelte es in der rechten Hand, da blieb er plötzlich mitten im Lauf stehen.
    Hat er mir jetzt geglaubt oder nicht? Die Warnung nimmt er anscheinend ernst. Zumindest ist er vorsichtig. Aber nach dem Schuß... Klasse Idee! Darauf war ich nicht gekommen! Jetzt konnte sich Florian freuen. Im 400-Meter-Tempo rannte er weiter, um ja nichts zu versäumen.
    Einmal verlangsamte er seinen Lauf noch. Ihm fiel ein, was wohl geschehen wäre, wenn er seine Tante nicht gesprochen hätte. Aber das gehörte fest dazu. Auf dem Rückweg, in Hemd und Hose, sah er wieder einen Mann auf dem Waldweg stehen.
    „Hintenrum!“ sagte der. „Hier kannst du nicht weiter, sonst bist du im Bild.“
    Dann hat es schon angefangen! kombinierte Florian. Wenn ich weitergehe, dann sähe das aus, als ob im Theater ein Unbeteiligter im Hintergrund über die Bühne läuft. Florian nickte und ging zwischen den Bäumen durch zu den Wohnwagen.
    In Ufernähe stand die Kamera, daneben der Regisseur und das Mädchen mit dem Drehbuch. Seitlich dahinter lehnte der kleine Dicke an einem Baum.
    Hier wird die Kugel einschlagen! Florians Puls, der sich gerade vom Lauf beruhigt hatte, legte wieder zu.
    Vor dem Dicken kauerte ein weiterer Mann. Auf einen Wink des Mädchens zog er, Griff um Griff, an einem kaum zu sehenden Nylonseil, und ohne Ruderschlag näherte sich das Boot dem Steg. Bequem gegen die Rücklehne der hinteren Bank gelehnt, sprachen ein Schauspieler und eine Schauspielerin den vorgesehenen Text.
    Die Ruderbank war nicht besetzt. Offenbar mit einem Nagel befestigt, lehnte ein schmales Brett daran, das in der Höhe einem sitzenden Ruderer entsprach.
    „Was ist denn das Komisches?“ fragte Florian einen Mann, der auf einer Kiste saß.
    „Nur eine Probe!“ antwortete er. „Sie wollen sehen, wie weit ein Ruderer die beiden Darsteller verdeckt.“
    „Super!“ Florian meinte damit nicht die Probe, sondern die Umsicht des Regisseurs. Er hatte die Warnung beherzigt, aber nicht verbreitet. Wie gewöhnlich befanden sich alle auf ihren Plätzen, das vermutliche Schußfeld war frei.
    Griff um Griff zog der Mann an dem Nylonseil, ohne jede Bugwelle, wie eine Nußschale folgte das Boot; die Schauspieler spielten eine Auseinandersetzung, die mit höflichen Sätzen unterdrückt wird. Aller Blicke waren auf die Szene gerichtet, nur der Regisseur schaute in die Gegend. Und Florian.
    Sollte das eintreten, was Tante Thekla vorausgesagt hatte, mußte es jetzt geschehen, eigentlich schon geschehen sein, wenn man eine gedachte Linie aus dem Wald über das Brett im Boot zu dem Baum zog, an dem der Dicke lehnte, im guten Glauben, er habe sich freiwillig hier hingestellt.
    Da krachte es.
    Florian sah von dem Brett im Boot ein kleines Stück wegfliegen. Ziemlich weit oben. Er bekam eine Gänsehaut. Das wäre ins Auge gegangen, im wahren Wortsinn.
    Der Schreck folgte dem Schuß mit Abstand, wie der Donner dem Blitz. Als seien die Ameisen los, redete und rannte alles durcheinander.
    „Vorsicht! Da muß ein Jäger sein!“
    „Hoffentlich keine Treibjagd!“
    „Quatsch. Ist ja gar nicht die Jahreszeit!“
    Chauffeure und Techniker schwärmten aus, in den Wald, die Schauspielerin wäre fast ins Wasser gefallen.
    Nur drei behielten die Ruhe.
    „Jemand verletzt?“ fragte der Regisseur.
    „Hier!“ rief der Dicke. „Der Baum.“ Und er hielt ein Stück Rinde hoch, das unmittelbar neben ihm abgesplittert war.
    „Ja, im Grenzwald ist immer was los!“ bemerkte Florian.
    Doch niemand hörte ihm zu. Laute Stimmen aus dem Wald lenkten alle ab. Zu fünft brachten sie einen verstörten Mann mit Lederjacke. Einer hielt dessen Gewehr hoch, als sei es ein Pokal. Mit Draht fesselten sie ihm die Hände an die Deichsel eines der Wohnanhänger, umdrängten und beschimpften ihn.
    Ein seltsames Gefühl beschlich Florian: Mit diesem Würstchen bist du zusammen in derselben Schicksalsrunde. Nur wüßtest du’s normalerweise nicht!
    Der Regisseur stand plötzlich vor ihm. Lang sahen sie einander an, wie zwei Freunde, die gemeinsam eine Gefahr gemeistert, weil sie die Nerven behalten hatten.
    Dann sagte der Umsichtige: „Jetzt bist du dran! Und in der Mittagspause möchte ich zu

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